Mit uns leben die Dörfer
Nach zweijähriger Pause wieder Landfrauentag des Berchtesgadener Landes
Die Landfrauen trafen sich zunächst zum Gottesdienst in der Untersteiner Pfarrkirche „Maria Sieben Schmerzen“ zur morgendlichen Messfeier. Mit berührenden Liedern gestaltete der Chor die feierliche Stunde. In den Fürbitten wurden Belange zur gegenwärtigen Krisen- und Kriegssituation angesprochen. Der Solidaritätsgedanke spielt beim Landfrauentag nach wie vor eine große Rolle. Denn die Gelder aus der Kollekte in der Kirche und der Erlös aus der am Nachmittag verlosten Tombola fließen in den Topf der Katholischen Dorfhelferinnenstation des Landkreises Berchtesgadener Land. Auch bei den späteren Grußworten sprachen die Festredner die eindrucksvolle Messfeier und die schöne musikalische Gestaltung an. Im Gasthaus „Unterstein“ traf sich die Gesellschaft dann zur weiteren Feier. Im festlich geschmückten Saal gab es am Bazar Gelegenheit, ein frühlingshaftes Dekostück zu erwerben oder sich am Stand eines Berchtesgadener Trachtenscheinders über neueste Dirndltrend zu informieren. Den Landfrauen wurde auch heuer wieder große Wertschätzung durch die Anwesenheit von zahlreichen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Behörden zuteil. Unter anderem waren Landrat Bernhard Kern, der „Hausherr“, Schönaus Bürgermeister Hannes Rasp sowie Bauernverbandsgeschäftsführer Matthäus Michlbauer und Bezirksalmbauer Kaspar Stanggassinger zur Veranstaltung gekommen. Kreisbäuerin Maria Krammer übernahm in bewährter Art und Weise die Moderation des Tages. In ihrem Grußwort stellte sie das heurige Motto der Landfrauen vor. „Mit uns leben die Dörfer“ heißt es in kurzen Worten, die Maria Krammer genauer erläuterte: „Das Dorf ist unser Arbeits- und Lebensmittelpunkt. Hier in den Dörfern sind wir sichtbar. Wir sind Ansprechpartner für vielerlei Gelegenheiten. Ob es um Mitarbeit bei einer Veranstaltung, Hilfe und Unterstützung bei Feierlichkeiten oder um die Beherbergung von Urlaubsgästen geht. Bei uns spiegelt sich die Liebe zum Landleben wider“, führte die Kreisbäuerin aus um zu ergänzen: „Wir sind weder Bauernhofmuseum noch Streichelzoo. Wir sind nahe am Werden und Vergehen. Wir setzten auf verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Handeln“, sagte Maria Krammer und setzte die Forderung nach „Landwirtschaft muss mit der Zeit gehen, sie muss sich weiterentwickeln dürfen.“ Im Zuge ihres Grußwortes kam die Kreisbäuerin auf die heuer anstehenden Wahlen der Ortsobleute zu sprechen und animierte die Zuhörer im Saal, sich nicht zu scheuen, ein Ehrenamt zu übernehmen. „Wir müssen sichtbar bleiben“, so ihr Appell. Landrat Bernard Kern brachte den Landfrauen mit ihrem breiten Tätigkeitsfeld große Wertschätzung entgegen und sagte: „Ihr vermittelt Berufung und Leidenschaft“. Kern unterstrich das Heimatgefühl und forderte, dass im Zuge der aktuellen Preissteigerungen die Erlöse auch beim Erzeuger ankommen müssen. Weiter informierte er, dass derzeit mehr als 600 ukrainische Flüchtlinge im Berchtesgadener Land untergebracht sind, die Prognose liege bei 2.000 Personen. Trotz schwieriger Zeiten rief er zu Mut und Zuversicht auf und fasste zusammen. „Wir müssen in der Gesellschaft das Gute wieder voranstellen“. Schönaus Bürgermeister Hannes Rasp informierte, dass es in der Gemeinde 47 Betriebe mit Tierhaltung gibt. Die Kommune stelle sich hinter die Land- und Almwirtschaft, das habe sie durch verschiedene Kanal- und Wasserleitungsbaumaßnahme auf Almen bewiesen. Die Wasserfall- und Stubenalm sind angeschlossen, ebenso die Fischunkelalm und die Salett. Heuer sollen die Königstalalmen und nach Möglichkeit auch die Büchsenalm folgen. Vor wenigen Tagen hat der Gemeinderat den einstimmigen Beschluss zum Neubau eines Kasers auf der Gotzentalalm gefasst.
Meisterin geehrt und Spende für den Landfrauenhilfeverein durch den Raiffeisenkreisverband
Weiterer Bestandteil des Landfrauentags waren Ehrungen. Kreisbäuerin Maria Krammer und ihre Stellvertreterin Maria Walch war es eine Freude, der jungen Bio-Landwirtschaftsmeisterin Sandra Surrer mit einem Präsent zu ihrer erfolgreichen Ausbildung zu gratulieren. Eine Aufmerksamkeit vonseiten des Kreisverbandes gab es auch für Chorleiterin Anja Warislohner, wobei sich Maria Krammer sehr erfreut zeigte, dass die Mitgliederzahl des Landfrauenchores wieder gestiegen ist. BBV-Geschäftsführer Matthäus Michlbauer und Barbara Stadler vom Moarhof in Piding warben zur Teilnahme an den Projektwochen „Schule fürs Leben“ und baten die Landfrauen, im Rahmen dieses Programms ihre Betriebe für den Besuch von Schulklassen zu öffnen. Detaillierte Auskünfte hierzu gibt es bei der Geschäftsstelle in Traunstein. Eine „Finanzspritze“ in Höhe von 500 Euro übergab der Vorstand der Raiffeisenbank Chiemgau-Nord-Obing, Andreas Bauregger in seiner Funktion als Vertreter des Raiffeisenkreisverbandes Traunstein-Berchtesgadener Land. Dieses Geld findet im Landfrauenhilfeverein und damit für die Arbeit der Dorfhelferinnen Verwendung.
