Ja zu unseren Almen und Alpen!
#daswäreweg: Wie das geplante Tierschutzgesetz die Bergwelt verändern würde
Wenn das neue Tierschutzgesetz im Herbst 2024 ohne Änderungen beschlossen wird, hätte das gravierende Folgen für die gesamte Landwirtschaft der Almen und Alpen. Denn die meisten Betriebe, die ihre Rinder den Sommer über auf den Bergwiesen haben, sind Kleinstbetriebe. Das heißt: wenige Tiere, mit Ställen meist mitten in engen, historisch gewachsenen Ortskernen. Die hohen Anforderungen, die das geplante Gesetz an sie stellt, könnten gut zwei Drittel dieser Tierhalter nicht erfüllen; dafür fehlt es ihnen an Platz und Ressourcen, wie unsere Almbäuerinnen hier aufzeigen. Wenn diese Betriebe aufgeben, verschwinden ihre Tiere aus den Almwiesen, aber das ist noch nicht alles. Mit ihnen verschwinden Artenvielfalt, schöne Aussichten und Rastmöglichkeiten, hochwertige regionale Lebensmittel, dörfliche Strukturen im Tal und vieles mehr.
Ciao, Artenvielfalt
Warum ist Beweidung so wichtig für die Artenvielfalt?
Extensiv beweidete Wiesen, die nicht gemäht werden, bergen eine einzigartige Artenvielfalt: Blumen, Kräuter, aber auch eine überbordende Insektenvielfalt und -menge. Viele von ihnen sind gefährdete und geschützte Arten. Ein Grund für die außerordentlich hohe Biodiversität ist das enge Nebeneinander unterschiedlicher Lebensräume, die durch die Beweidung strukturreicher Almwiesen entstehen. Zudem beherbergen und ernähren die Kuhfladen von Weiderindern ein wertvolles Insektenaufkommen, das wiederum Nahrungsgrundlage für Vögel ist.
Naturschutzgebiete in Gefahr
Wenn solche Wiesen nicht mehr von Tieren gepflegt werden, verschwindet dieser Naturraum. Mit ihm gehen auch Flora und Fauna dieser besonderen, Jahrhunderte alten Kulturlandschaft verloren. Das Land überwuchert, verbuscht, und wird schließlich zu Wald. Viele Alm- und Alpweiden zählen aufgrund ihrer Biodiversität zu Naturschutzgebieten. Ohne Tierhaltung steht der rechtlich vorgeschriebene Erhalt auf dem Spiel. Josef Faas von der Unteren Naturschutzbehörde Landkreis Miesbach, sagt auf dem Auftakttermin der Kampagne #daswäreweg dazu: "Wir befinden uns hier am Tegernsee in der unmittelbaren Nähe eines großen Natura 2000-Gebietes und sind als staatliche Behörde europarechtlich verpflichtet, dessen Schutz und Erhalt zu gewährleisten. Europa schützt dabei auf großer Fläche Kulturlandschaften. Die Almen und Heimweiden, wie hier zum Beispiel in direkter Nähe die Weißachauen, sind Flächen mit einem sehr hohen Artenpotenzial, das nur durch Beweidung und Nutzung aufrecht erhalten werden kann. Wenn wir auch nur einen Teil der Alm- und Talbetriebe verlieren, bekommen wir große Probleme, diese Kulturlandschaft zu erhalten. Daher ist für den Naturschutz die saisonale Weidehaltung von enormer Bedeutung."
Düstere Aussichten
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts
Hoch hinaus wandern, um bis zur Baumgrenze den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen: Ohne ausreichende Beweidung der Almen und Alpen verbuschen diese Flächen, bis sich binnen zehn bis zwanzig Jahren wieder Wald dort breit macht. Zu sehen gäbe es dann nach stundenlanger Waldwanderung erst wieder am Gipfel etwas – nicht besonders aufregend, oder?
