BBV informiert
Landwirte bei ALDI Hammelburg
Discounter, allen voran ALDI, knausern gerne beim Einkauf hochwertiger Produkte. Die ganzseitige Anzeigenkampagne "Tierwohl ist eine Sache der Haltung" vor knapp einer Woche hat allerdings dem Faß den Boden ausgeschlagen. Auf der einen Seite gibt der Konzern Riesensummen für Werbekampagnen aus. Andererseits will der Lebensmitteldiscounter die Erzeuger für mehr Tierwohl mit Zehntel Cent-Beträgen abspeisen und kündigt für die Zukunft bereits an, noch mehr Tierwohl zu verlangen. Die Frage ist nur: Zu welchem Preis?
Angesichts dieser Einstellung verlangt der Bayerische Bauernverband in einer landweiten Kampagne einen #Haltungswechsel auch von ALDI. Schließlich - so einer der Teilnehmer an der Aktion - sei auch ein fairer Umgang mit den Erzeugern hochwertiger Lebensmittel eine Sache der Haltung.
Vollmundig und mit großen Anzeigen kündigt der Lebensmitteldiscounter ALDI aktuell einen „#Haltungswechsel“ für mehr Tierwohl an. Frischfleisch soll bis 2030 nur noch aus den Haltungsformen 3 und 4 kommen. Zusätzlich hat ALDI vor wenigen Tagen angekündigt, dass bei Eigenmarken künftig keine Frischmilch aus Haltungsform 1 mehr verkauft werden soll. Betroffen wären insbesondere kleinere Milchbauern in ganz Süddeutschland. Während Politik und Bauernverbände in Bayern und Baden-Württemberg in den letzten Jahren gemeinsam an Wegen gearbeitet haben, damit genau diese Betriebe ihre Tierhaltung Schritt für Schritt weiterentwickeln können, hat ALDI nun seine Machtposition ausgenutzt. Der Handelskonzern stellt Bäuerinnen und Bauern einmal mehr vor vollendete Tatsachen und gefährdet damit die regionale Landwirtschaft: „Die Standards in Sachen Tierwohl steigen. Doch die Frage, wer die damit verbundenen Kosten trägt, ist offen. Die Existenz zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe im Landkreis Bad Kissingen steht damit auf dem Spiel, so Kreisbäuerin Edeltraud Häusler und Kreisobmann Edgar Thomas einhellig.
Kreisobmann Edgar Thomas fordert eine "faire Haltung" von ALDI
Präsident Walter Heidl schreibt "offenen Brief" an ALDI Süd
Zu einem Haltungswechsel gehört auch ein Ende der Niedrigpreise! Das hat der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl diese Woche bereits in einem offenen Brief an ALDI deutlich gemacht: „Die bayerischen Bauernfamilien sind wütend und enttäuscht. ALDI inszeniert sich als Hüter und Unterstützer von Tierwohl in der Landwirtschaft. Tatsächlich erleben wir ALDI aber anders: Aggressive Niedrigpreisstrategien, auch für Tierwohl-Fleisch.“
Nach zweijährigen Verhandlungen über ein branchenweites Tierwohlprogramm für Rindfleisch und Milch haben die Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels zuletzt einen umfangreicheren Katalog an Tierwohlkriterien verhindert, da sie den Kostenausgleich für die Landwirte nicht bezahlen wollten. „Gleichzeitig sind aber anscheinend riesige Werbebudgets vorhanden. Das passt einfach nicht zusammen!“, sagt Heidl und fordert von Aldi eine angemessene Honorierung von Tierwohl, die Berücksichtigung der besonderen Situation kleinerer Betriebe sowie Einbeziehung aller Marktsegmente in Tierwohlprogramme, aber dafür schrittweise Entwicklungen und mehr Nebeneinander der verschiedenen Haltungsformstufen. „Das wäre ein ernsthafter gemeinsamer Weg hin zu mehr Tierwohl, der auch die kleineren Betriebe mitnehmen würde, statt sie aus dem Markt zu drängen“, so Heidl.