Wie man dem Schneckenproblem „Herr“ wird – Unterhaltsamer Vortrag von Gärtnermeister Peter Gasteiger
Wer kennt sie nicht, die ernüchternden Momente, wenn man in den Garten kommt und die zarten Pflänzchen, auf die man erwartungsvoll geschaut hat, dem Fraß der Schnecken zum Opfer gefallen sind. Welche Methoden es gibt, um diesem Übel „Herr zu werden“, darüber referierte Peter Gasteiger vor den Landfrauen des Berchtesgadener Landes. Auf humorvolle und kurzweilige Art und Weise wurde das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Schnecken sind eine eigene Tierklasse. „Für den Gartenbesitzer sind sie deshalb so unangenehm, weil sie eine Raspelzunge mit zahlreichen Zähnen besitzen. Eine Schnecke kann bis zu 10 Jahre alt werden und bekommt sieben Mal neue Zähne. Zudem ernährt sie sich vorwiegen von lebenden Pflanzen“, stellte Gasteiger das Grundproblem vor und fügte an: „Bei der Bekämpfung empfiehlt es sich, weitgehend auf natürliche Abwehrmethoden zurückzugreifen, denn sie lassen sich in das ökologische Gefüge des eigenen Gartens gut integrieren. Man muss jedoch im Klaren sein, dass ein vollkommen schneckenloser Garten nie zu verwirklichen ist“. Peter Gasteige setzt zum einen auf indirekte Abwehrmaßnahmen. „Damit kann man ihnen das Leben schwer machen und somit den Bestand verringern“, so sein Einstieg in diesen Bereich. Wichtig sei die Platzwahl der Beete an einem freien, sonnigen Standort. Die Bodenoberfläche sollte immer fein und krümelig gehalten werden, so dass keine tiefen Spalten und Hohlräume vorhanden sind, in denen Schnecken Eier ablegen könnten. Der Gärtnermeister kam weiter auf richtiges Gießen und Mulchen sowie auf die Kompostanwendung zu sprechen. Weiter setzt er auf die Förderung von natürlichen Gegenspielern. „Denn die Schnecken stehen unter anderem auf der Speisekarte von Blindschleichen, Kröten, Eidechsen, Vögeln oder Igeln“, animierte er dazu, den natürlichen Feinden der Schnecken ausreichenden Lebensraum zu bieten. Auch durch das Anlagen eines Streifens mit „Feindpflanzen“ wie Thymian, Salbei oder Pfefferminze könne dem Schneckenbefall entgegengewirkt werden. Diese Methode sei jedoch nur für einen kurzen Zeitraum effektiv. Eine weitere Möglichkeit zur Bekämpfung der unliebsamen Gäste sind die direkten Abwehrmaßnahmen. Die einfachste Art ist das Absammeln, vor allem bei feuchter Witterung und bei Dunkelheit. Durch Köder wie Löwenzahn oder Kartoffelhälften, aber auch Hunde- und Katzenfutter werde das Absammeln erleichtert. Die eingesammelten Schnecken sollten mit kochendem Wasser übergossen werden, damit sie schnell abgetötet sind. „Keinesfalls mit Salz betreuen, denn das bedeutete einen langen, qualvollen Tod“, so Gasteigers ergänzender Hinweis. Eine weitere Empfehlung ist das Anlegen von Schutzstreifen aus bestimmten Materialien. „Nachteile eines Schneckenzauns sind jedoch die hohen Kosten und die aufwendige Installation, so dass ein Zaun nur für ausgewählte Beete, nicht aber für den gesamten Garten in Betracht kommt“, so sein Tipp. Eine weitere Methode ist das Aufstellen einer Bierfalle. Das Gefäß kann mit Bier oder billigem Wein gefüllt werden, die Fallen sollten in engen zeitlichen Abständen geleert und nachgefüllt werden. Eine gute Art der Bekämpfung ist das Halten von Enten oder Hühnern, dabei sollte aber bedacht werden, dass das Geflügel eine artgerechte Unterkunft und Pflege benötigt. Weiter kam der Referent auf chemisch-synthetische Mittel zu sprechen. „Ferramol hat eine gute Wirksamkeit, die Aufwandmenge liegt jedoch deutlich höher als bei Schneckenkorn“, so Gasteigers Info wobei er darauf hinwies, dass sich Schneckenkorn bei Regen auflöst und die Wirksamkeit verliert. „Schnecken sind schlau und lernen schnell, es kann sein, dass man jedes Jahr neue Methode ausprobieren muss“, ergänzte der Gärtnermeister und gab den Landfrauen die Empfehlung mit, möglichst bald im Frühjahr mit der Bekämpfung zu beginnen, wie beispielsweise dem Freilegen der Schneckeneier zu beginne, damit die Entwicklung der Schneckenpopulation eingeschränkt wird.
Text und Bilder: Maria Horn