Bequem geht anders
Nicht wenige der Wege, die für Bergwanderungen gerne genutzt werden, sind eigentlich Wirtschaftswege, die von Alm- und Alpbauern und -bäuerinnen mit in Schuss gehalten werden – meist unbemerkt von der Öffentlichkeit. Wenn diese Betriebe aufhören, werden intakte und gepflegte Wege zur Glücksache. Vorausgesetzt, man möchte überhaupt noch Wandern gehen, denn:
Deftige Brotzeit auf dem Weg zum Gipfel? Fehlanzeige
Kleine Alm- und Alpwirtschaften sind unter Wanderern beliebt als gemütliche Raststation, und das zu Recht: Bei einem kühlen Getränk und einer Brotzeit mit Käse aus eigener Herstellung lässt es sich schließlich bestens verschnaufen und neue Kräfte sammeln für den weiteren Aufstieg. Müssen diese Landwirte ihre Tiere aufgeben, ist Schluss mit all der Gastfreundlichkeit und handgemachten Köstlichkeit. Einsam und unwirtlich wird es dann in der Bergwelt - und im Supermarktregal ein bisschen leerer.
Das Aus für regionale Schmankerl von Almen und Alpen
Denn natürlich verschwinden mit den Alm- und Alpbauern auch ihre Produkte: Bergbauernmilch, feine Käse, Fleisch... Michaela Schmitz-Guggenbichler vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern, sagt dazu: "Wo wäre ich in der Gastronomie, wenn ich nicht auf die Produkte zugreifen könnte, die von Landwirtinnen und Landwirten mit Herzblut erzeugt werden? Gastgeber und Bauern leben und arbeiten Hand in Hand. Beide sind wesentliche regionale Wirtschaftsfaktoren in den ländlichen Regionen. Das Gastgewerbe wie auch der Tourismus lebt in einem ganz besonderen Maße von einer intakten Umwelt. Dazu gehören selbstverständlich auch die Flächen, die von unseren Bauern geprägt werden und die Lebensmittel, die daraus entwachsen. Statt immer neuer Auflagen, Steuern und Gängelei brauchen wir Entlastungen. Deswegen: Finger weg von zusätzlichen Belastungen für die lebensmittelerzeugenden und -verarbeitenden Betriebe!"
Es geht bergab
Erosion: Muren- und Lawinengefahr
Bergwiesen werden ohne Beweidung anfällig für Erosion: Grund dafür ist die zunächst dünner werdende Humusschicht in der Phase der Verkrautung und Verbuschung. In dieser Zeit sind entsprechende Hänge besonders anfällig für Erdrutsche und Auswaschungen. Und bereits zu langes Gras, das nicht durch Weidetiere kurz gehalten wurde, stellt eine Gefahr dar: Nämlich dann, wenn es im Winter vereist und Lawinen als Rutschfläche dient, die dann auf ihrem Weg ins Tal komplette Grasnarben mitreißen.
Pfiat di, Klimaschützer Weideland
Grünland ist ein wichtiger Klimaschützer, denn es speichert Kohlenstoff und dient als Kohlenstoffsenke. Wenn beweidete Wiesen degradieren, verlieren sie nach und nach ihre wertvolle Funktion.
Das brauchen unsere Alm- und Alpbauern
Für den Erhalt der einzigartigen Biodiversität der Bergwiesen brauchen wir unsere Alm- und Alpbauern. Schon jetzt kämpfen diese mit Herausforderungen wie dem Klimawandel oder gehäuften Wolfsrissen. Und mit den Anforderungen des Tierschutzgesetzes in der jetzigen Fassung wäre es für viele endgültig aus. Das muss nicht sein: Unsere Almen und Alpen brauchen den Fortbestand der bewährten Kombinationshaltung!
Faktenblatt: Warum die Kombihaltung in Gefahr ist und erhalten werden muss
Unsere Forderungen an die Politik: Politinfo zum Tierschutzgesetz
Was ihr tun könnt:
- Teilt unser Anliegen
Folgt dem BBV auf Instagram oder Facebook und teilt unsere Postings zu Tierschutzgesetz und Kombihaltung. - Sagt es weiter!
Freunde, Familie, Nachbarn und Bekannte: Wenn euch der Erhalt der Bergwelt, wie wir sie kennen, am Herzen liegt, dann teilt unser Anliegen. - Schreibt euren Abgeordneten
Der Erhalt von Almen und Alpen ist in der Politik möglicherweise ein Nischenthema; die Zusammenhänge komplex. Damit dieses Anliegen breites Gehör findet, schreibt euren Abgeordneten und weist sie nochmal auf die Bedeutung des Themas für unsere bayerische Bergwelt hin.
An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an die zahlreichen Unterzeichnerinnen und Unterzeichner unserer Kampagne für den Erhalt der bewährten Kombihaltung und einen sinnvollen Tierschutz!