Niederbayerisches Erntepressegespräch
Die Ernte begann 2018 früher als gewöhnlich
Bezirkspräsident Gerhard Stadler zog eine erste Bilanz beim Ernte-Pressegespräch, das dieses Jahr in Roßbach stattfand. Bedingt durch die unterschiedliche Verteilung der Regenmengen und die Trockenheit von April bis Anfang Juni würden die Ernteerwartungen regional ganz unterschiedlich ausfallen, so Stadler.
In manchen Gebieten hat es während der Wachstumsphase des Getreides kaum geregnet. Besonders bei flachgründigen Böden ging dort den Pflanzen sehr schnell das Wasser aus, was sich in diesen Bereichen an den Erträgen zeigen wird. Andererseits gibt es auch in allen Landkreisen in Niederbayern Bereiche, wo Starkregen und Hagel die Bestände stark beeinträchtigt haben. Insgesamt rechnet Stadler für Niederbayern mit einer eher unterdurchschnittlichen Getreideernte, allerdings mit hohen regionalen Schwankungen.
Aufgrund der hohen Temperaturen konnten die Landwirte in diesem Jahr etwa zwei Wochen früher als gewöhnlich mit der Ernte beginnen. Während als erste Getreideart die Wintergerste weitgehend bereits eingebracht ist, stehe nun der Raps schon kurz vor der Ernte und beim Weizen habe bereits die Abreife eingesetzt, berichete Stadler.
Zwischenfruchtanbau zum Erosionsschutz
In allen Landkreisen in Niederbayern gab es in diesem Jahr lokal begrenzte Starkregenereignisse. Hier zeigte sich wieder, wie wichtig Erosionsschutzmaßnahmen sind, um Abschwemmungen möglichst zu vermeiden. Von vielen Bauern werden hier bereits sehr große Anstrengungen unternommen, so Robert Willnecker, stellvertretender Kreisobmann im Landkreis Rottal/Inn. Er stellt fest, dass gerade im Rottal ist die Mulchsaat, also der Anbau von abfrierenden Zwischenfrüchten zur Vermeidung von Abschwemmungen im folgenden Jahr, sehr weit verbreitet ist. Bei vielen Unwetterereignissen konnten so noch weit größere Schäden verhindert werden.
Viele Landwirte beteiligen sich an freiweilligen Umweltprogrammen
Hohe Erträge mit guten Preisen sind für unsere Bauern wichtig, so Stadler, damit wir in unserer Region auch künftig Landwirtschaft betreiben und Nahrungsmittel für unsere Bevölkerung produzieren können. Die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit spielt dabei eine große Rolle, aber auch Umweltgesichtspunkte wie Arten- und Klimaschutz gewinnen zunehmend an Bedeutung. In diesem Zusammenhang verweist Stadler darauf, dass sich sehr viele niederbayerische Landwirte an freiwilligen Umweltprogrammen beteiligen. „Rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen werden über das bayerische Vertragsnaturschutz- und Kulturlandschaftsprogramm bewirtschaftet, jeder zweite Landwirt hat hier Verträge über besondere Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie zum Beispiel Anbau von Zwischenfrüchten, mehrgliedrige Fruchtfolgen, bodennahe Wirtschaftsdüngerausbringung, Verzicht auch Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Anlage von Randstreifen etc., abgeschlossen.“ Hinzu kommen noch ökologische Vorrangflächen, Blühstreifen und ökologische Ausgleichsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit Kommunen und Ämtern.
Ackerboden ist ein wertvolles Gut
Auf seinem Getreidefeld weist Robert Willnecker darauf hin, dass Weizen das wichtigste Grundnahrungsmittel in Mitteleuropa ist. „Dass uns die kleinen Körner täglich ernähren, ist ein Wunder der Natur, und es steckt viel Arbeit darin“, so Willnecker. Bei mittleren Ertragsbedingungen können 900g Getreidekörner je Quadratmeter Ackerfläche geerntet und zu 750 g Mehl oder 15 Semmeln weiterverarbeitet werden.
„Dies zeigt, wie wertvoll und wichtig unser Ackerboden ist“, betont Bezirksbäuerin Irene Waas. In den letzten 50 Jahren haben sich die landwirtschaftlichen Flächen im Bayern um über 800.000 Hektar reduziert. Dies ist weit mehr als die gesamte Acker– und Grünlandfläche Niederbayerns mit ca. 510.000 Hektar. Die Flächen gingen dabei nicht nur für Baumaßnahmen verloren, sondern auch für viele naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahmen etc. wurden wertvolle landwirtschaftliche Flächen beansprucht. Es sei an der Zeit, darüber nachzudenken, dass fruchtbarer Acker- und Grünlandboden für die Ernährung der Bevölkerung ein elementares Gut ist, das künftig nicht mehr beliebig verbraucht werden darf.