Stromleitungen
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Juraleitung: Bauern gegen Flächenverbrauch und Bodenzerstörung

Dezentralen/regionalen Energieversorgungsstrukturen sollte Vorrang eingeräumt werden

04.06.2021 | Die Planungen für den Ersatzneubau der 380 kV-Leitung schreiten genehmigungsrechtlich weiter voran. Im Zuge des derzeit laufenden Raumordnungsverfahrens (ROV) wird der Bayerische Bauernverband (BBV) Stellung nehmen. Der BBV bekräftigt in einer Pressemitteilung die bisherige Position zur geplanten Juraleitung.

Im ROV prüft die Regierung von Mittelfranken, ob die Planungen mit den Grundsätzen der Raumordnung vereinbar sind. Das ROV endet entweder mit positiver, mit einer an Bedingungen geknüpften, oder mit einer negativen Beurteilung. Das Ergebnis hat keine unmittelbare Rechtswirkung im Hinblick auf die Zulässigkeit des Vorhabens. Auch betroffene Land- und Forstwirte können und sollten ihre Betroffenheit mittels Einwendungen zum Ausdruck bringen.
„Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe leisten bisher und künftig einen erheblichen Anteil an der Erzeugung erneuerbarer Energien im Rahmen der Energiewende. Wir stehen zu regionaler und erneuerbarer Energieerzeugung“, so Ottmar Braun, BBV Geschäftsführer des Bezirksverbandes Mittelfranken. Daher sollten dezentrale und regionale Energieversorgungsstrukturen, gegenüber der Aufrüstung der Juraleitung auf 380 kV, vorrangig geprüft und in die Planungen einbezogen werden. Damit könnten Stromtransporte von Nord- nach Süddeutschland minimiert oder gar überflüssig werden. 
Auch die Erdverkabelung stellt für die Landwirtschaft keine Alternative dar. „Verglichen mit Freileitungen sind bei Erdverkabelung erhebliche Eingriffe in den Boden und seine Struktur zu erwarten. Durch die von dort ausgehende Erwärmung des Bodens ist mit erhöhten Verdunstungs- und Austrocknungsraten zu rechnen. Da die Erdverkabelung im Wechselstrom-Höchstspannungsbereich erst vor kurzem im Zuge des novellierten Bundesbedarfplans ermöglicht wurde, gibt es bislang noch keine belastbaren wissenschaftlichen Erfahrungen auf die Auswirkungen von 380 kV-Erdkabel in die Bodenstruktur“, verdeutlicht Luisa Eberhardt, Expertin für Planung und Umwelt beim BBV Mittelfranken.

Daraus ergeben sich nicht nur übergangsweise, sondern dauerhaft erhebliche Beeinträchtigungen auf den landwirtschaftlichen Flächen. „Hinzu kommt weiterer Flächenverbrauch für sogenannte Kabelübergangsanlagen, also Übergangsbauwerke zwischen Freileitung und Erdkabel. Bei diesen Bauwerken ist mindestens die Größe eines Fußballfeldes erforderlich“, so Eberhardt. Hierdurch wird auch zusätzlicher naturschutzfachlicher Ausgleich nötig, welcher wieder zu Lasten der landwirtschaftlichen Nutzflächen geht.
 
Der Bauernverband ist das Sprachrohr der Landwirte als Flächenbewirtschafter und Grundeigentümer und spricht sich grundsätzlich gegen den übermäßigen Verbrauch wertvoller privater landwirtschaftlicher Nutzflächen, für die Nahrungsmittelproduktion und gegen Waldabholzung aus, da der Wald als wichtiger CO2-Speicher und Sauerstoffproduzent dient.

Der Bayerische Bauernverband Mittelfranken ruft Grundstückseigentümer und Landwirtsfamilien daher auf, auf keinen Fall schon voreilig Flächen für das Projekt bereitzustellen oder vorschnelle Unterschriften zu leisten, beispielsweise auch für Flächen für neue Umspannwerke. So können Tatsachen geschaffen werden, die die berechtigten Anliegen der Landwirte unterlaufen.

Der BBV informiert seine Mitglieder laufend über das weitere Verfahren.