Wasser für regionale Lebensmittel ist unabdingbar!
BBV-Position zum Bericht der Expertenkommission "Wasserversorgung in Bayern"
Die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln gewinnt immer mehr an Bedeutung und bietet zahlreiche Vorteile im Sinne der Nachhaltigkeit. So können lange Transportwege vermieden werden und die Erzeugnisse auf den heimischen Feldern ausreifen. Gleichzeitig werden Pflege und Erhalt der Kulturlandschaft sowie Wertschöpfungsketten vor Ort und damit auch Arbeitsplätze gesichert.
"Was wir an Bayern schätzen, wollen wir auch in Zeiten des Klimawandels erhalten: sauberes Trinkwasser und regional erzeugte Ernährung, …" ist ein Zitat aus dem Expertenbericht, der seit Oktober 2021 auf der Homepage der TUM heruntergeladen werden kann. Diese beiden zentralen Punkte hat das Präsidium des Bayerischen Bauernverbandes bereits im April 2021 mit seiner Position "Ohne Wasser keine regionalen Lebensmittel" herausgestellt:
- Wasser zum Trinken ist das Lebensmittel Nummer 1.
- Wasser zur Erzeugung von Produkten für den menschlichen Verzehr ist das Mittel zum Leben Nummer 2.
Mehr unter: https://www.bayerischerbauernverband.de/themen/landwirtschaft-umwelt/position-zur-wasserbereitstellung
Eine große Herausforderung für die Versorgung mit regional erzeugten Lebensmitteln stellt der Klimawandel dar, der vor allem durch einen Anstieg der Temperaturen bei gleichzeitig verstärkter Frühjahrs- und Sommertrockenheit geprägt ist. Gerade deswegen ist es wichtig, sich mit der zukünftigen Wasserversorgung für die Landwirtschaft und den Gartenbau in Bayern zu befassen. Die Aufgabe der von der Bayerischen Staatsregierung eingesetzten Expertenkommission war die Bearbeitung folgender Themen: die Errichtung eines Wassernetzes von Süd nach Nord, die Errichtung von Speicherbecken und ein schonender Umgang mit Grundwasser. Diese Vorgaben lassen sich im Bericht der Expertenkommission teilweise nur recht knapp wiederfinden.
Aus diesem Grund nimmt die Präsidentenkonferenz des Bayerischen Bauernverbandes Stellung zum Bericht der Expertenkommission zur Wasserversorgung in Bayern:
Nach wie vor unverständlich ist es, dass seitens der Bayerischen Staatsregierung keine anwendungsorientierten Wissenschaftler aus dem Bereich Landwirtschaft und Gartenbau ergänzend in die Expertenkommission aufgenommen wurden. Zum Start des Expertenkreises war dies vom Berufsstand angeregt worden.
Von den in einer Anhörung von landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Experten vorgebrachten Anregungen und praxistauglichen Maßnahmen für ein nachhaltiges Wassermanagement in Bayern im Frühjahr 2021 findet sich im Bericht der Expertenkommission Wasser nahezu nichts. Dies ist enttäuschend.
- Die Studie der Expertenkommission Wasser ist unfairer Weise recht einseitig auf die Landwirtschaft ausgerichtet. Von den ca. 4,2 Milliarden Kubikmetern Wassernutzung in Bayern wurden in den vergangenen Jahren für Land-, Forstwirtschaft und Fischerei in Bayern lediglich ein Prozent Wasser benötigt. Je nach Nutzungsanteil muss auch die Herausforderung zum nachhaltigen Umgang mit Wasser in Bayern angepackt werden. Nur das ist fair und verhältnismäßig. Die sehr einseitigen Handlungsempfehlungen der Expertenkommission für die Landwirtschaft, die unverhältnismäßige, völlig überzogene Einsparungen vorsehen, sind inakzeptabel und kontraproduktiv zum Ziel regional erzeugter Ernährung.
