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© Lorenz Märtl

Obleutetagung im Landkreis Amberg-Sulzbach

Regionale Chancen der erneuerbaren Energien selbst nützen

26.07.2024 | Am Dienstag, den 25. Juni 2024 um 20:00 Uhr hat der Bayerische Bauernverband Amberg zur gemeinsamen Tagung der Ortsobmänner und Ortsbäuerinnen sowie deren Stellvertreter/innen eingeladen.

Sulzbach-Rosenberg – „Die dezentrale Energieerzeugung und Versorgung ist die Zukunft. Der Transformationsprozess hat gerade erst begonnen und deswegen braucht es Entschlossenheit bei Kommunen und regionalen Energieversorgern das eigene Potential mit qualifizierter Unterstützung selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu nutzen“, sagte bei der gemeinsamen Tagung der Ortsobmänner und Ortsbäuerinnen des BBV-Kreisverbandes Amberg-Sulzbach Michael Diestel, Geschäftsführer der Agrokraft GmbH Bad Neustadt, der sich mit dem Thema „Energie in Bürgerhand“ befasste. Unter den Gästen auch Landrat Richard Reisinger und MdL Harald Schwartz.

„Wir brauchen den Schulterschluss zwischen Kommunalpolitik und Landwirtschaft, denn wir stehen angesichts des Klimawandels vor gigantischen Herausforderungen“, war sein Appell. Man müsse die regionalen Chancen der erneuerbaren Energien selbst nützen und nicht den Projektentwicklern überlassen. „Jetzt geht eine Türe auf“, sagte  Diestel und deswegen müsse man sich jetzt aufstellen, um diese große Chance zu ergreifen. Eindrucksvoll zeigte er auf, was sich in dieser Hinsicht seit der Gründung der Agrocraft GmbH 2006 im Landkreis Rhön-Grabfeld getan hat und welchen Erfolg die gegründeten Genossenschaften mit ihren eigenständigen Projekten im Bereich erneuerbare Energien haben. „Unser Vorbild ist der gute alte Raiffeisen nach dem Motto, was dem einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele.“ So habe man seither 40 Prozent erneuerbare Energien auf den Weg gebracht durch Energiegenossenschaften, bei denen jeder mitmachen kann.

Momentan gehe es um die  Ausweisung der Vorrangflächen für Windenergie. Er sieht darin einen Run, nach dem Motto „Wer kann sich wie schnell möglichst viele Flächen sichern.“ Die Frage sei aber letztendlich: Wo kann wieviel entstehen? „Unser Ziel ist es die erneuerbaren Energien selbstbestimmt und selbstverantwortlich umzusetzen, um damit den größtmöglichen und nachhaltigen Mehrwert für die Kommunen und Bürger zu erreichen.“

Deswegen müssten die Bürgermeister los legen, „denn wir müssen mit einem besseren Konzept vor den Projektentwicklern schneller sein, gemeinsam entwickeln, alle einladen und mitnehmen um Neid erst gar nicht aufkommen lassen, nach dem Motto „Das Geld des Dorfes für das Dorf.“ Was man erreichen kann zeigte am Beispiel  Großbardorf, 1000 Einwohner, auf, wo nun durch entfachten Gemeinschaftssinn ein Projekt nach dem anderen verwirklicht wird. Seit 2005 haben mittlerweile  vier Bürgerenergiegesellschaften insgesamt 50 Millionen Euro investiert. Zehn Prozent kommen aus dem Dorf, der Rest ist Kapital regionaler Banken.

Er zeigte auf, dass seines Wissens rund um Amberg theoretisch Flächen für fast 20 Windenergieanlagen und 150 Hektar für Photovoltaik zur Verfügung stehen, die man als mögliche Standorte sichern müsse.

Wichtig sei dann ein Arbeitskreis, in dem festgelegt werde wo man solche Anlagen haben will und wo nicht. Da könnten dann sehr schnell viele Standorte wegfallen, ebenso bei den Flächen für PV-Anlagen, „denn wir wollen dabei nicht die besten, sondern die schlechtesten Flächen auswählen, die dann entsprechend priorisiert werden.“ Auf diesem Weg habe man im Raum Bad Königshofen 42 Hektar festgelegt und Bürgergenossenschaften gegründet, die diese Anlagen betreiben werden. Die Sicherung von Windkraft- und PV-Freiflächenanlagen bedeute langfristige Wertschöpfung aus der Lebensgrundlage Energie in und aus unserem Lebensraum.  Sein abschließender Rat: „Macht das so bald wie möglich, dass ist euere Chance, vergebt sie nicht.“

Engelbert Hollweck vom AELF Amberg-Neumarkt setzte sich mit der Thematik Mehrfachantrag auseinander und appellierte an die Landwirte das Bearbeiten künftig nicht mehr auf die lange Bank zu schieben.

Kreisobmann Peter Beer erinnerte in seinen Ausführungen an die Bauernproteste. Er nannte die Demos „sehr wichtig, denn wir werden wieder gehört.“ Mit Kreisbäuerin Erika Loos und Geschäftsführerin Ariane Volkmann war er sich einig, wieder mehr BBV-Bildungswerk-Veranstaltungen durchzuführen. Was bereits in Planung ist erörterte Erika Loos, verbunden mit der Bitte dafür in den Ortsverbänden zu werben. 

Autor: Lorenz Märtl