Vielfalt ist die Stärke der Land- und Forstwirtschaft Bayerns
Gemeinsame Erklärung der Kreisbäuerinnen und Kreisobmänner
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine – den wir aufs Schärfste verurteilen – hat deutlich gezeigt, wie zerbrechlich europäische Werte sind und welche Abhängigkeiten bei Energie, Dünger oder Betriebsmitteln bestehen. Verwerfungen und Turbulenzen auf den Agrar- und Rohstoffmärkten, massive Preissteigerungen oder auch Hamsterkäufe haben die Versorgungssicherheit zu einem zentralen Thema in Politik und Gesellschaft gemacht. Über Ernährungssicherung und die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft vor der Haustür wird intensiver diskutiert.
Wir bayerischen Bäuerinnen und Bauern stehen zu unserer Verantwortung, die Menschen vorrangig mit hochwertigen heimischen Lebensmitteln zu versorgen. Kurze Wege, Frische, das Wissen „Wo es herkommt“ oder hohe Standards bei Qualität und in der Erzeugung zeichnen unsere regionalen Produkte aus. Zugleich bieten sie die Möglichkeit, klimaschonend einzukaufen. Für die vielfältigen Ernährungsweisen und eine ausgewogene Ernährung bietet die bayerische Landwirtschaft tierische und pflanzliche Lebensmittel. Ebenso leistet die bayerische Landwirtschaft ethisch und nachhaltig vertretbare Beiträge zur globalen Ernährungssicherung, um Hunger bestmöglich zu vermeiden.
Bayerische Land- und Forstwirtschaft erzeugt jedoch nicht nur für den Teller, sondern darüber hinaus durch die Nutzung von Koppel- und Nebenprodukten oder die Verwertung des Dauergrünlands auch für eine gute Versorgung der Tiere und für heimische Energieträger. Durch unsere Tierhaltung können wir für den Menschen unverdauliche Biomasse in wertvolle zusätzliche Lebensmittel umwandeln. Das Potential einer ausreichenden Nahrungsmittelerzeugung wird somit deutlich erhöht.
Gleichzeitig bleibt weiterhin der Klimaschutz als gesamtgesellschaftliche, weltweite Aufgabe neben der aktuellen Diskussion um die Ernährungssicherung auch als zentrales Handlungsfeld bestehen. Hier ist die Land- und Forstwirtschaft Teil der Lösung und hat vor allem auch das Zeug dazu, anzupacken. Durch die landwirtschaftliche Nutzung, den Humuserhalt und -aufbau in Böden sowie durch eine nachhaltige Forstwirtschaft und Holznutzung wird aktiv CO2 aus der Atmosphäre gebunden. Einen weiteren wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet die Land- und Forstwirtschaft über die Bioenergie, wodurch hier grundlastfähiger grüner Strom und Wärme produziert wird. Gleichzeitig ist dies eine Chance, unabhängiger von Energieimporten zu werden. Als positiver Nebeneffekt kann das Nebenprodukt Gärrest als wertvoller organischer Dünger eingesetzt werden. Außerdem tragen nachwachsende Rohstoffe zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei und bereichern die Kulturlandschaft. Nachhaltige Biokraftstoffe reduzieren zudem Treibhausgasemissionen im Verkehr und gleichzeitig entsteht zum Beispiel Rapsschrot als Koppelprodukt, das als heimisches Eiweißfuttermittel verwendet wird. Bei all diesen Aufgaben sind wir der Nachhaltigkeit verpflichtet und sorgen uns auch um die Biodiversität, zum Beispiel über die Umsetzung freiwilliger Agrarumweltmaßnahmen.
Zielkonflikte von Gesellschaft und Landwirtschaft wie bei der Diskussion „Teller – Trog – Tank“ sowie bei Klimaschutz oder Biodiversität darf es nicht geben. Es geht hier nicht um ein „entweder oder“, sondern um ein „sowohl als auch“. Wir brauchen Lebensmittel, Energie, Klima- und Ressourcenschutz und eine intakte Natur. Das können wir Bäuerinnen und Bauern leisten und das machen wir auch: Wir sind das grüne Fundament unserer Gesellschaft und gehen jeden Tag neue Wege, um unserer Verantwortung für Ernährungssicherung, Energieproduktion, Klimaschutz und Biodiversität gerecht zu werden. Land- und Forstwirtschaft mit bäuerlichen Familienbetrieben ist ein Multifunktionstalent!
Positionen des Bayerischen Bauernverbandes und der Landfrauengruppe zu verschiedenen weiteren Fachthemen finden Sie hier sowie hier.