Almbegehung im Estergebirge
Brennende Themen und eine Demonstration bei Traumwetter wie vorbildliche Almwirtschaft sein soll und auch bleiben muss!
Nach der Auffahrt zur privat geführten "Kuhalm", wo die Begrüßung stattfand, gab es für die zahlreichen Teilnehmer/innen schon den ersten Eindruck, auf welch wunderbarem Fleckchen Erde hier Almwirtschaft betrieben wird. Die pastellfarbene Bergsilhouette im Hintergrund, das Gebimmel einer neugierig heraneilenden Schafherde und weidende Almkühe. Fast wie eine bestellte Demonstration für all jene, die im fernen Berlin und Brüssel durch nicht nachvollziehbare, teils haarsträubende politische Entscheidungen dies alles aufs Spiel setzen.
Kreisobmann Klaus Solleder machte den Anfang und begrüßte alle Teilnehmer/innen und Ehrengäste sehr herzlich; besonders den "Hausherrn" der Gemeinde Eschenlohe, 1. Bgm. Anton Kölbl, den 1. Vorsitzenden des Alm- und Weidevereins Eschenlohe Klemens Owald, Landrat Anton Speer und dessen Stellvertreterin Tessy Lödermann, Kreis- und Landesbäuerin Christine Singer, stv. Kreisbäuerin Lisa Krötz und stv. Kreisobmann Alois Kramer. Aus dem "tiefen Franken ins südliche Oberbayern" war der in diesem Jahr neugewählte bayerische BBV-Präsident Günther Felßner angereist, dazu der obb. Bezirkspräsident Ralf Huber sowie Direktor Martin Wunderlich. Einen herzlichen Gruß gab es auch für den ehemaligen Kreisobmann Nikolaus Onnich: "Lieber Nik, was Du für alle hier geleistet hat, ist einzigartig!"
1. Bgm. Anton Kölbl hieß ebenfalls alle herzlich willkommen und informierte über die Gemeinde und das 5.500 ha große Gemeindegebiet Eschenlohe. 2000 ha befinden sich im gemeindlichen Eigentum, wo das Weiderecht mit ausschließlich eigenem Vieh der örtlichen Landwirte ausgeübt wird.
Landrat Anton Speer ließ es sich nach seinen Grußworten ebenso wie seine Vorredner nicht nehmen, auf dringliche Probleme hinzuweisen, wie z.B. der "Wolf" und das evtl. baldige Verbot der "Kombihaltung". Keiner sei hier gegen den Naturschutz, jedoch bringe die Ausbreitung des Wolfes die gesamte Almwirtschaft in Gefahr. Es müsse dringend das gesamte Gebiet als Weideschutzgebiet ausgewiesen und auch die Entnahme von Wölfen erleichtert werden. Ebenso muss die Kombihaltung weiterhin erlaubt sein, da sonst für die kleinteilige Landwirtschaft, wie es hier im Landkreis GAP überwiegend der Fall ist, die Lichter ausgehen werden. Ein Unding sei auch die neu geschaffene und noch mit haarsträubenden Fehlern behaftete Fal-BY APP.
Kreis- und Landesbäuerin Christine Singer appelliert in Ihrer Begrüßungsansprache dafür, dass sich alle bewusst machen sollen, welch großen Wert die Arbeit der Landwirte für die Nahrungsmittelversorgung hat. Auch der geänderte Referentenentwurf für das neue Tierschutzgesetz wirft große Probleme auf, da hier das wirtschaftliche Interesse der Nutztierhaltung in Frage gestellt wird. Doch wie soll ein Landwirt "nichtwirtschaftlich" Nutztiere halten, wenn man dadurch seinen Lebensunterhalt bestreiten muss?
