Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossen
Borkenkäfer-Plage: Die Lage ist nach wie vor ernst
„Wenn der Abschuss stimmt, dann steht etwas da“ hat Nepomuk Bär, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Bayerischen Bauernverband (BBV) das ideale Verhältnis zwischen den Jagdgenossen, die den Grund besitzen, und den Jagdpächtern geschildert. Wenn die Zahl der Rehe zum Wald passe, dann kämen auch genügend junge Bäume hoch. Nachwuchs, den der Wald in diesen schweren Zeiten so dringend braucht.
„Die Lage ist ernst“, sagte Walter Schubach. Bereichseiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf (AELF). 2018 sei das vierte gute Jahr für die Borkenkäfer in Folge gewesen. Wärme und Trockenheit schwächen die Fichten - den Brotbaum der Waldbauern, Wärme sorgt dafür, dass sich die Borkenkäfer rasant entwickeln. 2018 mussten die Waldbesitzer im Landkreis 60 000 Festmeter Käferholz aus dem Wald holen, doppelt so viel wie in den Jahren davor. Das sei auch der Grund dafür, dass die Revierförster erst vor Weihnachten dazugekommen waren, aus dem Verbissgutachten revierweise Aussagen herauszuziehen, sagte Schubach. Sobald der Schnee weg ist, werden die Förster sich in 53 Revieren mit den Grundbesitzern und Jägern zu Waldbegängen treffen. Vor Ort schauen sie, ob junge Bäume ohne Schutz nachwachsen können oder ob mehr Rehe geschossen werden müssen, damit die Naturverjüngung eine Chance hat. In acht von 12 Hegegemeinschaften war der Verbiss tragbar, in vieren zu hoch, so Schubach. Aber man müsse sich jedes Revier einzeln ansehen. Gegenüber 2015 sei die Situation in gut der Hälfte der Reviere unverändert, in über einem Drittel habe sich die Situation verbessert, und in jedem 10. Revier habe sie sich verschlechtert. In manchen Revieren sei der Verbiss seit Jahren zu hoch, und seit Jahren fordere der Abschussplan, mehr Rehe zu schießen, beschrieb er die Lage in einigen Revieren. Um sicher zu gehen, dass die Jäger dort tatsächlich so viele Rehe schießen, wie sie sollten, schlug Schubach vor, dass die Jäger die Tiere, die sie geschossen haben, fotografieren und als Beweis das Foto den Jagdgenossen zuschicken.
Der Waldumbau sei ein Wettlauf gegen die Zeit. Etwas optimistisch hat ihn gestimmt, dass die Waldinventur gezeigt habe, dass über die Hälfte der Bäume in Bayerns Wäldern bereits Laubbäume sind, und dass Tannen weniger verbissen werden. Zwischen 1991 und 2018 sei ein Bayern der Fichtenanteil von 48% auf 29 % gesunken, der Anteil von Tannen von 8% auf 17,4% gestiegen. Tannen halten Wärme wesentlich besser aus als Fichten.
Michael Bloch informierte die Grundbesitzer über das Bibermanagement. Als Jagdpächter, Landwirt und als Leiter der unteren Naturschutzbehörde (UNB) kennt er alle Seiten. „In jedem Graben ist der Biber daheim, das muss man sagen“, beschrieb er das Problem. Weil der Biber nach europäischem Naturschutzrecht streng geschützt ist, darf er nicht verfolgt, gestört oder verwertet werden. Seit 2006 regelt die UNB Ausnahmen, wenn Biber einen wirtschaftlichen Schaden anrichten. 20 Biberberater stehen als Ansprechpartner bereit. Landwirte dürfen dann die Röhren unter ihren Feldern verfüllen, Dämme drainieren oder entfernen. Wenn all das nichts hilft, dürfen Biber auch entnommen werden. In Wohngebieten werden sie gefangen, in unbesiedelten Gebieten geschossen. 2009 haben Biberberater 19 Biber entnommen, 2018 waren es 58. 2018 haben Landwirte Schäden in Höhe von 14 000 Euro geltend gemacht. Bayernweit stehen 450 000 € bereit, um Schäden auszugleichen. Das sei eine akzeptanzfördernde Maßnahme, sagte Bloch. BBV-Kreisobmann Michael Klampfl wäre es lieber, wenn der Fonds auf mindestens 650 000 € aufgestockt würde, damit alle Schäden vollständig ausgeglichen werden könnten.
Aber der Biber ist nur eines von vielen Problemen, das die Jagdgenossen umtreibt. BBV-Geschäftsführerin Ingrid Ecker informierte über die Datenschutzgrundverordnung und für viel Diskussionsstoff sorgte das Volksbegehren für mehr Artenschutz. Da sahen sich die Bauern zu unrecht an den Pranger gestellt. Sie fürchten, dass EU-cofinanzierte Prämien für freiwillige Maßnahmen, etwa Gewässerrandstreifen, wegfallen, wenn diese Pflicht werden.
Nepomuk Bär und sein Stellvertreter Stellvertreter Ludwig Schmid haben für die Jagdgenossen einige Termine besucht. Besonders beeindruckt war er von einer Lehrfahrt nach Holzkirchen. „Die haben keinen Zaun, aber Verjüngung ohne Ende“ schwärmte er. Der Anflug der Hauptbaumarten sei gigantisch. Beeindruckt habe ihn auch die Holzkirche in Holzkirchen. Da sei eine Menge Holz verbaut werden. Auch heuer will er für die Jagdgenossen einen Ausflug in einen vorbildlich bewirtschafteten Wald organisieren.
-- Hannelore Summer