Frauenpower vom Land - und das seit 75 Jahren
Am 14.04.2023 fand der Landfrauentag in Mittenwald statt
Wenn die Landesbäuerin zum 75-jährigen Landfrauen-Jubiläum in Verbindung mit dem diesjährigen Landfrauentag des Kreisverbandes Garmisch-Partenkirchen lädt, lassen sich Landfrauen, Ehrengäste sowie Wirtschafts- und Politprominenz nicht lange bitten. Und so strömten am Freitag, den 14. April trotz eines vorübergehenden Wintereinbruchs zahlreiche Gäste aus nah und fern in den TSV-Veranstaltungssaal nach Mittenwald, um sich diesen Festakt im festlich geschmückten Saal sowie das bunte und geschmackvoll ausgesuchte Rahmenprogramm nicht entgehen zu lassen.
Nach dem Auftakt-Gottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul in Mittenwald hielt zur Begrüßung im Veranstaltungssaal die Kreisbäuerin sowie oberbayerische Bezirksbäuerin und bayerische Landesbäuerin Christine Singer ein flammendes Plädoyer für den Konsum regionaler Lebensmittel und die heimische Landwirtschaft.
75 Jahre Landfrauen - 75 Jahre Landfrauenpower
Der Festvortrag von Christine Singer befasste sich mit allen Aspekten der Landfrauenarbeit im Landkreis Garmisch-Partenkirchen seit der Gründung im Jahr 1948.
Chronologisch verwies die Kreisbäuerin in ihrem Vortrag auf die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung der Landfrauenarbeit. So wurde z.B. im Jahr 1968 der Bäuerliche Hilfsdienst ins Leben gerufen, das Amt der ersten Kreisbäuerin bekleidete ab 1972 Helga Sailer. Ebenfalls in diesem Jahr wurden die ersten Landfrauenchöre gegründet. Bereits seit 1974 finden im Rahmen der Erwachsenenbildung Veranstaltungen des BBV-Bildungswerkes statt. Besonders hervorzuheben seien in diesem Zusammenhang auch die Bildungsangebote im Bereich der Hauswirtschaft in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Einen geschichtlichen Rückblick über die Stationen der Landfrauen sowie eine Auswahl ihrer zahlreichen Aktionen gab die von den Landfrauen aufwändig zusammengestellte Bilderschau. So manch eine Teilnehmerin konnte sich in der Bild-Präsentation wiederfinden, die Vergangenheit Revue passieren lassen und in Erinnerungen schwelgen.
Christine Singer berichtete über den Austausch der Bäuerinnen mit der Bevölkerung ebenso wie über die Zusammenarbeit mit vielen anderen Organisationen. Die Vielzahl der Landfrauen-Projekte im Bayerischen Bauernverband wurden erwähnt, das Spektrum der Vielfältigkeit vorgestellt und die enormen Leistungen der unzähligen ehrenamtlichen Helferinnen gewürdigt.
In diesem Zusammenhang wurde Vroni Mangold mit dem Ehrenzeichen in Gold des Landkreises Garmisch-Partenkirchens für jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit als Ortsbäuerin Oberammergau sowie in der Kreisvorstandschaft der Landfrauen von Landrat Anton Speer ausgezeichnet.
Mit uns leben die Dörfer!
Dass die Landfrauen der Dreh- und Angelpunkt in den bäuerlichen Familien und den landwirtschaftlichen Betrieben sind, sich aber längst nicht mehr nur mit Kinder, Küche und Kirche beschäftigen, sondern oft neben Hof und Familie noch berufstätig sind oder sich ein zweites Standbein über die Direktvermarktung am Hof geschaffen haben und an zahlreichen Landfrauenprogrammen teilnehmen; wie sie sich zudem durch verschiedene Ehrenämter aktiv ins Dorfleben einbringen, davon berichteten mehrere Bäuerinnen in ihren lebendigen Ansprachen und gaben damit Einblicke in ihr tägliches Leben, entsprechend dem Motto des diesjährigen Landfrauentages "Mit uns leben die Dörfer".
So stellte z.B. Anna Maria Noder ihre tägliche Arbeit und das Projekt "Schule fürs Leben" vor, das Sie auf ihrem Marktschreiberhof in Mittenwald anbietet und so schon den Kleinsten im Rahmen dieses Programms zeigt, wo regionale Lebensmittel herkommen, wie sie verarbeitet werden und welche Arbeit dahinter steckt.
