Katzen in der Landwirtschaft
Prävention, Katzenschutzverordnung, Kastration: Wissenswertes rund um Hofkatzen
Auch in Zeiten effektiver chemischer Schadnagerbekämpfung entscheiden sich landwirtschaftlich Betriebe immer noch häufig für die Haltung von Katzen. Gesunde, gepflegte Katzen tragen zum positiven Bild der Landwirtschaft in der Gesellschaft bei.
Katzen lieben ein unabhängiges Leben. Dennoch brauchen auch sie einige Rahmenbedingungen, für die der Halter ebenso in der Verantwortung steht wie bei Nutztieren.
Mythos: Satte Katzen fangen keine Mäuse. Was bei der Katzenernährung wichtig ist:
Satte Katzen fangen keine Mäuse? Das ist ein Märchen! Spiel- und Jagdtrieb sind angeboren, allerdings individuell verschieden stark ausgeprägt. Zur Grundversorgung gehören jederzeit zugängliches Katzenfutter sowie sauberes Trinkwasser. Als „zweibeiniger Dosenöffner“ kann den Mensch die Bindung zu seinen Katzen leicht verstärken. Milch und Brot haben in der Katzenernährung nichts mehr verloren, da sie der längerfristigen Gesunderhaltung schaden.
Gesundheitsvorsorge: Vorsorgen ist besser als Heilen!
Auch Katzen haben Anspruch auf tierärztliche Behandlung, was im Falle von z. B. Katzenseuche aufwändig sein kann. Damit es soweit nicht kommt, sind neben der Zufütterung einige Maßnahmen sinnvoll:
- Entwurmung: mindestens vier Mal jährlich sinnvoll. Dies geht per Tablette (z. B. in Streichwurst) oder per Spot-On (auf die Genickhaut auftropfen). Wer sich genauer informieren möchte, findet bei der ESCAAP ein wissenschaftlich untermauertes Entwurmungsschema, zur Einschätzung, welches Risiko Ihre Katze für einen Wurmbefall hat, in welchem Abstand und wie sie zu entwurmen ist.
- Die Behandlung von Hautparasiten wie Flöhen, Zecken, Haarlingen ist - abhängig von deren Vorkommen - ganz einfach mit einem Spot-on-Präparat zum Auftropfen auf die Genickhaut möglich.
- Schutzimpfungen: Nicht nur ein Schnupfen… Rechtzeitige Schutzimpfungen verhindern, dass sich Ihre Katzen mit langwierigen, unschönen, hoch ansteckenden Tierkrankheiten wie Katzenschnupfen und Katzenseuche anstecken. Denn: Mit Augenentzündungen und Atemnot fängt keine Katze mehr Mäuse!
Kastration: Warum sie so wichtig ist
Mythos: Kastrierte Katzen fangen keine Mäuse
Kastrierte Katzen fangen keine Mäuse? Stimmt nicht! Für kastrierte Katzen fallen alle Themen rund um die Fortpflanzung weg und sie habe noch mehr Zeit, auf der Lauer zu liegen. Für die Erhaltung einer überschaubaren gesunden Katzenpopulation auf dem Hof ist eine Kastration allerdings fast unumgänglich.
Rechtzeitig kastrieren!
Katzen vermehren sich sehr schnell und können bis zu dreimal pro Jahr 2-6 Jungtiere zur Welt bringen. Sie sollten deshalb spätestens im Alter von 5-6 Monaten kastriert werden, um eine unkontrollierte Vermehrung zu verhindern.
Hofkatzen bringen ihre Jungen aufgrund der vielen Versteckmöglichkeiten oft an schwer zugänglichen Orten zur Welt. Fehlt den Kätzchen in den ersten Lebenswochen der Kontakt zum Menschen, verwildern sie, werden extrem scheu und können in der Regel nicht mehr gezähmt oder vermittelt und nur mit viel Aufwand zur Kastration eingefangen werden.
