Klimaschutz und Tierhaltung - das geht zusammen!
Rückblick auf die zweite BBV-Klimatagung am 22. Februar 2022
Mit knapp 170 Teilnehmern zeigte die ausgebuchte Online-Veranstaltung das große Interesse der Branche an diesem Spannungsfeld.
Den fachlichen Einstieg in die Veranstaltung machte Prof. Dr. Windisch von der TU München. In seinem Vortrag nahm er sich der Fragestellung an, ob Nutztiere einen Widerspruch zum Klimaschutz darstellen oder Teil des Lösungsweges sind. Windisch betonte darin die Bedeutung der Nutztierhaltung in einer ausgeglichenen und klimaschonenden Kreislaufwirtschaft. Seine Schlussfolgerung: Nutztierhaltung ist ein unverzichtbarer Teil der Lösung ist. Denn ein 1 kg veganes Lebensmittel erzeugt mindestens 4 kg für den Menschen nicht-essbare Biomasse, deren sinnvollste Verwertung über Nutztiere erfolgt.
Anschließend präsentierte Prof. Dr. Büscher von der Universität Bonn emissionsmindernde Maßnahmen im Stallbau aus dem Verbundprojekt „EmissionsMinderung Nutztierhaltung“ (EmiMin). Potenzial zur Reduzierung von Emissionen im Stall sieht er z. B. im Einsatz von Urease-Inhibitoren, der Kot-Harn-Trennung oder der Gülleansäuerung.
Zur tierartspezifischen Vertiefung von möglichen Klimaschutzmaßnahmen teilten sich die knapp 170 Teilnehmer der Tagung im Anschluss an die Mittagspause in die Fokusgruppen Rind und Schwein auf. In der Fokusgruppe Rind folgten Vorträge zu emissionsmindernden Ansätzen in der Fütterung (Prof. Dr. Kreuzer, ETH Zürich) und in der Zucht (Prof. Dr. Swalve, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg). Einen praktischen Ansatz zur Bewertung von Treibhausgasen einzelner Produktionsverfahren präsentierte Anna Karer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Am Beispiel des eigenen Familienbetriebs klickte sie sich durch den LfL-Klima-Check Milchkuhhaltung und animierte die Teilnehmer, das Tool selbst auszuprobieren.
In der Fokusgruppe Schwein referierte Prof. Dr. Schneider von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen zur Nachhaltigkeitsbewertung im schweinehaltenden Betrieb. Dabei stellte er die Lebenszyklusanalyse als Ansatz zur Messung des Gesamt-Umwelt-Fußabdrucks vor und ging insbesondere auf die Einflüsse der Fütterung ein. Anschließend erläuterte Ansgar Lasar von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Berechnung und den Nutzen von einzelbetrieblichen Klimabilanzen. Beide Referenten betonten, dass die Betrachtung der Klimawirkungen des eigenen Betriebes durch das Durchführen einer Lebenszyklusanalyse oder das Erstellen von Klimabilanzen stichhaltige Fakten liefert und notwendig ist, um Optimierungspotentiale zu erkennen, Verbesserungsmaßnahmen zu ergreifen und letztlich nachhaltiger und klimaschonender zu wirtschaften.
Zum Abschluss der Tagung schloss sich im virtuellen Plenum noch ein Vortrag an, der einen Ausflug in die Finanzwelt bot. Wiebke Merbeth von der BayernInvest GmbH informierte zum Thema „Nachhaltige Finanzierung in der Landwirtschaft – Wohin geht die Reise?!“. Merbeth verdeutlichte den Teilnehmern, wie wichtig es ist, sich aktiv mit Nachhaltigkeitsbewertungen im eigenen Betrieb zu beschäftigen.
Was bleibt als Fazit zur Klimatagung Tierhaltung? Klimaschutz und Tierhaltung gehen zusammen! Natürlich ist es wichtig, dass die Landwirtschaft sich weiterhin intensiv mit der globalen Herausforderung des Klimaschutzes auseinandersetzt. Die rege Beteiligung an der Tagung zeigt, dass das Thema die Branche bereits intensiv beschäftigt. Eine Umfrage unter den Teilnehmern, von denen etwa die Hälfte praktische Landwirte waren, ergab, dass die Praktiker vor allem in der Fütterung und bei der Wirtschaftsdüngerlagerung geeignete und umsetzbare Maßnahmen zur Minderung von Treibhausgasemissionen sehen. Deutlich wurde in den Vorträgen aber auch, wie komplex das Thema ist und dass differenzierte Einschätzungen und Strategien nötig sind.