Standortpolitik für regionale Landwirtschaft nötig
Entscheidende Phase der Koalitionsverhandlungen: BBV bekräftigt Forderungen
27.03.2025 | Am 24. März 2025 haben die 16 Arbeitsgruppen die erste Phase der Koalitionsverhandlungen und damit ihren Teil der Arbeit abgeschlossen. Jede Arbeitsgruppe hat unter Maßgabe strenger Vertraulichkeit ihre Ergebnisse und auch Dissenspunkte abgeben müssen. Seit diesem Freitag wird auf oberer Verantwortungsebene von CDU/CSU und SPD mit dem Ziel weiter beraten, einen gemeinsamen Koalitionsvertrag zu erreichen.
Bauernpräsident Günther Felßner war im Team der Union bei der Arbeitsgruppe „Ländliche Räume, Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt“ in der zehntägigen Arbeitsgruppenphase aktiv, um Anliegen und Sichtweisen einzubringen. „Für CDU/CSU und SPD besteht nach wie vor die große Verantwortung, eine Koalition für einen sach- und zielorientierten Politikwechsel anzugehen. Nur mit einem spürbaren und rasch wirksamen Politikwechsel für die gesamte Wirtschaft, für Sicherheit und für Stabilität kann es einer neuen Bundesregierung gelingen, Vertrauen in eine zukunftsorientierte Politik aufzubauen", sagt Carl von Butler, Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes.
„Mit dem Koalitionsvertrag müssen die Grundlagen für eine Standortpolitik pro Land- und Forstwirtschaft, pro Bioökonomie sowie pro Nutztierhaltung in Deutschland vereinbart werden“, erklärt Butler. Dazu bekräftigt er erneut einige Sofortmaßnahmen, insbesondere: • Vereinfachungen, Abbau der Dokumentationspflichten und Korrektur überzogener Gesetzesregeln auf Bundesebene (z.B. Düngeverordnung) • Ernährungssicherung als Staatsziel ins Grundgesetz • Reduzierung der Steuer für Agrardiesel mindestens auf europäisches Durchschnittsniveau • Steuerfreistellung von regional erzeugten Biokraftstoffen und nicht-fossilen Kraftstoffen für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge • Fördermaßnahmen für energieautarke Bauernhöfe • starkes, erweitertes Budget der Gemeinsamen Agrarpolitik bei den Verhandlungen zum EU-Haushalt • Schaffung des Bundesministeriums für Ernährung, Land- und Forstwirtschaft, Bioökonomie sowie Ländlicher Raum.
Die Mitglieder der Präsidentenkonferenz des Bayerischen Bauernverbandes und des Landesvorstands der Landfrauen hatten im Vorfeld einen 5-Punkte-Katalog an Sofortmaßnahmen erarbeitet, die als erste Schritte für den erforderlichen Politikwechsel einer neuen Bundesregierung aufzugreifen sind.
"Das Wahlergebnis drückt den klaren Willen der Mehrheit aller Wähler für einen Politikwechsel aus. Durch dieses Ergebnis haben nun gerade die Parteien der demokratischen Mitte - Union und SPD - die Verantwortung, eine Koalition für einen sach- und zielorientierten Politikwechsel anzugehen. Nur mit einem spürbaren und rasch wirksamen Politikwechsel für Wirtschaft - einschließlich der Land- und Forstwirtschaft, für Sicherheit und für Stabilität kann es einer neuen Bundesregierung gelingen, Vertrauen in eine zukunftsorientierte Regierungspolitik aufzubauen. Dies ist auch mit Blick auf internationale Geschehnisse dringend erforderlich", sagt von Butler.
Aus Sicht des Bayerischen Bauernverbandes müssen jetzt nach der Wahl endlich wieder Perspektiven und Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland, seine Wirtschaft und seiner Landwirtschaft geschaffen werden. „Mein Angebot ist es, als Teil der Bundesregierung dafür zu sorgen, dass die Land- und Forstwirtschaft eine gute und nachhaltige Zukunft hat. Und dass es gelingt, das enorme Potenzial der grünen Branche zu heben“, sagt Felßner. Der Bauernverband hat die Verantwortlichen von Union und SPD aufgefordert, jetzt schnell eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Sollte Felßner tatsächlich Minister werden, wird er seine Ämter mit sofortiger Wirkung niederlegen, Nachwahlen wären nötig.
