MdB Lindholz
© Andrea Lindholz CSU
Bundestagsabgeordnete Andrea Lindholz CSU

Bauernverband führt einen Parteiencheck durch

Im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Andrea Lindholz (CSU)

12.08.2021 | Landwirte wollen vor den Bundestageswahlen wissen, welche Parteien Zukunftskonzepte bieten

Antworten auf unsere 5 von der Kreisvorstandschaft ausgearbeitete Fragen

1. In Deutschland sind die Lebensmittel-, Tier- und Umweltstandards am höchsten. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die eingeführten Lebensmittel auch diesen hohen Standards entsprechen? 

Unser Ziel ist für fairen Wettbewerb zu sorgen durch eine verpflichtende europäische Haltungs-/Tierwohlkennzeichnung. Auch auf der EU-Ebene braucht es eine aussagekräftige und für die Verbraucherinnen und Verbraucher besser erkennbare Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel. Begleitend brauchen wir faire Handelsabkommen, die die hohen Standards der EU-Landwirtschaft respektieren und schützen. Für Importe in den Binnenmarkt müssen die gleichen Produktstandards gelten, wie für heimische Lebensmittel. In diesen Handelsabkommen muss zunehmend die Prozessqualität einbezogen werden: das heißt, die Umwelt-, Tierwohl- und Arbeitsschutzstandards bei der Lebensmittelerzeugung müssen berücksichtigt werden.
 

2. Regionale Landwirtschaft hat den Vorteil kürzerer Lieferketten, Wertschöpfung, Nutzung und Pflege der Natur. Mit der Bewirtschaftung der Felder / Tierhaltung müssen auch negative Auswirkungen (z. B. Methangas- oder Ammoniakemissionen) in Kauf genommen werden. Wünschen Sie sich noch eine regionale Landwirtschaft / Tierhaltung? 

Natürlich braucht es eine regionale Landwirtschaft. Unser Leitbild für eine vielfältige und kleinteilig strukturierte Landwirtschaft ist und bleibt der bäuerlich geführte Familienbetrieb. Wir bekennen uns zur Tierhaltung und Almbewirtschaftung. Gerade kleine Betriebe können im Gegensatz zu großen Agrarbetrieben Synergieeffekte oftmals nicht nutzen. Wir brauchen deswegen wirksame Bagatellregelungen, um kleine Betriebe nicht überdurchschnittlich zu belasten und ihnen auch weiterhin eine Zukunftsperspektive zu bieten. Mit sinnvollen Bagatellgrenzen können Betriebe wie Verwaltung gleichermaßen entlastet werden. Übrigens leisten diese kleinbetrieblichen Strukturen nicht nur einen wichtigen Beitrag zu unserer bayerischen Kulturlandschaft, sondern auch zur Krisenvorsorge und Versorgungssicherheit. Wir müssen versuchen die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln weiter zu steigern. Das funktioniert zum Beispiel, indem man den Mehrwertsteuersatz für regionale Lebensmittel dauerhaft senkt. Das fordern wir als CSU in unserem Bundestagswahlprogramm. Wer sich regional ernährt schützt nicht nur die Umwelt, sondern auch heimische Wirtschaftskreisläufe und stärkt die Versorgungssicherheit.
 

3. Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik in Europa (GAP) wird ein Ausgleich zwischen dem Produktionsaufwand in Europa und den unter deutlich günstigeren Bedingungen produzierten Lebensmittel aus dem außereuropäischen Ausland geschaffen. Wie stehen Sie zu diesen Zahlungen und welche Anpassungen halten Sie für nötig? 

