Ja zu Almen und Alpen
© (c) BBV

Ja zu unseren Almen und Alpen!

#daswäreweg: Wie das geplante Tierschutzgesetz die Bergwelt verändern würde

05.08.2024 | Blühende Almwiesen, neugierige Kühe hoch am Berg, ein kühles Getränk, Brezn und hausgemachten Obazda auf der Almwirtschaft? Was wir an der bayerischen Bergwelt lieben, ist in Gefahr: Welche Folgen das geplante Tierschutzgesetz hätte und was ihr für ihren Erhalt tun könnt.

Wenn das neue Tierschutzgesetz im Herbst 2024 ohne Änderungen beschlossen wird, hätte das gravierende Folgen für die gesamte Landwirtschaft der Almen und Alpen. Denn die meisten Betriebe, die ihre Rinder den Sommer über auf den Bergwiesen haben, sind Kleinstbetriebe. Das heißt: wenige Tiere, mit Ställen meist mitten in engen, historisch gewachsenen Ortskernen. Die hohen Anforderungen, die das geplante Gesetz an sie stellt, könnten gut zwei Drittel dieser Tierhalter nicht erfüllen; dafür fehlt es ihnen an Platz und Ressourcen, wie unsere Almbäuerinnen hier aufzeigen. Wenn diese Betriebe aufgeben, verschwinden ihre Tiere aus den Almwiesen, aber das ist noch nicht alles. Mit ihnen verschwinden Artenvielfalt, schöne Aussichten und Rastmöglichkeiten, hochwertige regionale Lebensmittel, dörfliche Strukturen im Tal und vieles mehr.

© (c) BBV Ohne Beweidung verschwindet das Ökosystem Alm mit seiner Artenvielfalt

Ciao, Artenvielfalt

Warum ist Beweidung so wichtig für die Artenvielfalt?
Extensiv beweidete Wiesen, die nicht gemäht werden, bergen eine einzigartige Artenvielfalt: Blumen, Kräuter, aber auch eine überbordende Insektenvielfalt und -menge. Viele von ihnen sind gefährdete und geschützte Arten. Ein Grund für die außerordentlich hohe Biodiversität ist das enge Nebeneinander unterschiedlicher Lebensräume, die durch die Beweidung strukturreicher Almwiesen entstehen. Zudem beherbergen und ernähren die Kuhfladen von Weiderindern ein wertvolles Insektenaufkommen, das wiederum Nahrungsgrundlage für Vögel ist.

Wenn solche Wiesen nicht mehr von Tieren gepflegt werden, verschwindet dieser Naturraum. Mit ihm gehen auch Flora und Fauna dieser besonderen, Jahrhunderte alten Kulturlandschaft verloren. Das Land überwuchert, verbuscht, und wird schließlich zu Wald.

© Simone Rappel / BBV Artenvielfalt durch Beweidung auf einer Wiese der Mordauer Alm
Almwiesen bilden einzigartige Ökosysteme, die ohne Beweidung binnen weniger Jahre verschwinden.

Düstere Aussichten

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts
Hoch hinaus wandern, um bis zur Baumgrenze den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen: Ohne ausreichende Beweidung der Almen und Alpen verbuschen diese Flächen, bis sich binnen zehn bis zwanzig Jahren wieder Wald dort breit macht. Zu sehen gäbe es dann nach stundenlanger Waldwanderung erst wieder am Gipfel etwas – nicht besonders aufregend, oder?

 

© Simone Rappel / BBV Mit Unkraut und Buschwerk geht es los, am Ende steht der Wald: Ohne Beweidung degradieren Almwiesen und verkommen auch Wanderwege
Kein Durchkommen mehr: Ohne die Alm- und Alpwirtschaft verbuschen Wiesen und Wege.