Bäuerliche Familienbetriebe und ländliche Räume als Stabilitätsanker von Wirtschaft und Gesellschaft stärken!
Zu Beginn der Legislatur muss die neue Bundesregierung bereits klare positive Zeichen in Richtung des land- und forstwirtschaftlichen Sektors als systemrelevante Branche setzen. Das Agribusiness in Deutschland steht mit 4,6 Millionen Erwerbstätigen für jeden 10. Arbeitsplatz. Ein Arbeitsplatz in der Landwirtschaft sichert acht weitere im vor- und nachgelagerten Bereich. Die Bundespolitik muss für die Land- und Forstwirtschaft zukunftsfähige Rahmenbedingungen schaffen. Nur so kann sie Teil der Lösung der gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen sein, um bei folgenden Zielen voranzukommen:
Ernährungssicherung
Erneuerbare Energien
Bioökonomie und Dekarbonisierung
Ressourcenschutz und Biodiversität
Zukunftsfähige Standortpolitik pro Land- und Forstwirtschaft
Die Bäuerinnen und Bauern sowie gerade auch Junglandwirte/-innen brauchen nationale Rahmenbedingungen, die für familiengeführte land- und forstwirtschaftliche Betriebe Wettbewerbsfähigkeit sowie Planungssicherheit sicherstellen, die wieder zu Investitionen motivieren und die in der vielfältigen Zukunftsbranche Land- und Forstwirtschaft generationenübergreifende Perspektiven bieten.
Das erwartet der BBV: 5-Punkte-Katalog - Sofortmaßmaßnahmen
Angesichts der laufenden Koalitionsverhandlungen für eine neue Bundesregierung bekräftigen die Mitglieder der Präsidentenkonferenz und des Landesvorstands der Landfrauen einen 5-Punkte-Katalog an Sofortmaßnahmen durch die neue Bundesregierung:
Wirksame Vereinfachungen, Abbau der Dokumentations-, Nachweis-, Kontrollflut und Korrektur überzogener Gesetzesregeln auf Bundesebene (z.B. Düngeverordnung) und auch entsprechender Einsatz auf EU-Ebene für weitere Vereinfachungspakete; zudem ist die Pflicht zu verbindlichen Vorab-Folgeabschätzungen und Praxischecks bei Vorhaben und Umsetzungen der Bundesministerien einzuführen.
Aufnahme der Ernährungssicherung als Staatsziel ins Grundgesetz sowie entsprechende Umsetzungsmaßnahmen.
Steuerfreistellungvon regional erzeugtenBiokraftstoffen und nicht-fossilen Kraftstoffen sowie Reduzierung der Dieselsteuer mindestens auf europäisches Durchschnittsniveau; dies jeweils für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge. Fördermaßnahmen für energieautarke Bauernhöfe z.B. Elektrifizierung der Innenwirtschaft.
Einsatz für eine starkes, erweitertes Budget der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bei den Verhandlungen zum mehrjährigen Finanzrahmen auf EU-Ebene.
Schaffung des Bundesministeriums für Ernährung, Land- und Forstwirtschaft, Bioökonomie sowie Ländlicher Raum; Der Arbeitsschwerpunkt des Ministeriums ist auf eine vor allem ökonomisch nachhaltige Land- und Forstwirtschaft sowie auf wirtschaftlich stabile ländliche Räume auszurichten. Zudem sind ein Beirat nur aus praktizierenden Landwirten/-innen sowie auch Regionalkonferenzen für Praxischecks einzurichten.
10-Punkte Katalog - Forderungen zu den Koalitionsverhandlungen
Hier steht Ihnen die Sofortmaßnahmen und die Sondierungsanliegen des BBV für die Koalitionsverhandlungen 2025 zum Download bereit:
Ergänzend zu den Wahlanliegen für die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 sind die Positionspapiere des Bayerischen Bauernverbandes unter www.BayerischerBauernVerband.de/Positionen zu speziellen Themen und in Bezug auf Detailanliegen zu berücksichtigen.