Kenia-Projekt der Landfrauen - Gegenbesuch in Spatzenhausen
Musik verbindet über Kontinente - Bäuerinnen schauen gemeinsam über den Tellerrand
Kürzlich gab es den Gegenbesuch in Spatzenhausen!
Spielmannszug Spatzenhausen empfängt kenianische Landfrauen
Da haben die acht Kenianerinnen gestaunt – so einen Empfang haben sie nicht erwartet; heimlich werden ein paar Tränen der Rührung weggewischt, als sie aus dem Bus aussteigen. Der Spielmannszug Spatzenhausen hat sich vor dem Haus des Gastes formiert und begrüßt die afrikanischen Gäste mit einem bayerischen Marsch … und sofort klatschen und tanzen diese im Rhythmus mit. Spontan bedanken sich die Frauen beim Spielmannszug mit Tänzen und Gesängen aus ihrer Heimat.
Gemeinsamer Abend im Haus des Gastes in Spatzenhausen
Eine Delegation von Frauen aus Kenia, die gerade an einem internationalen Seminar der GIZ für Führungskräfte in Feldafing und Herrsching teilnahm, wurden zu einem gemeinsamen Abend ins Haus des Gastes nach Spatzenhausen eingeladen. „Wir möchten uns für die tolle Gastfreundschaft in Kenia revanchieren und den Austausch mit unseren Landfrauen hier vor Ort ermöglichen“ sagte Christine Singer bei der Begrüßung.
Seit Mai 2017 führen die bayerischen Landfrauen ein Projekt in Kenia durch, um die dortigen Bäuerinnen bei der Vertretung ihrer Interessen zu stärken, ihnen bei der Verbesserung des Einkommens behilflich zu sein und sie im Bereich Ernährungsbildung zu unterstützen.
Die Gäste aus Kenia sind enorm engagierte Frauen, die sich mit Mut und Herzblut für ihre Interessen einsetzen. Sie üben unterschiedliche Tätigkeiten aus, alle haben einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb zu Hause und alle leiten Selbsthilfegruppen.Sie habe viele Eindrücke aus Kenia mitgenommen, sagt Singer. „Es war lehrreich zu sehen, dass Strom, sauberes Wasser und gescheite Straßen nicht selbstverständlich sind.“ Beeindruckt hätten sie vor allem die Kraft und Lebensfreude der Frauen.
Ein Beruf - zwei Welten!
„Ich hab’ mich vorher gefragt: Ob die das wohl annehmen, was wir erzählen?“, sagt Singer. Schließlich hätte es sein können, dass die Kenianerinnen die Hilfe der Europäerinnen als Einmischung empfinden. Doch das Gegenteil war der Fall. „Die Frauen waren sehr interessiert und haben fleißig mitgeschrieben.“ Viele Informationen seien in lockeren Gesprächen geflossen. „Man spricht von Bäuerin zu Bäuerin, von Frau zu Frau“, sagt Singer. Das habe den Dialog vereinfacht, schließlich habe man letztlich den gleichen Job. Daher auch das Motto der Aktion: „Ein Beruf, zwei Welten.“
Den meisten Frauen auf dem Land fehle es an Basiswissen. „Es hapert einfach an Bildung, sie haben keinen Zugang zu Fortbildungen.“ Und wer nicht wisse, wie etwa ein Kälberdurchfall zu behandeln sei, habe es schwer, erfolgreich zu wirtschaften. Sie hätten bei ihrem Besuch versucht, möglichst viele Infos zu vermitteln – auch in der Hoffnung, dass diese weitergetragen werden: „Wir haben den Frauen gesagt: Erzählt das in euren Dörfern weiter, damit auch die anderen lernen.“
„Seit 2010 gibt es eine neue Verfassung, darin werden Frauen mehr Rechte zugestanden, viele wissen das gar nicht und diejenigen, die es wissen, halten sich jedoch nicht daran“ sagt die Bezirksbäuerin Christine Singer. Es sind teilweise Verhältnisse, wie sie bei uns vor 100 Jahren herrschten. „Wir können uns das gar nicht mehr vorstellen Mit den einfachsten Mitteln pflanzen sie ihr Gemüse, versorgen ihr Vieh. Viel Arbeit für kleines Auskommen. Schon alleine die Wasserbesorgung ist ein enormer Aufwand, berichtet Angelika Eberl. „Die Qualität lasse sich mit dem Wasser, das bei uns aus der Leitung kommt, nicht vergleichen“ sagt Eberl. Jeder Tropfen sei wertvoll.
Dies schildert eindrucksvoll Majuma: „Bei uns im Dorf laufen die Frauen zwei Stunden den Berg hinauf zu einer Quelle, um 20 Liter Wasser zu holen und danach den ganzen Weg wieder zurück – bei jedem Wetter. Dann sind sie erst mal erschöpft. Bei uns geht die meiste Zeit und Energie für die Erfüllung der Grundbedürfnisse drauf“. Und Daphne meint: „Unser Alltag ist sicher viel schwerer, trotzdem sind wir zufrieden mit dem was wir haben – auch wenn wir vieles nicht haben. Hier in Bayern sind die Menschen manchmal recht unzufrieden mit ihrer Situation. Dabei fehlt es ihnen doch an nichts.“
„Am nächsten Tag haben mir die Kenianerinnen erzählt, dass es ein wundervoller Abend für sie gewesen sei und dass sie lange nicht einschlafen konnten, weil sich so sehr über die vielen Besucher und deren Interesse gefreut haben“ sagt Angelika Eberl. Wieder konnten wir ein bisschen zur Völkerverständigung beitragen.
Weitere Reise nach Kenia im Herbst geplant
Im Herbst ist eine weitere Reise mit bayerischen Landfrauen nach Kenia geplant. Jedes Mal sind jedoch andere Bäuerinnen dabei. Singer ist froh, dass sie ihre Chance genutzt hat. „Dies ist ein Projekt, hinter dem ich sehr gut stehen kann, es macht Sinn. Wir schicken kein Geld, sondern es ist ein direkter Erfahrungsaustausch.“ Finanziert werden die Reisen über das Bundesministerium. Noch bis Ende 2019 läuft das Projekt. Singer und Eberl hoffen, dass es danach weitergeht: „Es ist wichtig, vor Ort dranzubleiben und immer wieder nachzuhaken, damit sich dauerhaft etwas tut.“
Mehr Informationen zu diesem Projekt
Das Projekt ist eingebunden in die Sonderinitiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) „EINEWELT ohne Hunger - Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führt das Projekt im Auftrag des BMZ durch. Sie ist Vertragspartner der BBV-LIZ. Weitere Berichte. Bilder und Informationen gibt´s im Internet: www.BBV-LIZ.de