Ortsbäuerinnentagung
Die Ortsbäuerinnen wurden umfangreich zu aktuellen Themen informiert
„Seit der letzten Ortsbäuerinnentagung im Herbst hat sich meines Erachtens die Welt um 180 Grad mit dem Volksbegehren gedreht. Im Moment wissen wir Landwirte nicht mehr, was wir tun sollen, was ist richtig und was ist verkehrt“ – eröffnete Kreisbäuerin Irene Waas im Gasthaus Roßmeier die Ortsbäuerinnentagung. „Wir haben den Beruf gelernt, haben Praxiserfahrung, Sach- und Fachwissen, doch scheint es, als sei alle anders.“ Sie verwies auf die Aktion „Landfrauen machen Schule“, in der man dem Nachwuchs die Landwirtschaft näher bringen möchte. Es sei von gesellschaftlicher Bedeutung, dass die Themen „Alltagskompetenzen und Lebensökonomie“ wieder gestärkt werden. 35 Wochenstunden sollen an jeder Schulart im Schuljahr zum Thema Landwirtschaft, Ernährung, Nachhaltigkeit und Verbraucherbildung alltagstauglich und praxisnah gelernt werden. Ziel ist es, den Schülern die Bedeutung der Landwirtschaft näher zu bringen, die Heimat, den Naturkreislauf von der Saat bis zur Ernte und vieles mehr zu lehren. Zur methodischen Umsetzung schlage man Projektwochen oder Module vor, in denen ausgebildete Landwirte und Hauswirtschafterinnen als Fachexperten eingebunden sind.
Monika Deubzer ging auf die aktuelle Stimmung bei den Landwirten ein. Die Bandbreite reiche hier von aufgebracht bis hin zu lethargisch und in Resignation übergehend. Immer mehr Vorschriften erschweren die Arbeiten der Landwirte. Sie bat darum, nicht aufzugeben, es wurden schon viele schwierigen Situationen gemeistert. Die Bevölkerung erachte es mittlerweile als „normal“, dass die Regale mit frischen Lebensmitteln gefüllt sind. Es müsse wieder ein Bewusstsein geschaffen werden, wo diese herkommen und mit welch hoher Qualität sie bei uns verfügbar sind. Auch die Landschaft und unsere Heimat wäre nicht das, was sie ist, ohne die derzeit so verrufenen Bauern. „Bayern ist mit das schönste Bundesland mit bester Lebensqualität – wir dürfen stolz darauf sein und hoch erhobenen Hauptes unsere Arbeit ausüben“. Es gelte in den Dialog zu treten, die Öffentlichkeit zu informieren und offen sein für Veränderungen.
Bernhard Englbrecht von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) informierte über das Unternehmen, die Leistungen und auch die Preissteigerung in diesem Sektor. Dabei erläuterte er die verschiedenen Faktoren, die bei der Beitragsanpassung berücksichtigt werden müssen und entsprechende Beitragsmaßstäbe. Dabei verwies er auch, dass sich landwirtschaftliche Unternehmen ohne LKK nur privat oder freiwillig bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichern könnten. Dabei sind die Leistungen durch die Gesundheitsausschlüsse nicht vergleichbar. Insgesamt sei man deutlich günstiger als diese Alternativen. Im Speziellen ging er auch auf die Leistungen der Landwirtschaftlichen Krankenversicherung ein, die natürlich auf die Bedürfnisse der Landwirte abgestimmt sind. Auch zum Thema Hofabgabe zwecks Rentenanspruch referierte er.
Kreisobmann Friedhelm Dickow ging in seinem Vortrag auf aktuelle Themen ein. Dabei könne man die Themen vom Vorjahr eigentlich übernehmen, nur in verschärfter Form, nämlich Tierhaltung, Afrikanische Schweinepest, DVO (Düngerverordnung), Image der Landwirte sowie Verlust an Artenvielfalt (Biodiversität). Die Landwirte suchen dabei händeringend nach Möglichkeiten, wie die Produktion und das Verbraucherverhalten sich vereinen lassen. So müsse auch den Ökolandbau der Markt regulieren und nicht eine pauschale Vorschrift. Er stellte das Projekt „Für die Zukunft unserer Enkel“ vor, dabei werden Blühpatenschaften angeboten. Insgesamt müsse man den Menschen wieder mehr Bezug zur Landwirtschaft geben und die Gespräche miteinander statt übereinander führen. „Es ist ein Verschärfungsgesetz und kein Versöhnungsgesetz“ und noch dazu wurde der Bauernverband außen vorgelassen, ging er auf die aktuelle Situation zum Volksbegehren und seine Auswirkungen ein. „Unsere vorgebrachten Dornen im Auge wurde nicht gehört und nicht berücksichtigt“ und das Vereinbarte vom runden Tisch nicht mitaufgenommen. In den aktuellen Entwürfen werde sogar zwei Prozent mehr an Biotopvernetzung gefordert, das bedeutet rund 80.000 Hektar der Offenlandfläche in Bayern. Das macht rund 3000 Durchschnittsbetriebe aus, die hier „verloren“ gehen. Weiter ging er auf die anstehende Änderung der Düngeverordnung ein. Bayern habe laut der Messstellenergebnisse das zweitschlechteste Wasser in der gesamten EU, was nicht nachvollziehbar ist. Die Verschärfungen, die ab 2020 gelten sollen, wird die Einarbeitungszeit auf eine Stunde verkürzt, die Düngung auf Grünland auf 80 kg Gesamt-N begrenzt, ein Düngeverbot auf zehn Meter Randstreifen bei Hanglage erteilt und mehr. Für die roten Gebiete, in die unser Landkreis überwiegend falle, sind die Verschärfungen sogar noch gravierender. „Wir müssen mehr darauf hinweisen, was wir schon machen!“
Ingrid Ecker informierte über aktuelle Themen aus der BBV-Geschäftsstelle. Neben den Erschwernissen, die einem von Seiten der Politik und Bevölkerung entgegenkommen, erschwert auch das Thema Datenschutz das Arbeiten.
Zu den Ehrengästen zählten Bernhard Englbrecht von der SVLFG, die leitende Landwirtschaftsdirektorin Monika Deubzer, Kreisobmann Friedhelm Dickow, Ehrenkreisbäuerin Margit RAnsberger, Meinrad Fußeder von der SVLFG, stellvertretender Kreisobmann Stefan Rothlehner, BBV-Geschäftsführerin Ingrid Ecker, Bernhard Prückl sowie die stellvertretende Kreisbäuerin Karolin Aigner.
Monika Ebner
Journalistin