Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Landwirtschaft
Regierungspräsident Bartelt fordert mehr Wertschätzung
Auf Einladung des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) besuchte Regierungspräsident Axel Bartelt den Aiglshof der Familie Pohmer in Furth im Wald um sich vor Ort über die vielschichtigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Landwirtschaft, am Beispiel der Milchwirtschaft, zu informieren. Mit dabei waren Markus Müller, stellv. Landrat des Landkreises Cham, BBV-Bezirkspräsident Josef Wutz und weitere Vertreterinnen und Vertreter des BBV, Johannes Hebauer, Bereichsleiter für Ernährung und Landwirtschaft an der Regierung der Oberpfalz, sowie Heribert Semmler, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Cham.
Alois Pohmer führte die Besuchergruppe durch seinen landwirtschaftlichen Betrieb. Er baut Getreide und Mais an, bewirtschaftet Wiesen und hält Milchkühe und Mastbullen. Über die Auswirkungen des Lock-Downs konnte der Landwirt, der gleichzeitig Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft Molkereigenossenschaft Cham eG und Mitglied des Gesellschafterausschusses der Molkerei Goldsteig ist, einen umfassenden Einblick geben.
Durch die Corona-Pandemie wurde der Handel abrupt eingeschränkt und infolge dessen kam es zu starken Marktverwerfungen. „Aus wichtigen Absatzgebieten, wie z.B. aus Italien, kam der Absatz zum Erliegen. Die Molkerei konnte momentan für einen Teil der angelieferten Milch keine Verwertung finden“, so Pohmer. Darüber hinaus brach die Gastronomie als Großabnehmer für Milchprodukte weg. Zum Glück konnte Goldsteig kurzfristig auf andere Vertriebswege umsteuern und damit, im Gegensatz zu anderen Molkereien, den Absatz auf einem stabilen Niveau halten und somit den Preis der Rohmilch stabilisieren. Eine weitere Herausforderung für die Molkerei sei die Grenzschließung zum nahen Tschechien gewesen. Viele Mitarbeiter pendelten von dort in die Molkerei. „Damit die Leute bei uns weiterarbeiten konnten, haben wir Ferienwohnungen in der Umgebung organisiert“, so Pohmer.
Regierungspräsident Axel Bartelt zeigte sich beeindruckt von der Hofführung und von den Schilderungen des Landwirts. „Sie haben hier einen Vorzeigebetrieb. Ich nehme von diesem Besuch eine Menge an Erfahrungen mit nach Regensburg. Es freut mich, dass sich die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Milchwirtschaft in dieser Region durch schnelles beherztes Handeln der Akteure vor Ort in Grenzen halten. Danke für Ihr persönliches Engagement und stellvertretend auch danke für die geleistete Arbeit während der Pandemie an alle Landwirtinnen und Landwirte in der Oberpfalz. Ihre Berufsgruppe leistet mit der Sicherung der Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten für die Bevölkerung einen wichtigen Beitrag, der eine besondere Anerkennung und Wertschätzung verdient“, so der Regierungspräsident.
An die Verbraucherinnen und Verbraucher appellierte Bartelt, mehr Wertschätzung für die Arbeit und Erzeugnisse der Bäuerinnen und Bauern zu zeigen. Dies gehe auch mit der Bereitschaft einher, für hochwertige regionale Lebensmittel mehr zu bezahlen. Der Regierungspräsident möchte sich darüber hinaus dafür einsetzen, dass die Ernährungsbildung im Unterricht an den Schulen ausgebaut wird. „Und dazu gehört auch auf Bauerhöfen zu erfahren, wo der Ursprung unserer Lebensmittel liegt. Wer sich bereits in jungen Jahren intensiv mit den Thema Landwirtschaft und Ernährung auseinandersetzt, wird als Verbraucher von morgen differenzierter und bewusster entscheiden können, als ohne dieses Wissen“, betonte Bartelt.
„Als die Grenzen während der Corona-Pandemie geschlossen waren und sich Lieferungen aus dem Ausland verzögerten, haben viele Verbraucherinnen und Verbraucher erkannt, wie wichtig es ist, dass unsere Landwirte direkt vor der Haustüre hochwertige Lebensmittel erzeugen. Es ist ein Verbraucherbewusstsein für eine regionale Erzeugung und Vermarktung entstanden. Leider sind viele Verbraucher mittlerweile schon wieder zur ´Normalität´ vor Corona zurückgekehrt“, erklärte BBV-Präsident Wutz: „Wir wünschen uns für die Zukunft, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher bewusst regional einkaufen und damit die Landwirte in ihrer Region unterstützten.“