- Ein wichtiger Punkt der globalen Nachhaltigkeitsziele ist die Versorgung der Menschheit mit Nahrungsmitteln. Wenn die Bewässerung unerwünscht ist, wenden wir uns einem der 17 Ziele (Sustainable Development Goals - SDG) schon jetzt ab. Es ist festzuhalten, dass vor allem Obst und Gemüse ohne Bewässerung nicht produzierbar sind. Wir erzeugen in Bayern auf einem Standort mit guter Wasserversorgung und können den eigenen Markt nicht vollumfänglich mit heimischem Obst und Gemüse bedienen. Wir wollen die regionale Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln stärken.
- Die Landwirtschaft steht zu Maßnahmen zur Vermeidung von Erosion, Verdunstung und Verdichtung sowie ebenfalls zur Förderung der Infiltration, der Wasserspeicherkapazität und des Humusaufbaus. Gerade deswegen werden zum Bespiel Zwischenfrüchte schon heute umfangreich angebaut.
- Der pauschale Vorschlag der Expertenkommission für den Rückbau von Drainagen wird abgelehnt. Bestehende und funktionierende Ent-/ Bewässerungssysteme (z. B. auch Drainagen) tragen zum Wassermanagement und zur Nahrungsmittelerzeugung durch die Landwirtschaft bei.
- Die angedachte, grundsätzliche Begrenzung der Wasserentnahme auf z. B. 30 Prozent der Grundwasserneubildung ist absolut nicht praxistauglich. Die Steuerung der Wasserentnahme muss in Zukunft differenziert betrachtet werden und an die Gegebenheiten vor Ort angepasst sein (z. B. Anbau, Grundwasserdargebot, Jahreseffekte).
- Die Empfehlung, an allen Gewässern 10 Meter Gewässerrandstreifen mit Hecken- und Strauchbewuchs vorzusehen, kommt einer Enteignung von Grundeigentümern und Bauern gleich. Das widerspricht dem Eigentumspakt der Staatsregierung vom September 2018 und ist strikt abzulehnen. Denn bisher bestehen bereits umfassende gesetzliche Regelungen in Bezug auf Gewässerrand- bzw. Pufferstreifen.
- Kooperation statt mehr Wasserschutzgebiete muss die Leitlinie in Bayern sein: Kooperationen und freiwillige Maßnahmen sind erfolgreiche Beispiele für funktionierenden Trinkwasserschutz.
- Eine Wasserüberleitung („Wasseraquädukt“) vom Süden Bayerns in den Norden muss um die Speicherung in kleinen dezentralen Becken in der Flur für die Überbrückung der niederschlagsarmen Sommermonate ergänzt werden. Dafür bedarf es seitens der Staatsregierung zusätzlicher, eigenständiger Finanzmittel.
- Dringender Bedarf besteht für ein nachhaltiges Wassermanagement, insbesondere für den Bau dezentraler Speicher, eine zukunftsfähige und effiziente Bewässerungsinfrastruktur, Kooperationsprojekte für den Wasserschutz (boden:ständig), Beratung und Forschung sowie auch für erforderliche Ausgleichszahlungen zum Gewässerschutz. Die Umsetzung des nachhaltigen Wassermanagements erfordert von der Bayerischen Staatsregierung eine eigenständige Finanzierung über zusätzliche Landesmittel.
- Unverständlich ist, dass die Expertenkommission den anhaltenden Flächenfraß in Bayern, der vielfach mit Versiegelung und dauerhaftem Verlust der Versickerungsmöglichkeit verbunden ist, völlig verschont. In den letzten 50 Jahren hat Bayern damit auch mehr als 840.000 Hektar an Landwirtschaftsflächen verloren. Das entspricht in etwa dem heutigen Umfang von Acker- und Grünlandflächen in Schwaben und Mittelfranken zusammen.
Wasser ist die Grundlage allen Lebens und macht unseren Planeten Erde so einzigartig und besonders. Dieses essentielle und kostbare Gut zu schützen und verantwortungsvoll zu nutzen, ist ein Ziel, das wir alle gemeinsam verfolgen, auch die bayerische Land- und Forstwirtschaft. Ebenso essentiell für das menschliche Leben sind unsere Nahrungsmittel und in der heutigen Zeit auch die Bereitstellung von Energie insbesondere für viele Dinge des täglichen Bedarfs. Der Schutz und die Bereitstellung von Wasser, Nahrung und Energie dürfen deshalb nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssen Hand in Hand gehen.