Landwirte, Jäger und Rehkitzretter starten gemeinsame Aktion
Großflächige Plakate an Wiesen im Landkreis Hof zu finden
Landwirte, Jäger und Kitzrettung bitten um Rücksicht!
Die Plakate sollen zum einen darauf hinweisen, Hunde an die Leine zu nehmen und Wege nicht zu verlassen. Zum anderen erklären sie allen Passanten, dass die Kitzrettung, Landwirte und Jagdpächter beim Absuchen von Wiesen unterstützt, um den meist qualvollen Tod zahlreicher Rehkitze zu verhindern.
Freilaufende Hunde im Grünland, das ist in mehreren Punkten problematisch, wie die Verantwortlichen erläuterten. Finden die Hunde ein Rehkitz und schnuppern daran, dann sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Mutter des Kitzes aufgrund des fremden Geruchs nicht mehr um das Jungtier kümmert und es elend verendet. Hunde im Grünland, das bedeute aber auch jede Menge Hinterlassenschaften. Das Grünland sei schließlich das Futter für die Kühe, gab die stellvertretende Kreisbäuerin Bettina Riedel zu Bedenken. Hundekot im Futter könne aufgrund verschiedenster Giftstoffe schlimmste Erkrankungen bei den Kühen hervorrufen. Aber auch Hundespielzeug oder Holzstöckchen könnten beim Mähvorgang für große Probleme sorgen.
Vielen Menschen sei nicht klar, dass die Wiese für den Landwirt eine elementar wichtige Fläche ist. In der Regel beginnt die Nutzungszeit des Grünlandes alljährlich am 1. Mai und dauert bis in den September hinein. So ist es auch gesetzlich vorgesehen. Die Kitzrettung setzt nach den Worten ihrer Vorsitzenden Britta Engelhardt aus Münchberg allerdings schon viel früher ein und gibt zu bedenken, dass schon ab 1. März erste Junghasen in den Wiesen eine Kinderstube finden. „Während dieser Zeit müssen Hunde an die Leine“, sagt Jagdpächter Alexander Hager.
Dabei stellen die Bauern derzeit auf ihren Grünlandflächen noch ganz andere Störfaktoren fest. Mountainbiker und sogar Motorradfahrer, die ohne Rücksicht auf Verluste querfeldeinfahren, die Flur zerstören und Jungtiere aufscheuchen. Extrem gefährlich seien auch achtlos weggeworfene Glasflaschen. Einmal im Mähwerk, könnten die Splitter große Schäden anrichten, außerdem gelangten sie in das Grünfutter.
Ziel des Vereins „Kitzrettung Oberfranken“ ist es, Wildtiere kurz vor dem Schnitt aufzuspüren und sie entweder zu verscheuchen oder solange festzusetzen und damit zu sichern, bis das Grünland gemäht ist. Vor allem die Rehkitze seien in den ersten Lebenswochen sehr gefährdet, denn die Wiesen sind in dieser Zeit so eine Art Kinderstube der Tierbabys. Die Tiere hätten in den ersten Wochen keinen Fluchtinstinkt und würden bei Gefahr regungslos an ihrem Platz liegenbleiben. Die Kitzrettung unterstützt damit die Landwirte und die Jagdpächter beim Absuchen der Wiesen und verhindert so den Tod der Kitze. „Wir sehen uns als Partner der Landwirte“, sagt Britta Engelhardt.
Früher habe man die Grünflächen mühsam zu Fuß abgehen müssen, erinnert sich Jörg Müller, selbst Landwirt und BBV-Ortsvorsitzender in Tauperlitz. Heute erleichtere ein Drohnenflug mit Wärmebildkamera die Arbeit gewaltig. Die Kitzrettung habe drei Drohnen im Einsatz und auch die Jägerschaft habe einige Drohnenpiloten. Sie fliegen das Gebiet in der Regel früh morgens in einer Höhe von 50 Metern ab. Die Trefferquote, also die Anzahl aufgespürter Jungtiere, sei deutlich besser, als beim Kontrollgang zu Fuß. Allerdings spielten auch die Kosten für eine solche Drohne eine Rolle. Das Gerät komme mit allem notwendigen Equipment schnell mal auf 7500 Euro.