Über ihr Angebot im Rahmen der sozialen Landwirtschaft berichtete anschaulich Anna Hindelang. Sie wies auf den in Zusammenarbeit mit dem BBV gegründeten Verein "Soziale Landwirtschaft" hin und stellte dessen Ziele vor. Die Familie Hindelang betreut momentan zwei mal monatlich auf ihrem Hoimahof in Uffing-Schöffau demenzkranke Senioren, bietet diesen Hofrundgänge, Kontakt zu Tieren sowie eine gemütliche Kaffeerunde mit Gesprächen an.
Von Silvia Häringer konnten die Besucher/innen erfahren, wie die junge Bäuerin und Mutter in die Direktvermarktung eingestiegen ist und im Hofladen auf Ihrem Semerhansenhof in Weindorf eigene regionale Produkte anbietet und verkauft. Freilandeier, Bio-Rindfleisch, Wurstwaren vom Strohschwein und selbstgemachte Eiernudeln sind nur eine kleine Auswahl aus den im liebevoll gestalteten Selbstbedienungsladen angebotenen Köstlichkeiten.
Über die erfolgreiche "Blühkistenaktion" des Ortsverbandes Bad Kohlgrub vor dem Hintergrund des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" berichtete Martina Höck und zeigte damit, dass sich die Bäuerinnen in sämtlichen Bereichen des Dorflebens engagieren, sich aktiv für den Artenschutz einsetzen und nebenbei durch die Gestaltung der Bauerngärten und Dekoration der Bauernhäuser zum schönen dörflichen Erscheinungsbild beitragen.
Die Landfrauen bitten Ministerpräsidenten Söder zum Interview
Den Höhepunkt des Tages bildete die Ankunft von Ministerpräsident Dr. Markus Söder.
Nach einem sehr emotionalen Empfang durch Bäuerinnen aus Unterammergau, die sich akut durch den Wolf bedroht fühlen, hörte sich dieser sehr aufmerksam die Forderungen der Ortsbäuerinnen an. Diese wurden stellvertretend vorgetragen von Christine Singer, Anna Maria Noder (Ortsbäuerin Mittenwald) und Christina Müller-Köhler (Ortsbäuerin Altenau/Wurmansau). Statements zu folgenden Themen gaben die Ortsbäuerinnen dem bayerischen Ministerpräsidenten mit auf den Weg: Wolf, Kombinationshaltung, Fleisch als wertvolles Lebensmittel, Eigentum, Stärkung Ehrenamt, Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe.
Das Thema Wolf wurde von Kreisobmann Klaus Solleder noch mit tagesaktuellen Bildern des Wolfsrisses in Unterammergau eindrucksvoll verstärkt. Daraufhin versprach der bayerische Ministerpräsident, sich mit aller Kraft für eine Verordnung zur Entnahme des Wolfes einzusetzen.
Die o.g. Statements wurden als schriftlicher Forderungskatalog an Dr. Markus Söder für die Mitnahme in die bayerische Staatskanzlei ausgehändigt. Als Wegzehrung bekam dieser von den Ortsbäuerinnen eine Bierkiste der Brauerei Mittenwald überreicht.
Landfrauen spenden für Dorf- und Betriebshelferinnen
Die erwirtschafteten Einnahmen beim ersten Grainauer Christkindlmarkt seit der Corona-Pandemie wurden von den Landfrauen an gemeinnützige Organisationen gespendet. Im Rahmen des Landfrauentages in Mittenwald erhielt die Vorsitzende der Betriebs- und Dorfhelferinnen, Station Garmisch, Marianne Schöps einen Spendenscheck über 1000 € überreicht.
Buntes Rahmenprogramm und Marktstände
Für die Organisation sowie die Raumdekoration und das Rahmenprogramm zeichneten in diesem Jahr die Bäuerinnen im Ortsverband Mittenwald verantwortlich.
Die Mittagspause wurde mit einer Modenschau von Heidis Gwandstubn aufgelockert.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt mit bayerischen Weisen von der Damkar Musi aus Mittenwald. Besonders eindrucksvoll war auch der Auftritt der Mittenwalder Goaßlschnalzer.
Zudem gab es während der Veranstaltung ein breites Angebot einheimisch erzeugter Produkte: von Wurstwaren über Kunsthandwerk, Lederwaren, Trachten und Handarbeit bis hin zur Floristik.
Ihre Waren boten an den Marktständen in Eigenregie dar:
- Metzgerei Rieder
- Matile, M. Schöps
- Eventfloristik S. Berwein
- "fein auf Duach gstickt", M. Berwein
- Werdenfelser Schafwoll-Laden, C. Brandner
- Lederhandwerk K. Oberwieser
- die Feinkostmanufaktur, U. Schönthaler
- Töpferei S. Ungnader
- Trachten Sprenger
- Glaserei Wörnle
- Stofftrixs, M. Adam