Kreisvorstandschaften von Bauernverband und Bund Naturschutz tauschten sich aus
Trennendes erörtert – Anknüpfungspunkte gesucht
So lässt sich der gut zweieinhalbstündige Austausch der Kreisvorstandschaften des Bayerischen Bauernverbandes und des Bund Naturschutzes im Landkreis Ansbach zusammenfassen. BBV-Kreisobmann Ernst Kettemann und BN-Kreisvorsitzender Paul Beitzer betonten, dass das gegenseitige Kennenlernen und der Dialog wichtig seien. Auch wenn es differenzierte Sichtweisen gebe, wären für beide Seiten nachdenkenswerte Bereiche angesprochen worden, es gelte verschiedene Dinge auch durchaus gemeinsam anzupacken, so das Resümee.
Vor dieser Feststellung standen nach einer Vorstellungsrunde drei Schwerpunktbereiche im Focus des Austauschs. Weitestgehend einig war man sich darin, dass in der Gesellschaft der Bezug zu Lebensmitteln und die Zusammenhänge bei der Produktion und zur Bewahrung von Natur und Landschaft verloren gegangen sind. Verbrauchergewohnheiten und weltweite Produktionsströme sowie die globalen Märkte üben einen gewissen Zwang auf die Produzenten aus. Nirgends stehe geschrieben, dass Lebensmittel nur billig sein müssten. Weitere Siegel und Kennzeichnungen auf Lebensmittelverpackungen, werden, so ist sich Ernst Kettemann sicher, nicht den großen Durchbruch bringen, da diese, weil verwirrend, von vielen kaum gelesen werden.
Dagegen kann nur eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung helfen. Karin Brenner aus Oberdachstetten vom Bund Naturschutz berichtet von Führungen und Veranstaltungen in ihrem Hausgarten und der Erkenntnis, dass jeder im Kleinen etwas bewegen könne. Auf jedem Grundstück gäbe es Ecken, die nicht vielfach im Jahr gemäht, sondern einfach sich selber überlassen werden könnten. Außerdem warb sie dafür, dass auch Gemeinden nicht immer sofort das Mulchgerät einsetzen sollten. Martin Waldmann (Strüth), Stellvertretender Vorsitzender des BBV-Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit, verwies auf den „Weg der Landwirtschaft“ zwischen Ansbach und Lehrberg, der verdeutlichen solle, was Landwirtschaft bedeute.
Beim Thema Flächenverbrauch setzt der Bund Naturschutz auf das laufende Volksbegehren und eine Obergrenze von maximal fünf Hektar pro Tag in Bayern, während der Bauernverband Instrumenten wie produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen den Vorzug gibt. Der BN drängte darauf, dass auch der Bauernverband dabei seinen Hauptschwerpunkt auf die Vermeidung von Eingriffen lege, hier sitze man doch unstrittig im gleichen Boot und habe ein gemeinsames Problem. Boden sei nicht vermehrbar, war man sich einig. Ausgleich könne nicht nur dadurch geschaffen werden, dass neben dem Verbrauch von Land für eine Baumaßnahme zusätzlich Flächen aus der Produktion genommen werden, um dort Hecken oder Streuobst zu pflanzen. Extensivierung einerseits bedeute aber bei schrumpfender Flächenverfügbarkeit, dass andererseits auf den verbleibenden Flächen eine Intensivierung stattfinde. Damit werde den Bauern zweimal Fläche genommen.
Einig war man sich darin, dass es nicht vermittelbar sei, wenn für Baumaßnahmen im Ballungsraum Nürnberg, als Ausgleich landwirtschaftlich genutzte Flächen in Feuchtwangen, Bechhofen oder Wassertrüdingen für Ausgleichsmaßnahmen den Bauern entzogen werden, nur weil sie dort billiger sind, zumal kein räumlicher Zusammenhang erkennbar sei. Konsens sei ebenso bei Forderungen nach einer Nachverdichtung und der Nutzung von Leerstand vor Neuausweisungen, vorhanden. Doch hier gäbe es derzeit kaum rechtliche Handhabe und fehlende finanzielle Anreize.
Der Themenblock Artenvielfalt und deren Erhalt brachte einerseits die Unterschiede in den Forderungen beider Verbände und andererseits die komplexen fachlichen Zusammenhänge ans Licht.
Es gebe eben nicht nur schwarz oder weiß bzw. gut oder schlecht, so Stellvertretender BBV-Kreisobmann Karlheinz Brand. Die Gefahr bestehe darin, einen Mosaikstein aus einem System isoliert zu betrachten, ohne die Folgen für den Rest zu berücksichtigen. Der Rapsanbau, der gerade den Bienen für mehrere Wochen Blüten biete, gehe unter anderem deshalb zurück, weil mit dem Verbot verschiedener Pflanzenschutz- und Beizmittel ein wirtschaftlicher Anbau in unseren Breiten kaum mehr möglich sei. Heimische Eiweißfuttermittel, wie Erbsen, Klee oder Luzerne, die den Sojaimport verringern könnten, gehen auch deshalb zurück, weil förderrechtliche Zwangsjacken die Attraktivität minimieren.
Für den BN, der die Probleme des einzelnen Landwirts beim Wegfall langjährig angewandter Chemikalien in der Praxis durchaus sieht, ist die deutliche Einschränkung des Chemieeinsatzes zu Gunsten mechanischer Verfahren allerdings eine unverrückbare Forderung, stellte dessen Landwirtschaftsexperte Tobias Pape klar.
Helmut Altreuther, Geschäftsführer des Bund Naturschutzes, begrüßte es, dass es im Winter kaum noch brachliegende Ackerflächen gebe. Martin Waldmann zeigte das Dilemma auf, sollten die Zwischenfrüchte im Frühjahr nicht abfrieren und dann den dosierten Einsatz von Totalherbiziden unvermeidbar machen.
Als Empfehlung für die vielfach beachteten Blühstreifen nahmen die Bauern mit auf den Heimweg, dass diese etwas abseits der Straßen angelegt werden sollten, um Niederwild und Insekten, die sich darin aufhalten, nicht dem Straßenverkehr auszuliefern.
Am Ende des intensiven Austauschs wurde vereinbart, miteinander im Gespräch zu bleiben.
Das Bild zeigt die Teilnehmer der Gesprächsrunde
Bericht und Foto: Jürgen Eisen