Das war das LandWirtschaftsFORUM 2024
Der Bayerische Rundfunk und die Landwirtschaft in Zeiten des Wandels – Diesem Thema widmete sich das Landwirtschaftsforum von Bayerischen Bauernverband und Sparkasse Forchheim
Es war ein nicht alltägliches Landwirtschaftsforum mit Dr. Katja Wildermuth. Denn als einzige Sendeanstalt bundesweit betreibt der Bayerische Rundfunk eine eigene Landwirtschaftsredaktion – und das schon seit den 50er Jahren. Das legendäre Format „Unser Land“ feiert gerade sogar sein 60-jähriges Bestehen. „Die Landwirtschaft und der öffentlich-rechtliche Rundfunk prägen das Leben und die Landschaft Bayerns seit Generationen“.
Die Landwirtschaft besteht freilich aus mehr als den beiden Extremen: Wohlfühlige Landfrauen kochen und wieder ein neuer Skandal im Stall oder auf dem Feld. „Wir zeigen alle Aspekte, etwa den Einsatz Künstlicher Intelligenz, die Möglichkeiten der Tierhaltung oder die Folgen der Klimaänderung“. Dabei stellt sich heraus, dass der Bayerische Rundfunk und die Bauern zwischen Töging und Aschaffenburg mit denselben Herausforderungen zu kämpfen haben. Eine rasante technische Entwicklung, enorme finanzielle Probleme und nachlassende Wahrnehmbarkeit. Deshalb müsse sich auch der Bayerische Rundfunk den neuen Gegebenheiten anpassen. Die Veränderung ist für Wildermuth nichts Schlechtes. „Der Bayerische Rundfunk hat sich immer wieder gewandelt und behauptet“.
„Wir erreichen mit unseren Angeboten täglich zwei Drittel aller Menschen in Bayern. 80 Prozent sagen in Umfragen immer wieder: Es ist gut, dass es den Bayerischen Rundfunk gibt und wir vertrauen ihm“. Das ist das Pfund, mit dem Wildermuth wuchern will. Denn seriöse und gut recherchierte Informationen seien ein wichtiges Fundament der Demokratie. Fake-News hingegen bedrohten diese. Die Stärke des Bayerischen Rundfunks läge in regionalen Inhalten. „Wir haben 30 Korrespondentenbüros in ganz Bayern, mit zwei bis drei Leuten besetzt, die stets nahe am Geschehen sind“. Deren Stärke sei auch, dass sie eigene Themen finden könnten und nicht nur einem aktuellen Hype hinterherliefen. Was jetzt noch fehle, sei eine interne Vielfalt der Perspektiven. „Ich freue mich über jeden Quereinsteiger, der zu uns kommt. Wir brauchen auch Reporter und Redakteure, die nicht nur Soziologie oder Kommunikationswissenschaften studiert haben“.
Bei allen medialen Angeboten will Wildermuth auf noch mehr Qualität setzen. Um sich von der Konkurrenz abzusetzen. „Wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir sehr gut können“. Weniger hektische Kurznachrichten, die bald viel schneller von Künstlicher Intelligenz generiert werden können. „Da kommt eine ungeheure Informationsflut auf uns zu“. Stattdessen will man mehr „lange Stücke“, mehr Hintergrundinformationen, mehr Einordnung und Erklärung. Der Erfolg der Podcasts weise den Weg. „Dabei hat man immer gesagt, das junge Publikum könne sich nur wenige Minuten auf etwas konzentrieren. Und jetzt hören sie stundenlang etwas zu einem einzigen Thema“. Allerdings brauche es dafür wieder Spezialisten. Die Zeit der Journalisten, die von Kultur über Sport bis zur Kommunalpolitik alles machen könnten, sei vorbei.
Schließlich berichtet Wildermuth noch von den vielen erfolgreichen Projekten des Bayerischen Rundfunks, die ihr Mut machen, dass man den Wandel schaffen könne: Bayern1 sei die erfolgreichste Radiowelle Deutschlands – und zwar mit echten Menschen am Mikrofon und nicht mit künstlich generierten Stimmen. Der TikTok-Channel zur Literatur (BookTok) und die Youtube-Videos mit „Checker Tobi“ erreichten unfassbar viele unter 25-jährige Menschen. In Workshops zur digitalen Aufklärung zeige man Kindern und Jugendlichen, wie sie ihre eigenen Podcasts machten und gefälschte Bilder und Videos erkennen könnten. In einem einmaligen Bayern1-Projekt habe man mit vielen Partnern 174 neue Kinder-Feuerwehren gegründet. „Wir dürfen nicht nur immer über das Haar in der Suppe berichten. Wir müssen auch davon erzählen, was gelingt“.
Text: Udo Güldner