„Wir machen die Heimat heiß“
Wissen wo die Lebensmittel herkommen
Anlass genug für die Kreisvorstandschaft des Bayerischen Bauernverbandes, im Rahmen einer Aktion zur Eröffnung der Grillsaison im Landkreis, bei einem Mutterkuhhalter vorbeizuschauen und sich vor Ort zu informieren. Kreisobmann Ernst Kettemann sowie die beiden Stellvertreter Karlheinz Brand und Richard Edelmann freuten sich zusammen mit Friedrich und Lens Göhring, auch stellvertretenden Landrat Stefan Horndasch und Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, zum Austausch begrüßen zu können.
Biobauer Friedrich Göhring, der zusammen mit seiner Frau Lena und den Eltern einen Naturlandbetrieb mit 54 Mutterkühen, 25 Bullen und seit kurzem auch Mastschweinen sowie rund 80 Hektar Acker- und Wiesenflächen vor den Toren der großen Kreisstadt Dinkelsbühl betreibt, zeigte bei einem Rundgang, wie die Kühe bei ihm gehalten werden. Der 2018 nach der Hofübernahme neu gebaute Stall mit viel Luft und Platz erzeugte Futtermittel. Die weiblichen Kälber verbleiben acht Monate bei den Kühen, ehe sie als Kälber geschlachtet werden. Die männlichen Kälber werden als Bullen ausgemästet. 2019 stieg die Familie in die Direktvermarktung mit Fleischpaketen. 2021 kamen neben den Rindern auch Bioschweine dazu. Geschlachtet wird im nahen Tannhausen, einige Kilometer hinter der Grenze zu Baden-Württemberg. Für 2023 ist eine Ausweitung des Sortiments geplant. Friedrich Göhring, der noch zwei Tage in der Woche in einem Landmaschinenbetrieb arbeitet, ist es wichtig, dass die Kunden wissen, wo ihr Fleisch herkommt. So können Fragen direkt beantwortet werden, etwa danach, warum keine Weidehaltung betrieben bildet die Grundlage. Gefüttert werden ausschließlich auf dem Hof werde. Dies liege darin begründet, dass wegen Wasserschutzgebietsauflagen keine ausreichenden Weideflächen zur Verfügung stehen. Daher füttere er im Sommer frisches Gras zu. Die Rinder in seinem Stall hätten mit Wärme oder Kälte keine Probleme, lediglich Zugluft würden sie meiden. Dazu können sich die Tiere aber die passenden Plätze im weiträumigen Stall suchen. Jedes Tier hat seinen eigenen Charakter und Vorlieben.
Kreisobmann Ernst Kettemann betonte bei seinen Ausführungen, dass es derzeit rasante Veränderungen gebe. Weltwirtschaftlich gesehen habe der Krieg in der Ukraine auch verschiedentlich Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft. Produktionskosten seien sprunghaft gestiegen, weil zum Beispiel Düngemittel mit Gas aus Rußland hergestellt werden. Düngung sichere aber die Ernte ab, die nicht erst seit den drohenden Ausfällen von Getreide in der Ukraine zu weltweiten Engpässen führen. Die Düngeverordnung und neue Anforderungen an die Tierhaltung stellen die Planungssicherheit der Betriebe in Frage. Wöchentlich geben Tierhalter für immer auf. Das Bild Bayerns sei aber von der Vielfalt und der Kleingliedrigkeit der Strukturen geprägt. Kettemann bemängelte, dass sich die Politik immer mehr dem Mainstream verschreibe und keine umfassende Meinungsbildung mehr betreibe. Grünland sei nun einmal am besten durch den Tiermagen verwertbar. Solche einfachen Zusammenhänge gerieten aber immer mehr in Vergessenheit.
Stellvertretender Landrat Stefan Horndasch kam zum Termin gerne, wolle er doch direkt vor Ort die Stimmungen und Probleme der Bäuerinnen und Bauern aufnehmen. Ein Betrieb müsse sich rentieren, nachhaltige Bewirtschaftung könne nur dann möglich sein, wenn langfristige Planungssicherheit gegeben ist. Eine heimische ausreichende Nahrungsmittelproduktion ist wichtig. Qualität vor Ort, zu wissen wo das Fleisch herkomme sei ein Stück Sicherheit für Lebensmittelprodukte. Dabei müssten Erzeuger sich entscheiden, für welchen Markt sie produzieren wollen. Der Landkreis unterstütze die Landwirtschaft nach Kräften.
Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer betonte, dass jeder noch irgendwo Wurzeln zur Landwirtschaft habe. Sein Vater habe seinerzeit bei der damaligen Flurbereinigungsverwaltung für die Strukturen in der Fläche in der Oberpfalz verantwortet.
Es sei eine irrige Annahme, dass der Markt alles regeln könne. Landwirte seien von Energie, Futtermitteln und Rohstoffen abhängig. Die derzeitige, durch den Krieg ausgelöste Krise, zeige eine weitere Abhängigkeit. Die Lebensmittelsicherheit sei in den letzten Jahren in Deutschland vernachlässigt worden. Es gelte für jeden im Bereich seiner Möglichkeiten die Einflussfaktoren zu stärken. Regionalität und Lebensmittelerzeugung vor Ort müsse gelebt werden. Neben den Landwirten freue er sich als Stadtoberhaupt, noch drei Brauereien und mit dem Gemüsebetrieb in Waldeck wichtige Erzeuger im Stadtgebiet habe. Mit diesen Pfunden gelte es zu wuchern, aber auch für jeden, sie auch zu nutzen.
Mit einem kleinen Büfett verkosteten die Teilnehmer anschließend Regionales und Fleisch vom Hof.