Raus aus der Kohle, rein ins Gas
Informationsveranstaltung anlässlich des geplanten SüdOstLinks
Das Thema hat schon einmal hohe Wellen geschlagen. Aufgrund der gesellschaftlich wie politisch gewünschten Energiewende sollten die HGÜ-Leitungen von Norden nach Süden gebaut werden. Die Stromautobahn soll unterirdisch verlaufen, nachdem eine oberirdische Trasse wieder verworfen wurde. „Aus Sicht der Landwirtschaft ein zweischneidiges Schwert“, so BBV-Kreisobmann Karl Lappe. Obwohl die großen Masten vom Tisch sind, verbrauche man immens Fläche, in der Regel landwirtschaftliche Nutzfläche. Ist das wirklich notwendig, und wenn ja, wie sollen die Landwirte dafür entschädigt werden, das seien die zentralen Fragen. Der Bauernverband habe seinen Mitgliedern jedenfalls erst einmal dazu geraten, nichts zu unterschreiben, auch keine Absichtserklärungen. Hasler, Betriebswirtschaftler und Energieexperte, der auch schon im Kernkraftwerk Isar bei Landshut und für den E.ON-Konzern in Ungarn tätig war, fand bei der Veranstaltung im randvoll besetzten Nemmersdorfer Sportheim deutliche Worte. „Wir sprechen über Industrie 4.0, über das Internet der Dinge, über autonomes Fahren und in der Energieversorgung fällt uns nichts anderes ein, als Leitungen von A nach B zu bauen, sagte er. Nur mit regenerativen Energien sei die Versorgungssicherheit nicht zu schaffen. Konventionelle Energie sei weiterhin notwendig. Um die Klimaziele zu erreichen, könne die Lösung deshalb nur lauten: Raus aus der Braunkohle, raus aus der Steinkohle, rein ins Gas. Was noch dazukommen muss, sei die Investition in Speichertechnologien. Der Bau der 600 Kilometer langen Südosttrasse, deren Kosten noch nicht einmal seriös beziffert werden könnten, gehöre nicht dazu. In der Energieversorgung der Zukunft setzt N-Ergie-Vorstandschef Hasler auf die rund 800 Regionalversorger und nicht auf die vier großen Stromkonzerne. Natürlich sei es für die Politik einfacher, mit den vier großen Konzernen zu verhandeln, als mit den etwa 800 Stadtwerken in ganz Deutschland. Für den Verbrauch sei die Energieversorgung allerdings deutlich sicherer, wenn sie auf 800 Schultern ruht, als auf den vier Pfeilern der großen Konzerne.
Insgesamt sprach sich Hasler dafür aus, das gesamte Thema neu zu justieren. Die Energiewende fordere Kreativität, die entsprechenden Techniken seien da. Über die langfristigen Auswirkungen eines Erdkabels gebe es allerdings keinerlei Erfahrungen. Er persönlich glaube ohnehin nicht an die anvisierte Fertigstellung der Trasse bis zum Jahr 2025. Deutliche Worte fand auch Hans Engelbrecht, Landwirt aus Lankendorf: Für die 600 Kilometer unterirdische Trasse querfeldein seien rund 50.000 Hektar Land und zusätzlich weitere 50.000 Hektar als Ausgleichsfläche nötig. Abgesehen vom gigantischen Flächenverbrauch werde dieses Vorhaben nur über Landenteignung durchzusetzen sein. Über die Folgen habe sich noch niemand Gedanken gemacht, das für Engelbrecht unmögliche Zustände sind.