Demonstration bei Aldi Haltungswechsel
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von links: Kreisobmann Karl Lappe, Kreisbäuerin Angelika Seyferth, Landwirtin Mariella und Vorstandsmitglied Christian Hannig

Haltungswechsel bei Aldi

Bäuerinnen und Bauern kritisieren Werbeaktion

14.02.2022 | Landwirte aus dem Raum Bayreuth haben gegen das Preisdumping bei Aldi protestiert und zogen mit einem Schlepper und Plakaten vor die Aldi-Filiale in Hollfeld und machten ihrem Ärger Luft. Die Aktion wurde coronabedingt bewusst im kleinen Rahmen durchgeführt.

Einen Haltungswechsel kündige Aldi aktuell mit großen Anzeigen für mehr Tierwohl an, kritisierte Kreisobmann Karl Lappe. Frischfleisch soll bis 2030 nur noch aus den Haltungsformen drei und vier kommen. Aldi hat vor wenigen Tagen außerdem angekündigt, dass bei Eigenmarken künftig keine Frischmilch aus Haltungsform 1 (Anbindehaltung) mehr verkauft werden soll. Die kleineren Milchbauern in ganz Süddeutschland sind insbesondere die Betroffenen.

Lappe kritisierte auch, dass Markenhersteller mittlerweile bedrängt werden, für ihre Produkte weniger zu verlangen, als sie für Produkte erhalten, die unter dem Eigennamen der Discounter verkauft werden. Bei den Eigenmarken sei der Produzent aber völlig austauschbar und der Verbraucher könne in der Regel gar nicht nachvollziehen, woher das Produkt kommt. Ein Etikettenschwindel, der auf dem Rücken der Bauern ausgetragen werde, sagte Kreisbäuerin Angelika Seyferth.

Produkte werden austauschbar

Die Politik und der Bauernverband in Bayern und Baden-Württemberg haben in den letzten Jahren gemeinsam an Wegen gearbeitet, damit genau diese Betriebe ihre Tierhaltung Schritt für Schritt weiterentwickeln können. Aldi hat jedoch nun seine Marktposition ausgenutzt. Der Handelskonzern stelle Bäuerinnen und Bauern einmal mehr vor vollendete Tatsachen und gefährde damit die regionale Landwirtschaft. Kreisobmann Karl Lappe sagte, dass die Standards in Sachen Tierwohl steigen. Die Frage, wer die damit verbundenen Kosten trägt, bleibt jedoch offen. Im Landkreis Bayreuth steht die Existenz dutzender Höfe auf dem Spiel.

„Tierwohl sei eine Frage der Haltung, behauptet Aldi in Anzeigen“, sagte Karl Lappe und Angelika Seyferth. Vor allem aber sei Tierwohl eine Frage der Umsetzbarkeit und des Geldes. Zu einem Haltungswechsel gehöre auch ein Ende der Niedrigpreise, so Lappe und Seyferth weiter.

Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels haben in zweijährigen Verhandlungen über ein branchenweites Tierwohlprogramm für Rindfleisch und Milch einen umfangreichen Katalog an Tierwohlkriterien verhindert, weil sie den Kostenausgleich für die Landwirte nicht bezahlen wollten. Lappe sagte, dass das nicht zusammenpasst und forderte von Aldi eine angemessene Honorierung von Tierwohl, die Berücksichtigung der besonderen Situation kleinerer Betriebe sowie die Einbeziehung aller Marktsegmente in Tierwohlprogramme. Das wäre ein ernsthafter und gemeinsamer Weg hin zu mehr Tierwohl und würde die kleineren Betriebe mitnehmen anstatt sie aus dem Markt zu drängen.