Rückblick Kreisbauerntag BGL
mit Kabarett und Meisterehrung
Bericht von Maria Horn
Der Kreisbauerntag des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Kreisverband Berchtesgadener Land hatte heuer erstmals ein neues Konzept. Nicht politische Themen und ein Fachreferent bildeten den Kernpunkt des Abends, sondern Kabarettist Stefan Schimmel, und das unter freiem Himmel am Teisenberg, gleich neben dem qualmenden Kohlenmeiler. Bei der Veranstaltung mit weit mehr als 200 Gästen sorgte die »Vierschupfmusi« für die Musik.
»Dass wir beim Kreisbauertag mal ein lockeres Programm fürs Gemüt machen und keine politischen Themen auf den Tisch bringen, das war schon die Intention von meinem Vorgänger Schorsch Baumgartner«, sagte Kreisobmann Hans Gruber. Kreisbäuerin Maria Krammer an den Leitspruch der Landfrauen »Wir arbeiten in Kreisläufen und denken in Generationen«. Sie animierte, auch dann nicht den Mut zu verlieren, wenn Anliegen aktuell scheinbar ungehört bleiben. »Wir müssen dranbleiben«, so ihre Devise. Bevor es nun kabarettistisch wurde, stellten sich die beiden neuen BBV-Geschäftsführer Dr. Tanja Sigl und Martin Huber kurz vor.
Stefan Schimmel sagte, er habe schon von Kind auf eine Verbindung zum heutigen Kreisobmann, denn sie seien sozusagen beinahe Nachbarsbuben gewesen. Schimmel lobte das idyllische Ambiente: »Es ist ein wunderbarer Sommerabend, hinter mir raucht der Kohlenmeiler, Dammwild äst in seinem Gehege – und ich schaue auf die A 8«. Schimmel nutzte die Situationskomik und hatte für Anwesende stets den passenden Spruch auf den Lippen.
So erfuhr das Publikum, dass Schimmel ein Freund der Ironie ist, um dann gleich ein passendes Beispiel anzuführen. »Unternehmer Max Aicher und ich, wir haben beide ein Konto bei der Volksbank, und wir zahlen beide dieselben Kontoführungsgebühren«. Schimmel weiter: »Wenn jemand in Berchtesgaden ein Konto eröffnet, dann braucht er nicht zu unterschreiben – er muss nur bei den Namen 'Brandner', 'Renoth' oder 'Stangassinger' ein Kreuzchen machen. Das Publikum erfuhr weiter, dass am 13. September Physiker und Wissenschaftler aus der gesamten Welt ins Achthal reisen werden, weil dort für sieben Sekunden die Sonne scheint.
Mit Wortwitz und Situationskomik unterhielt er die Gäste, eingeflochten in sein Programm waren die Grußworte der Ehrengäste. Dazu wurden diese der Reihe nach als Interviewpartner auf die Bühne gebeten. Landtagsabgeordneter Michael Koller brachte den Dank für die zeitintensive Arbeit der Landwirte zum Ausdruck für die Lebensmittelproduktion.
Der neue Leiter des Traunsteiner Amts für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF), Michael Kaiser, meinte auf die Frage, was ihm an den Bauern gefalle: »Weil sie so san, wie sie san. Des san ganz normale Leid, mi denen man reden kann«. Bauerverbands-Bezirkspräsident Ralf Huber sagte: »Die Bauern sind die wichtigsten Leute«.
Der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Rupert Quehenberger brachte die freundschaftliche Verbindung zwischen »hüben und drüben« ins Spiel und Landrat Bernhard Kern unterstrich die Bedeutung der Landwirtschaft für das Berchtesgadener Land.
Im Rahmen eines Kurzinterviews bekam auch neue Bezirksbäuerin Irmgard Posch aus dem Landkreis Erding Gelegenheit, sich kurz vorzustellen. Die Hauswirtschaftsmeisterin bewirtschaftet mit ihrer Familie einen Milchviehbetrieb. Mit kurzweiligen Interviews und launiger Satire, bei der sich Stefan Schimmel auf die musikalische Begleitung von Gitarristen Volker Schach stützte, verging die Zeit wie im Flug.
Der Kreisbauerntag wurde auch genutzt für die Meisterehrungen. Kreisobmann Hans Gruber wies dazu auf die schwierigen Voraussetzungen hin, denn die Absolventen hatten ihre Ausbildung während der Coronazeit durchlaufen. »Es war ein hoher Anspruch und unsere jungen Leute haben eine qualitativ hochwertige Meisterausbildung absolviert, die leider eher einer akademischen Ausbildung ähnelt, die eine sehr hohe Anforderung an das Meisterprojekt stellt.« In diesem Zusammenhang wünschte er mit einem Blick auf AELF-Leiter Michael Kaiser mehr Praxisnähe. Die Absolventen sind Markus Dusch (Ainring), Thomas Gruber (Bad Reichenhall), Michael Haslberger (Teisendorf), Leonhard Lamminger (Teisendorf) und Elias Rudholzer (Laufen).
Kreisobmann Hans Gruber informierte, der Kreisverband Berchtesgadener Land werde den Artikel 45 nicht unterstützen (darin sollen Qualität und Lieferzeit für ein Produkt festgelegt werden, bevor es den Besitzer wechselt).
Zum geplanten Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung sagte er, die Pläne zur Haltungsformenkennzeichnung bringen für das Berchtesgadener Land große Probleme, denn aufgrund der Kombihaltung werde nur »Haltungsstufe 2« erreicht.
Als »heißes Eisen« bezeichnete Gruber die Düngeverordnung – aufgrund der Flächenbeschaffenheit sah er enorme Schwierigkeiten. Außerdem forderte er: »Die Kernsperrfirst muss weg. Sie ist nicht mehr zeitgemäß«. Auch für den Wegfall der Kennzeichnungspflicht bei Gentechnik und das Naturwiederherstellungsgesetz gebe es Anlass zum Handeln. »Wir dürfen nicht warten, bis alles ausdiskutiert ist. Wir müssen schon im Vorfeld unsere Wünsche und Forderungen einbringen«. mh