Für uns als Union gilt: Wir machen Klimaschutz mit unseren Bauern, nicht gegen sie. Mit der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist ein Systemwechsel erfolgt hin zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit. Positive Effekte aus deutscher Sicht sind, dass kleinere Betriebe eine höhere Förderung erhalten sollen und die Umweltleistungen verpflichtend für alle EU-Mitgliedsstaaten werden. Die Landwirte bekommen einen Ausgleich für das, was sie mehr leisten müssen als ihre Mitbewerber aus Drittstaaten, die nicht zur EU gehören. Uns ist wichtig, dass die GAP gleichzeitig einkommenswirksam bleibt. Wir werden kleine und mittlere Betriebe mit höheren Direktzahlungen für die ersten Hektare angemessen fördern und die Umweltmaßnahmen (Eco Schemes und Agrarumweltprogramme) attraktiv ausgestalten. Wenn Landwirte Maßnahmen zum Umwelt- und Naturschutz durchführen, soll dies finanziell honoriert werden. Außerdem sollen im Rahmen der Eco-Schemes auch die biodiversitätsstärkenden Leistungen kleiner Strukturen gefördert werden.
 

4. Im Laufe der Zeit ist viel Wissen um die Landwirtschaft verloren gegangen. Wie setzen Sie sich dafür ein, dass zeitgemäßes Wissen auch in Städten vermittelt werden kann? 

Unsere Landwirte und ihre Familien sind ein essentieller Bestandteil unserer Gesellschaft. Die Coronakrise hat gezeigt, wie verletzlich globale Lieferketten sind, das gilt natürlich auch im Bereich Ernährung. Dafür wollen wir in der Gesellschaft das Bewusstsein schärfen, da viele Menschen vor allem in den Städten nur noch wenig direkte Berührungspunkte mit der Landwirtschaft haben. Wir setzen daher weiterhin auf realistische Darstellungen und Aufklärung über die Leistungen der Landwirtschaft schon in der Schule sowie den Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. Ein wichtiger Beitrag ist zum Beispiel der neue „Checkpoint Ernährung“ im Herzen Berlins, wo umfassend zum Thema Ernährung informiert wird und altes Wissen in anschaulicher Form aufbereitet wird. Das Angebot richtet sich an Kita-Kinder, ebenso wie an Erwachsene. Mit solchen Angeboten kann, die von den Ländern auch gezielt in die Schulen getragen werden sollten, viel erreicht werden.
 

5. Wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft für Ihre Partei aus? Welche Auswirkungen hat dies auf den ländlichen Raum?

Eine starke und nachhaltige Landwirtschaft einschließlich Obst-, Gemüse-, Garten-, Weinbau sowie Imkerei und Fischerei ist unverzichtbar für ein lebenswertes und selbstständiges Deutschland. Unsere Bäuerinnen und Bauern sichern nicht nur unsere Ernährung, sondern gestalten unsere Kulturlandschaft und sind die Grundlage unserer starken Lebensmittelwirtschaft. Wir wollen mit ihnen gemeinsam noch mehr tun für Klima- und Umweltschutz. Wir wollen, dass sie von ihrer Hände Arbeit leben können und ihre Anstrengungen belohnt statt belächelt werden.
Ohne Landwirtschaft gibt es kein klimaneutrales Deutschland und keine Artenvielfalt. Wir stehen an der Seite unserer Bäuerinnen und Bauern. Unsere Landwirtschaft verdient mehr Wertschätzung und braucht mehr Wertschöpfung. Wir wollen sie aus dem Hamsterrad der permanenten Effizienzsteigerung unter Industriebedingungen befreien. In unserem Modernisierungsjahrzehnt setzen wir auf Nachhaltigkeit und eröffnen allen Sparten der Landwirtschaft neue Wege, Perspektiven und Chancen. Auch die Digitalisierung der Landwirtschaft werden wir weiter fördern und dabei sicherstellen, dass Betriebe aller Größen davon profitieren können. Die Forschungsergebnisse aus den Experimentierfeldern „Smart Farming“ sollen schnell und breit in der Praxis ankommen.
Für mich ist ganz klar: Landwirtschaft ist unverzichtbar und gehört zu unserem Land, in die Mitte der Gesellschaft. Wir wenden uns strikt gegen ungerechtfertigte Feindseligkeit, pauschale Verurteilungen und Mobbing von Landwirtinnen, Landwirten und deren Kindern.