Landfrauen machen Schule im Landkreis Deggendorf

Dieses Jahr wird die Grundschule an der Angermühle und der Milchviehbetrieb Pfeffer in Fischerdorf besucht

Gesundes aus der Milch

Wo denn all das, was wir so trinken und essen, herkommt, will Ernährungsfachfrau Rosmarie Mattis von den Kindern der Klasse 1a der Grundschule Angermühle wissen. Keine Ahnung, 20 Kinder sitzen gespannt im großen Stuhlkreis im Musiksaal, und verstehen die Frage nicht. Die Milch ist im Kühlschrank, vielleicht hat sie die Mutter irgendwo gekauft. Wo kommen denn die Milch, Das Brot, das Obst und Gemüse her, bevor es jemand in das Supermarktregal gestellt hat? Mit B fängt es an, hilft Mattis, und mit -hof hört es auf. „Bahnhof?“ spekuliert ein Junge. Nein, es ist der Bauernhof. Das ist Rosmarie Mattis ganz wichtig: Unsere Lebensmittel kommen vom Bauernhof, die Bauern erzeugen das, was wir essen. Deshalb besucht die Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbands schon seit vielen Jahren mit dem Programm „Landfrauen machen Schule“ die Schulen. Heuer hat ihr das Landwirtschaftsministerium sieben Einheiten genehmigt, das reicht gerade für die drei ersten Klassen, die zwei zweiten und dritten Klassen an der Grundschule Angermühle. In zwei Schulstunden erklärt sie, wo die Milch herkommt und was man alles Gutes daraus machen kann. Aber auch die Ernährung ist ihr wichtig: Was sollte man essen, was ist gesund, was ist nur süß und hat kaum Vitamine? Gabriel kennt die Ernährungspyramide schon: Ganz unten stehen die Getränke ohne Zucker, davon braucht man am meisten. Darüber stehen das Getreide, Obst und Gemüse, haben sich Marian und Afsane gemerkt, davon soll man auch viel essen. Höhepunkt wird dann in vier Wochen ein Besuch auf einem Bauernhof sein, wo die Kinder sehen, dass stimmt, was Mattis ihnen erklärt: Die Milch kommt aus dem Euter einer Kuh, die auf dem Bauernhof lebt.
Mattis versteht es, die Kinder für ihr Thema zu begeistern. Das beste sei das Zaubern gewesen, sagt Liandra. Mattis hat mit den Kindern aus Sahne Butter gezaubert. Und das ging so: Sie hat Sahne in ein Glas gefüllt und dann – ganz wichtig – Zaubersalz dazu gegeben. Dann durften alle Kinder mithelfen: Sie stellen sich im Kreis auf und dann hat jeder genau 10 mal geschüttelt und alle haben mitgezählt. Und dann ist aus der Sahne Butter geworden. Die durften die Kinder dann auf ein Brot streichen. Schnittlauch drauf und fertig war ein Pausenbrot, dass allen gut geschmeckt hat. Und noch einmal haben die Kinder mit Rosmarie Mattis gezählt: Wie viele Zuckerwürfel sind in einer Halblieterflasche Cola, Spezi oder Limo? 20!. Und noch einmal hat Mattis mit den Kindern gezaubert. Eigentlich gehört das Käsemachen in das Programm für die 3. Klassen. Aber die Kinder der Ganztagsklasse hatten etwas mehr Zeit, deswegen schauen sie gebannt zu, wie Mattis einen Liter Milch warm macht und dann Zitronensaft dazu gibt. Dann verklumpt sich das Eiweiß, es entsteht Käsebruch. Wenn Mattis das durch ein Sieb gießt, bleibt der Frischkäse übrig und die Molke fließt durch das Sieb in eine Schüssel. Mit etwas Salz schmeckt der Frischkäse gut auf einem Brot.
Und zum Trinken gab es auch etwas Gesundes: Dschungeltrank. Mattis hatte Kakao, den guten ohne Zucker, zu Hause schon mit etwas Wasser aufgekocht, entstanden ist ein brauner Sirup. Den hat sie dann mit Milch gemischt und fertig war der Dschungeltrank. Obwohl nur der Milchzucker aus der Milch drinnen war, hat er den Kindern so gut geschmeckt, dass viele sich noch einmal nachschenken lassen haben.
Dass die Frau Mattis an die Schule komme und die Kinder dann einen Bauernhof besuchen dürfen, sei dringend notwendig, findet Klassenlehrerin Sigrid Thalhammer. In der Stadt aber auch auf dem Land haben die Kinder gar keinen Bezug mehr zu der Arbeit der Bauern. Das was Bauern machen spiele in der Alltagswelt der Kinder gar keine Rolle mehr. Ein Besuch auf einem Bauernhof aber bleibe den Kindern lange in Erinnerung. Und gesunde Ernährung sei immer wichtig.
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Hannelore Summer

Journalistin

© Hannelore Summer