Irene Waas in Kenia
Bezirksbäuerin Irene Waas berichtet von einer außergewöhnlichen Reise nach Westkenia
Gleicher Beruf - zwei Welten
Irene Waas, Bezirksbäuerin von Niederbayern, ihre Stellvertreterin Renate Stöckl, Kreisbäuerin Marion Warmuth aus Lichtenfels, Ortsbäuerin Beate Schmidt aus dem Nürnberger Land und Projektleiterin Angelika Eberl suchten den praktischen Erfahrungsaustausch mit kenianischen Bäuerinnen.
Inzwischen sind Landfrauen des bayerischen Bauernverbandes schon zweimal in Afrika gewesen und bei jeder Reise fiel die Zusammenarbeit mit den Frauen vor Ort leichter. „Wir haben so enthusiastische Partnerinnen kennengelernt“ schwärmt Irene Waas. Daphne Muchai etwa, die letztes Jahr im September die Women Farmers Association of Kenya (WoFaAK), den kenianischen Landfrauenverband gegründet hat. Mit 62 Frauen, meist engagierte Vorsitzende von Selbsthilfegruppen verbrachte die Delegation nun einen gemeinsamen Tag. Mit dem Wahlspruch: Wamama Wakulima Lisha Ulimwengu! Wir sind Bäuerinnen, wir ernähren die Welt! wurden wir herzlich begrüßt. „Unsere Aufgabe war es, zum Thema Lobby-Arbeit zu berichten, wie wir das umsetzen und was wir alles unternehmen, vom Frühstück mit Politikern bis zu Unterschriftenaktionen für das Schulfach „Alltagskompetenzen“. Wir wollen Anregungen geben und teilen, was bei uns gut funktioniert“ sagt die Bezirksbäuerin. „Deshalb hatten wir auch ein erstes Treffen mit Dr. Mailutha, dem Geschäftsführer des kenianischen Bauernverbandes in deren Zentrale am Stadtrand von Nairobi. Wir stellten uns und die WoFaAK vor um eine Plattform für die konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem kenianischen Bauernverband und dem kenianischen Landfrauenverband zu schaffen. Denn nur gemeinsam können sie etwas erreichen – wie bei uns.“
Das Projekt zeigt erste Erfolge im Bereich der Wertschöpfungskette Milch. Während den vorangegangenen Reisen wurden insgesamt sechs Selbsthilfegruppen zum Thema „Kälberaufzucht“ geschult. Dieses Mal organisierte die BBV-LIZ für drei dieser Gruppen ein zweitägiges Seminar über Fütterung, Zucht, Aufzeichnungen und Milchhygiene. Die Teilnehmer bestätigen, sie haben viel gelernt, umgesetzt und seitdem kein Kalb mehr verloren. Eine Bäuerin erzählte, dass ihre Kuh beim Kalben verstorben sei, aber da sie ja gelernt hatte, wie man Ersatz-Kolostrum selbst herstellen kann, konnte sie das Kalb retten. Nach theoretischem Unterricht durch eine Technikerin des kenianischen Landwirtschaftsministeriums gaben die Landfrauen ihr praktisches Wissen weiter – wie sie es zum Beispiel schaffen, dass die Kuh jedes Jahr ein Kalb bekommt, oder nach welchen Kriterien sie einen Stier für die künstliche Besamung auswählen – und wie wichtig es sei, die Kühe genau zu beobachten, damit der Besamer nicht umsonst käme.
Der dritte Punkt der Reise galt der Förderung einer gesunden und ausgewogenen Ernährung der Bauernfamilien durch Ernährungstrainings. Die kenianischen Frauen jubelten laut, als Nekesa „die während der Ernte Geborene“ alias Irene Waas, sich mit ihrem neuen Namen vorstellte. Renate Stöckl, suchte sich Nelima, „die während des Pflügens Geborene“ aus. Marion Warmuth, erhielt besonderen Applaus mit ihrem Namen Namalwa „die während des Biertrinkens Geborene“ als sie auf die lange Tradition des Bierbrauens in Franken einging. Last but not least haben wir noch Naliaka, „die während des Unkautjätens im Maisfeld Geborene“, Beate Schmid.
Diese Namensbedeutungen zeigen einmal mehr, wie wichtig der Jahresrhythmus der Landwirtschaft im Leben der kenianischen Bauernfamilien ist. Dies war auch Thema in unseren Schulungen zu verbesserter Ernährung.
Die Frauen wurden geschult über die lokal verfügbaren Gemüse, Obst und (Wild)kräuter. Wie man sie anbaut, erntet und verarbeitet. Höhepunkt dieser Schulungen war das gemeinsame Kochen in Gruppen. „Die Umstände, unter denen die Frauen hier kochen sind schon anders als bei uns. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit den Bäuerinnen gemeinsam zu arbeiten“ sagt Marion Warmuth. „Da denke ich mir, manchmal übertreiben wir hier bei uns ein bisschen – es geht auch einfacher – weniger wäre oft mehr“. Die kenianischen Teilnehmerinnen brennen richtig darauf, das neu erlernte Wissen zuhause an ihre Gemeinschaft weitergeben. Im Mai fand bereits ein solches Training statt und eine junge Frau erzählte, sie haben mit dem Anbau und der Weiterverarbeitung von Süßkartoffeln richtig Geld verdient. Sie haben jeden Tag etwa 1000 Mandazi (ken. Krapfen) oder Pfannkuchen hergestellt und in der benachbarten Schule verkauft. Sie sind sehr zufrieden – ihre Lebenssituation hat sich verbessert.
Fazit von Irene Waas: „Ich bin sehr froh, dass ich dabei gewesen bin. Dies ist ein Projekt, hinter dem ich sehr gut stehen kann. Wir schicken kein Geld, sondern es ist ein direkter Erfahrungsaustausch.“
Weitere Informationen und viele Bilder unter www.bbv-liz.de.