Direktor Dr.Böhmer, Landesbäuerin Göller, Bezirkspräsident Greif und Grünen-Abgeordnete Badum in Videokonferenz
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BBV Oberfranken diskutiert mit Grünen-Abgeordneten Badum

Intensiver Austausch per Video-Konferenz

17.01.2022 | Nach der Bildung der Ampelkoalition in Berlin hat der BBV Oberfranken alle regionalen Abgeordneten der regierungsbildenden Parteien um ein Gespräch gebeten

BBV lädt Abgebordnete zum Austausch ein

Dieser Einladung ist nach dem SPD-Bundestagsabgeordneten Andreas Schwarz nun auch Lisa Badum von den Grünen gefolgt. In Form einer Videokonferenz tauschten sich Landes- und Bezirksbäuerin Anneliese Göller, der oberfränkische BBV-Präsident Hermann Greif sowie Direktor Dr. Wilhelm Böhmer mit der Grünen-Abgeordneten aus. Themen des Gesprächs waren unter anderem die Marktzerwürfnisse im Schweinesektor, der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien sowie die steigenden Produktionskosten bei gleichzeitig höheren Anforderungen an Standards und Tierwohl in der Landwirtschaft. Präsident Greif setzt große Hoffnungen in den neuen Grünen Agrarminister Cem Özdemir und erhofft sich einen konstruktiven Austausch mit ihm. Ihm ist es wichtig, dass politische Entscheidungen in erster Linie auf daten- und wissenschaftlich basierten Ergebnissen getroffen werden.
 

Oberfranken ist und bleibt Grünlandstandort

Einige dieser Fakten, die sich auch auf den Regierungsbezirk Oberfranken bezogen, zählten die Verantwortlichen des BBV in diesem Gespräch auf: Oberfranken ist bayernweit der viehärmste Bezirk. Gerade einmal 0,7 Großvieheinheiten (GV) findet man hier pro Hektar (ha) vor (Anmerkung: 1 GV entspricht 500 kg Tier-Lebendmasse). Allerdings werden von den 295.000 ha landwirtschaftlich genutzten Flächen ein Drittel als Grünland bewirtschaftet. Wegen dem hohen Grünlandanteil und weil die eher kargen und mageren Böden in Oberfranken in der Regel keine überdurchschnittlich guten Erträge zulassen, leistet die Tierhaltung in Oberfranken nach wie vor einen wichtigen Beitrag  zur Einkommenssicherung der hiesigen Betriebe. Dennoch sinkt sowohl die Zahl der Tierhalter als auch die der Tiere. Immer höhere Auflagen in der Geflügel-, Schweine- und Rinderhaltung sowie die Tatsache, dass die Anbindehaltung politisch nicht mehr gewollt ist, zwingt viele Betriebe zur Aufgabe der Tierhaltung. „Gerade die kleinen Familienbetriebe, die sich grüne Politiker so sehr wünschen, werden diesen Anforderungen nicht mehr gerecht und schließen ihre Stalltore für immer“ so Präsident Greif.

 

Auch Ökobetriebe kämpfen um ihre Existenz

Bei den Biobetrieben sieht es nicht besser aus: die Pflicht zum Weidegang bei Rindern zwingt in den vorzufindenden Strukturen Oberfrankens ebenfalls etliche Ökobetriebe zur Aufgabe der Tierhaltung. Die Flächen befinden sich oftmals abseits vom Stallgebäude, sodass die Tiere nicht sicher und in einem vertretbaren Aufwand regelmäßig zwischen Stall und Weide verbracht werden können.

Wer trägt die Kosten für Tierwohl-Ställe?

„Unsere Landwirte sind sich Ihrer Verantwortung bewusst“, so Greif. „Sie sind aber auch Unternehmer und können ihre Betriebe nur fortführen bzw. ihre Produktionsprozesse verbessern, wenn dies wirtschaftlich tragbar ist!“  Die Kosten, die höhere Tierwohlstandards verursachen, sind enorm und können von unseren Landwirten nicht gestemmt werden.“ Auch die anderen Marktbeteiligten werden sich dieser Verantwortung nicht ohne weiteres stellen und den politisch gewollten Umbau in der Tierhaltung von sich aus finanzieren, so die Befürchtung der BBV-Vertreter. Die politisch Verantwortlichen müssen deshalb mit entsprechenden Maßnahmen dafür sorgen, dass die landwirtschaftliche Produktion in unserem Land wettbewerbsfähig ist und die Versorgungssicherheit hierzulande gewährleistet bleibt! Direktor Dr. Böhmer gab unter anderem den Hinweis, dass neben der Einführung einer Verbrauchssteuer für Lebensmittel, wie es etwa die Borchert-Kommission empfiehlt, auch eine Anpassung des Baurechts zur Realisierung von Tierwohl-Ställen notwendig ist.

 

Bekenntnis zu regional erzeugten Produkten

Lisa Badum hörte den Appellen der BBV-Vertreter aufmerksam zu und bekannte sich zu landwirtschaftlichen Produkten aus der Region mit kurzen Wegen, hohen Standards aber auch fairen Erzeugerpreisen. Sie kann die Probleme der Landwirtschaft gut nachvollziehen und würde es begrüßen, wenn der konstruktive Austausch mit dem BBV in regelmäßigen Abständen weiterhin erfolgt und verwies dabei auf ein Treffen mit den oberfränkischen Ampelabgeordneten zum Thema „Mindestpreis bei Fleisch und Wurstwaren“. „Gerne werde ich bei dem anstehenden Gespräch mit meinen Kolleginnen und Kollegen die Aspekte der Landwirte mit einfließen lassen und den BBV mit beteiligen“, versichert Badum am Ende des Gesprächs.