Bauern für Bauern
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Eine zufriedene Kundin (li.) und Kreisbäuerin Maria Krammer holen ihre zerlegten Schweinehälften bei dem Organisator der Aktion Hans Gruber von der BBV-Kreisvorstandschaft ab.

Über 110 Schweinehälften verkauft

Breiter Anklang der Aktion "Bauern für Bauern"

14.04.2021 | Als Erfolg wurde die Aktion "Bauern für Bauern" von allen Beteiligten gewertet. Sie zeigt eindrucksvoll was möglich ist, wenn die Menschen vor Ort in einer schwierigen Situation zusammenhalten.

Viele, vor allem kleinere Betriebe leiden an den Folgen des seit Oktober 2020 andauernden Lockdowns. Von den meisten Landwirten im Kreisverband BGL kommen allerdings eher optimistische Antworten auf die Frage wie sie mit dem Lockdown umgehen. Für sie geht der ganz normale Betriebsalltag weiter. Auch die Bezahlung der Produkte, hauptsächlich Milch, ist eine wohltuende Konstante auch wenn der Einbruch der Schlachtviehpreise im letzten Jahr schmerzte.

Ganz anders war die Situation allerdings für die Veredelungsbetriebe, also diejenigen, die ihr Geld mit Mastschweinen verdienen. Die Preise stürzten weit unter die Wirtschaftlichkeitsgrenze, obwohl die Preise im Lebensmitteleinzelhandel beinahe konstant blieben. Verhandlungen und öffentliche Aufrufe des Bauernverbandes an die Fleischbranche und den Lebensmitteleinzelhandel bewirkten leider nichts. Christine Singer, die Bezirkspräsidentin des bayerischen Bauernverbandes setzte deshalb bereits im Januar 2021 mit der Aktion „Bauern für Bauern“ ein Zeichen der Solidarität innerhalb der Landwirtschaft. Dabei konnten sich Bauernfamilien für ihre private Lagerhaltung ein halbes Schwein von der Viehvermarktungsgenossenschaft (VVG) liefern lassen. Natürlich ist mit dieser Aktion das Marktgleichgewicht nicht wieder ins Lot gebracht worden aber es machte doch deutlich, dass wir alle im gleichen Boot sitzen.

Dieses Thema beschäftigte auch die BBV-Kreisvorstandschaft  des Berchtesgadener Landes und sie wollte ein Zeichen für die Schweinehalter im Berchtesgadener Land setzen. Mit Herbert Eschlberger aus Ainring war dann auch schnell ein Betrieb gefunden, dem nicht nur die schlechte Bezahlung seiner Schweine, sondern vor allem auch die langen Wartezeiten für die schlachtreifen Tiere Probleme bereiteten. In der Folge wurden diese schwerer als gewünscht, beanspruchten mehr und für längere Zeit Platz im Stall und wurden zu guter Letzt noch mit Preisabschlägen bestraft, weil sie für das Standardsortiment zu schwer waren – ein Teufelskreis! Es wurde mit Herbert Eschlberger vereinbart, ihm diese „überschweren“ Tiere zu einem für ihn kostendeckenden Preis abzunehmen.

Geschlachtet wurden die Schweine im regionalen Schlachthaus in Marzoll. Hans Gruber vom Eisenbichlerhof nahm die Bestellungen an und organisierte die Abholung der Schweinehälften. Dabei konnten die Bäuerinnen zwischen „grob zerlegt“ und „küchenfertig“ wählen. Die Aktion „Bauern für Bauern“ fand breiten Anklang und es konnten insgesamt 114 Schweinehälften an Landwirtsfamilien verkauft werden. Neben der Bewerbung der Aktion bei den BBV-Mitgliedern unterstützten auch die Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG in Piding die Aktion durch die Bewerbung im monatlichen Mitgliederrundbrief.

Das Fett der Schweine nahmen nur wenige Käufer mit nach Hause. Doch auch hierfür war bald eine Lösung gefunden. Die Metzgerei Martin Drexler GmbH aus Bad Reichenhall konnte es in ihrer Produktion brauchen. Den Erlös von 500 € wurde der Dorfhelferinnenstation im Berchtesgadener Land gespendet.