Bequem geht anders
Nicht wenige der Wege, die für Bergwanderungen gerne genutzt werden, sind eigentlich Wirtschaftswege, die von Alm- und Alpbauern und -bäuerinnen mit in Schuss gehalten werden – meist unbemerkt von der Öffentlichkeit. Wenn diese Betriebe aufhören, werden intakte und gepflegte Wege zur Glücksache. Vorausgesetzt, man möchte überhaupt noch Wandern gehen, denn:

© Simone Rappel / BBV Deftige Brotzeit auf der Alm
Auch die beliebte deftige Brotzeit auf der Alm würde nach einem Ende der Almbetriebe der Vergangenheit angehören.

Deftige Brotzeit auf dem Weg zum Gipfel? Fehlanzeige
Kleine Alm- und Alpwirtschaften sind unter Wanderern beliebt als gemütliche Raststation, und das zu Recht: Bei einem kühlen Getränk und einer Brotzeit mit Käse aus eigener Herstellung lässt es sich schließlich bestens verschnaufen und neue Kräfte sammeln für den weiteren Aufstieg. Müssen diese Landwirte ihre Tiere aufgeben, ist Schluss mit all der Gastfreundlichkeit und handgemachten Köstlichkeit. Einsam und unwirtlich wird es dann in der Bergwelt - und im Supermarktregal ein bisschen leerer.

© BBV Braunvieh auf artenreicher Alpwiese - Ohne Kombihaltung bald Geschichte

Es geht bergab

Erosion: Muren- und Lawinengefahr 
Bergwiesen werden ohne Beweidung anfällig für Erosion: Grund dafür ist die zunächst dünner werdende Humusschicht in der Phase der Verkrautung und Verbuschung. In dieser Zeit sind entsprechende Hänge besonders anfällig für Erdrutsche und Auswaschungen. Und bereits zu langes Gras, das nicht durch Weidetiere kurz gehalten wurde, stellt eine Gefahr dar: Nämlich dann, wenn es im Winter vereist und Lawinen als Rutschfläche dient, die dann auf ihrem Weg ins Tal komplette Grasnarben mitreißen.

Pfiat di, Klimaschützer Weideland 
Grünland ist ein wichtiger Klimaschützer, denn es speichert Kohlenstoff und dient als Kohlenstoffsenke. Wenn beweidete Wiesen degradieren, verlieren sie nach und nach ihre wertvolle Funktion.

© BBV Bergwelt ohne Almen und Aussicht

Das brauchen unsere Alm- und Alpbauern

Für den Erhalt der einzigartigen Biodiversität der Bergwiesen brauchen wir unsere Alm- und Alpbauern. Schon jetzt kämpfen diese mit Herausforderungen wie dem Klimawandel oder gehäuften Wolfsrissen. Und mit den Anforderungen des Tierschutzgesetzes in der jetzigen Fassung wäre es für viele endgültig aus. Das muss nicht sein: Unsere Almen und Alpen brauchen den Fortbestand der bewährten Kombinationshaltung!

Was ihr tun könnt:

  1. Teilt unser Anliegen
    Folgt dem BBV auf Instagram oder Facebook und teilt unsere Postings zu Tierschutzgesetz und Kombihaltung. 
  2. Sagt es weiter!
    Freunde, Familie, Nachbarn und Bekannte: Wenn euch der Erhalt der Bergwelt, wie wir sie kennen, am Herzen liegt, dann teilt unser Anliegen. 
  3. Unterstützt Tierschutz mit Sinn und Verstand
    Unterschreibt hier die Kampagne für den Erhalt der bewährten Kombihaltung und sinnvollen Tierschutz. Damit unsere Almen und Alpen eine Zukunft haben! 
  4. Schreibt euren Abgeordneten
    Der Erhalt von Almen und Alpen ist in der Politik möglicherweise ein Nischenthema; die Zusammenhänge komplex. Damit dieses Anliegen breites Gehör findet, schreibt euren Abgeordneten und weist sie nochmal auf die Bedeutung des Themas für unsere bayerische Bergwelt hin.

Bayerns Almen und Alpen sagen Danke!

© unsplash_marcel_strauss/bbv Kühe Weide