Waldbesitzer fordern Naturverjüngung im Bauernwald
Lösungswege für den Waldumbau zu klimastabilen Mischwäldern
Für den Erfolg des Vorhabens müssen Waldbesitzer, Jäger und Förster gemeinsam an einem Strang ziehen. In Obermögersheim fand dazu im Privatwald der Familie Edelmann ein Pressegespräch statt.
„Drei Trockenjahre in Folge haben in unseren Wäldern deutliche Spuren hinterlassen“, betont Horst-Dieter Fuhrmann, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Ansbach. „Vor allem Kiefern- und Fichtenbestände weisen deutlich sichtbare Schäden auf“, so Fuhrmann. Die Nadelbäume sind vor allem an kühleres Klima angepasst und leiden besonders unter den höheren Temperaturen und den fehlenden Niederschlägen. Gleichzeitig profitieren Schadorganismen, wie beispielsweise die Fichten-Borkenkäfer von der wärmeren Witterung und breiten sich massenweise aus. Großflächige Schäden bis hin zu Kahlflächen sind die Folge.
„Der Aufbau klimastabiler Mischwälder hat für die Waldbesitzer weiterhin oberste Priorität“, sagt Ottmar Braun, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Bezirksverband Mittelfranken. „Ziel der Waldbauern ist der Aufbau einer neuen artenreichen Waldgeneration, um das Schadens- und Ausfallrisiko ganzer Bestände, zum Beispiel durch Massenbefall von Insekten, abzusenken und die Veränderungen im Klimawandel besser abfedern zu können,“ so Braun weiter.
„Die Bewältigung dieser Jahrhundertaufgabe bedeutet für jede betroffene Waldbesitzerfamilie außergewöhnlich viel Arbeit und eine hohe finanzielle Belastung“, weiß Karlheinz Brand, stellvertretender Kreisobmann des BBV im Landkreis Ansbach. Zum Aufbau eines klimastabilen Mischwaldes ist die Verjüngung des Waldes notwendig. Dies kann sowohl durch Naturverjüngung, als auch durch Pflanzung und Saat erreicht werden. Doch dies allein ist nicht ausreichend. Damit sich die jungen Pflanzen ausreichend entwickeln können, benötigen sie nicht nur gute Witterungsbedingungen sondern auch ausreichend Schutz vor Verbiss durch Rehe. Denn Wildverbiss kann, vor allem bei hohem Wildbestand, zu großen Schäden an Jungpflanzen führen und die Waldverjüngung verhindern.
Ein weiteres Problem ist, dass Rehe als Pflanzenfresser anspruchsvoll sind und gezielt die für sie „schmackhaftesten“ Pflanzen auswählen. So werden Fichten und Kiefern seltener verbissen als beispielsweise Tanne oder Eiche. Dies führt zu einer Entmischung der Baumartenzusammen-setzung und steht dem eigentlichen Ziel des Waldumbaus, dem Erreichen einer höheren Artenvielfalt, entgegen. Im Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung wird im dreijährigen Turnus beurteilt, ob der Verbiss für den Wald noch tragbar ist. Aktuell wird durch die Bayerische Forstverwaltung ein neues Gutachten erstellt. „Die Gutachten zeigen, wo Wald und Wild im Einklang stehen, und wo es noch Handlungsbedarf gibt“, so Fuhrmann. Aktuelle Ergebnisse für 2021 stehen Ende dieses Jahres zur Verfügung. Die Ergebnisse des Forstlichen Gutachten 2018 zeigen, dass in rund zwei Drittel der 25 Hegegemeinschaften im Landkreis Ansbach deutlicher Handlungsbedarf bestand und die Verbisssituation als „zu hoch“ bewertet wurde. Ein Viertel der Hegegemeinschaften ist sogar bereits seit 2006 durchgehend als rot eingestuft, mit Wertung der Verbissbelastung als „zu hoch“ bzw. „deutlich zu hoch“.
„Hier sind Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise eine Umzäunung der Fläche unabdingbar, sonst haben die jungen Pflanzen keine Chance, sich zu entwickeln“, resümiert Friedrich Ruck, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im BBV in Stadt und Landkreis Ansbach. In einer dieser im Gutachten 2018 noch roten Hegegemeinschaften liegt auch die Waldfläche der Familie Edelmann, vertreten durch den Sohn, Georg Edelmann, auf der das Pressegespräch stattfand. Auf der Fläche waren die Verbissspuren außerhalb des Zaunes überaus deutlich sichtbar.
„Wir können jedoch nicht alles einzäunen“, erklärte Ruck weiter. Dies sei mit zu hohem zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden. Gleichzeitig werde durch die Umzäunung das Wild aus seinem Lebensraum ausgesperrt, was weder im Sinne der Jäger noch der Waldbesitzer sei. Verschärfend kommt hinzu, dass sich der Verbissdruck in den nicht-umzäunten Flächen umso mehr erhöht, je größer die umzäunte Fläche ist.
Daher richten sich die Waldbesitzer mit einem besonderen Hilferuf auch an die Jäger. Sie können durch eine waldgerechte Bejagung die Waldbesitzer unterstützen, dass möglichst wenige oder keine Flächen umzäunt werden müssen und der Aufbau eines klimastabilen und zukunftsfähigen Mischwaldes im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen möglich ist. Schließlich ist es im Interesse der gesamten Bevölkerung, dass unsere Wälder als Lebensraum, Wasser- und CO2-Speicher, grüne Lunge, als O2-Produzent sowie Erholungsort für nachfolgende Generationen erhalten bleiben.