Demo gegen Niedrigpreise und Haltungswechsel
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Demonstrierten vor der ALDI-Filiale in Garmisch-Partenkirchen: (von links) stv. Kreisbäuerin Lisa Krötz, Kreisbäuerin Christine Singer, Marianne Neuner, stv. Kreisobmann Alois Josef Kramer, Zenzi Jocher, Kreisobmann Klaus Solleder und BBV-Geschäftsführer Thomas Müller

Protest vor der ALDI-Filiale in GAP gegen Niedrigpreisstrategie und "Haltungswechsel"

Tierwohl-Kampagne "#Haltungswechsel" gefährdet über 50% der Milchbauern im Landkreis

08.02.2022 | Den Landwirten reichts, dass Tierwohl bei den Werbekampagnen der Discounter als Argument nur vorgeschoben, jedoch kein Cent mehr beim Einkauf von Fleisch investiert werde. Daher gab es am Montag vor der ALDI-Filiale in GAP eine Protestaktion.

ALDI steht sinnbildlich für fast alle Discounter: Tierwohl wird nur vorgeschoben, um gute Geschäfte zu machen und von den Landwirten werden immer mehr und höhere Auflagen gefordert, um dem Anspruch gerecht zu werden. Sich an den Kosten für aufwendige Maßnahmen zu beteiligen und mehr Geld für gute Ware zu bezahlen, ist jedoch Fehlanzeige.

Mit großen Werbeanzeigen kündigt ALDI aktuell einen Haltungswechsel für mehr Tierwohl an. So soll bis 2030 nicht nur Frischfleisch aus den Haltungsformen 1 und 2 (auf einer Skala von 1 bis 4, die bestimmte Standards, wie z.B. die Fläche für die Haltung des Tieres vorsieht) aus dem Verkauf verbannt werden, sondern auch Frischmilch. Für die vielen Landwirte im Landkreis mit ihren kleinstrukturierten Betrieben bedeutet das einen herben Schlag. Über die Hälfte von ihnen praktiziert die Kombinationshaltung, was bedeutet, dass die Milchkühe bei Stallhaltung auch an insgesamt mindestens 120 Tagen im Jahr freie Bewegung auf der Weide, im Laufhof oder in Buchten erhalten. Dies fällt unter die Haltungsstufe 2.

Seit Jahren versuchen Politik und Bauernverbände einem gemeinsamen Weg mit dem Discounter zu finden, jedoch ist ALDI bis heute zu keinerlei Mitwirkung bzw. Zugeständnissen bereit, um die Bauern ausreichend zu bezahlen. Dieses eklatante Missverhältnis von Anspruch und Preis trägt dazu bei, dass immer mehr Landwirte aufgeben.

Die Protestaktion in Garmisch-Partenkirchen soll vor Augen führen, wie sich ALDI als Hüter und Unterstützer von Tierwohl inszeniert, tatsächlich jedoch wird weiterhin nur die Niedrigpreisstrategie verfolgt. Kreisbäuerin Christine Singer bringt es auf den Punkt: "Wir Landwirte müssen um jeden Cent an Kostenausgleich für die Umsetzung von mehr Tierwohl in den Landwirtschaftsbetrieben kämpfen und die Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels verhindern mit ihrer Preispolitik somit eigentlich einen umfangreichen Katalog an Tierwohlkriterien".