Kastration - ein Beitrag zur Katzengesundheit
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Hofkatzen und ihrer Vermehrung ist daher unerlässlich. Kastrierte Katzen sind zudem gesünder und unter ihnen entsteht ein stabiles Sozialgefüge. Insbesondere Kater kommen zudem mit weniger Verletzungen und Abszessen von Raufereien heim. Zu viele Katzen auf einem Hof können zu Konflikten, Krankheiten und Ressourcenknappheit führen.
Zu Vorteilen der Kastration von Katzen informiert das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in seiner Broschüre "Kastration von Katzen ist Tierschutz".
Meine oder nicht meine? Hofkatze oder zugelaufen? Kennzeichnung hilft
Auch landwirtschaftliche Betriebe leiden unter der unkontrollierten Vermehrung streunender Katzen. Auf den Höfen finden auch fremde Katzen Unterschlupf und Versorgung, so dass sie sich hier gerne ansiedeln oder ihre Jungen zur Welt bringen. Ob es sich bei den Katzen um Tiere von Privatleuten handelt oder um frei lebende Streuner, ist dabei häufig nicht klar.
Achtung: Fundtiere müssten rechtlich bei der jeweiligen Gemeinde als Fundtiere gemeldet werden, dies gilt sonst als Fundunterschlagung. Gleichzeitig möchten Sie vermutlich nicht als neuer Halter in der Verantwortung für diverse Katzen stehen, die nicht Ihre sind.
Kennzeichnung: Diese Möglichkeiten haben Sie
Um zu definieren, welche Katzen die eigenen sind, empfiehlt sich eine Kennzeichnung über einen Transponder („Mikrochip“ wird unkompliziert per Spritze gesetzt) oder per Tätowierung (während der Kastration).
Durch die kostenfreie Registrierung Ihrer Tiere in einem Register wie https://www.tasso.net/Tierregister/Tier-registrieren oder https://www.findefix.com/ können Sie informiert werden, wenn Ihre Katze versehentlich im Tierheim landet oder einen Unfall hatte.
Zu viele Katzen? Handeln Sie - gerne mit Unterstützung!
Ob die eigenen Katzen oder die Zugelaufenen - wenn die Katzenpopulation überhand nimmt, muss gehandelt werden.
Tierschutzvereine können unterstützen
Insbesondere, wenn Katzen sehr scheu sind, empfiehlt es sich, die Erfahrung von Teams zu nutzen, die häufiger Kastrationsaktionen durchführen und geübt sind, systematisch alle Katzen in entsprechenden Fallen zu fangen. Nach der Kastration kommen die Katzen in der Regel wieder auf den Betrieb zurück, da scheue Katzen nicht vermittelbar sind. Die exponentielle Vermehrung ist dann aber beendet. Dem BBV wird in dieser Thematik immer wieder von gelungenen Kooperationen zwischen Landwirtschaft und Tierschutzvereinen berichtet.
Herrenlose Tiere? Kastration wird gefördert
Für die Kastration herrenloser Katzen stellt der Freistaat Bayern zudem seit 2019 Fördermittel bereit, die über Tierschutzorganisationen ausbezahlt werden.
Neu: Katzenschutzverordnungen
Seit 2023 erlassen in Bayern einzelne Landratsämter Katzenschutzverordnungen für Gemeinden, in welchen eine hohe Zahl an Streunerkatzen über drei Jahre fundiert nachgewiesen wurde. Grundlage dafür ist §13b des Tierschutzgesetzes. Zur Eindämmung der wilden Vermehrung von Katzen können in diesen Gemeinden die Kennzeichnung und Registrierung von Katzen vorgeschrieben werden sowie eine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen angeordnet werden.
Während nicht unmittelbar betroffene Katzenhalter/Landwirte dies als (theoretische) Einschränkung erleben, helfen diese Maßnahmen Landwirtsfamilien in solchen „Katzenhochburgen“, unerwünschte Zuwanderung und Katzen-Überbevölkerung zu bekämpfen, da sie häufig für die auf dem Hof angetroffenen - nicht immer in gutem Zustand befindlichen - Katzen zur Rechenschaft gezogen werden.