BBV-Präsident Günther Felßner aus dem Nürnberger Land verweist launig darauf, dass nun erstmal ein Dialektwechsel ins Fränkische erfolgt und bekräftigt, dass genau zu diesem bayerischen Lebensgefühl, das wir jetzt hier spüren, die Almwirtschaft und die Tierhaltung dazugehört. Da jede Region in ihren landschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten anders ist, muss auch für die Landwirte eine flexible Gestaltung zur Ausübung ihrer Arbeit möglich sein. Stallhaltung/Kombihaltung im kleinstrukturierten Landkreis GAP, Laufstall in Franken! Alle Politiker, wie auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir möchten in Ihren Sonntagsreden bei Veranstaltungen, die sie besuchen, genau das auch. ABER in ihren Ministerien und im Parlament handeln sie dann ganz anders, sind unglaubwürdig und enttäuschen die geschürten Erwartungen auf ganzer Linie.
Nach den Begrüßungen trat der erste Hauptredner, Ludwig Hartmann ans Rednerpult. Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen schwärmte zu Beginn seiner Rede, dass einer der schönsten Termine in seinem Jahreskalender die Almbegehung sei und er gerne hier dabei ist und die gesamte ca. 3-stündige Strecke von der Kuhalm bis zur Zwieselalm mitwandern wird.
Auf die fleißig von ihm ins Handy notierten Ausführungen der Vorredner, ging er der Reihe nach ein. Auch er sei grundsätzlich der Überzeugung, dass nichts so systemrelevant ist, wie die Landwirtschaft, jedoch brauche es hierzu auch intakte Natur und Tierschutz, wofür sich seine Partei einsetze. Er habe auch keine Einwendungen gegen die Tierhaltung: Die GRÜNEN stehen zum Milchland Bayern, zu Grünlandwirtschaft und Tierhaltung. Regionale Gegebenheiten müssen jedoch dringend noch angepasst werden.
Bzgl. der Kombihaltung wird es unumgänglich sein, dass "ganzjährig Anbinden" in absehbarer Zeit auslaufen wird. Und um für die Landwirte Planbarkeit und Verlässlichkeit zu schaffen, sind entsprechende Gesetze notwendig.
Zum Thema "Wolf" hat Ludwig Hartmann eine klare Meinung: es wird kein komplett wolffreies Bayern geben, jedoch muss es ein regional differenziertes Wolfsmanagement geben und beide Seiten (Tierschützer und Landwirte) sollten mehr aufeinander zugehen und Populismus nach hinten schieben.
Nach den Ansprachen ging es los mit der ersten Etappe von der Kuhalm über das Michlfeld bis zur Jagerhütte, wo die Wanderer bei einer kurzen Rast mit gekühlten Getränken versorgt wurden.
Bei der insgesamt dreistündigen Wanderung konnte man einen guten Eindruck von der Almwirtschaft gewinnen. Die Weideflächen mit rund 450 Schafen und Rindern beginnen auf etwa 1.100 m und enden auf rund 2.000 m am Krottenkopf.
Als der Tross am Ziel, der Zwieselalm angekommen war, wo beste Verpflegung auf die Wanderer wartete und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber dazukam, stand Kreisobmann Klaus Solleder erneut am Rednerpult, um noch einmal die wichtigsten Themen zu nennen.
Michaela Kaniber arbeitete in gewohnt temperamentvoller Weise diese "Brennpunkte" ab und pflichtete bei, den Schutz der Nutztierhaltung hochzuhalten. Beim Thema "Wolf" werde sie sich weiter mit aller Macht "gegen den Wolf" und "für die Almwirtschaft" einsetzen und die Almbauern nicht alleine lassen.
Zum Thema Fal-BY App informierte die Ministerin, dass der Grund im Europarecht zu suchen sei. Kontrolle auzuüben sei notwendig, da EU-Geld ausgeschüttet wird und das müsse dann auch kontrolliert werden.
Zum Schluss sicherte die Ministerin zu, dass im Gegensatz zu anderen Regionen die Bayerische Staatsregierung keine Gelder für die Landwirtschaft kürzen wird, sondern sogar mehr zu Verfügung stellen wird. Sie forderte ebenso wie alle Vorredner mehr Wertschätzung und Respekt für Landwirtinnen und Landwirte. "Wenn einmal die Stalltür zu ist, geht die auch nicht mehr auf"!