Stallgespräch in Welitsch
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im Stall der Familie Nickel (von links): Kreisbäuerin Rosa Zehnter, stellvertretender Kreisobmann Klaus Siegelin, Kreisobmann Erwin Schwarz, Christian Nickel und Johannes Nickel

Stallgespräch des BBV Kronach

Familie Nickel berichtet zur Problematik Stallneubau

14.02.2022 | Jahrelange Querelen um einen Stallneubau sind keine Seltenheit. Ein aktuelles Beispiel schildern Johannes und Christian Nickel.

Zu einem Stallgespräch der besonderen Art hatte der BBV Kronach nach Welitsch eingeladen.

Schlagwörter wie „Tierwohl“, „Haltungsformstufen“ und „Herkunftskennzeichnung“ bringen die Landwirtschaft immer mehr in Handlungszwänge. Die Milchviehhaltung in Deutschland, Bayern und Oberfranken ist rückläufig. So gingen die Milchkühe in einem Jahr um 2% zurück und bei den Betrieben in Kronach um 4,3% und in Oberfranken sind es sogar 5,7%.

Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) propagiert im Moment die Umstellung von Anbindehaltung in Laufstallhaltung. Dass dies alles nicht so schnell gehen kann, wie so oft dargestellt wird, beweist dieser konkrete Fall:

Die Familie Nickel aus Welitsch hat sich vor acht Jahren Gedanken gemacht, wie es mit ihrem Betrieb in Zukunft weiter gehen soll. Mit der Überlegung, dass ein Laufstall die Zukunft sei, plante die Familie einen modernen Stall. Seit Beginn der Planung erhöhten sich die vorveranschlagten Baukosten um mehr als 70%. Der Gewinn pro Liter Milch ist aber trotz gestiegenem Milchpreis gleichgeblieben.

Trotzdem verfolgt die Familie ihren Plan weiter, um den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen.

Resümee:

Die Landwirte sind bereit für Veränderungen, aber so schnell wie der LEH und die Politik es wünschen, wird es nicht gehen. Die Auflagen im Bau- und Umweltrecht bremsen in vielen Fällen in Ortslagen die Umbaulösungen aus. Gerade bei der Tierhaltung und vor allem bei der Schweinehaltung ist es zurzeit nicht möglich, einen Tierwohlstallbau zu realisieren! Hier bedarf es dringend Änderungen im Sinne der Landwirtschaft.

Durch die geforderten Änderungen des LEH werden sich aus Frust viele Betriebe vorzeitig von der Milchkuh trennen. Ob die gewünschten schnellen Änderungen zu mehr Tierwohl führen werden, ist zweifelhaft.

Die momentan geplanten Zuschläge für Milch und Fleisch decken bei vielen Betrieben die Kosten bei weitem nicht.

Die Landwirtschaft fordert den Handel auf, gerechte, langfristige und planungssichere Zuschläge zu zahlen und die propagierte gute Zusammenarbeit mit den Erzeugern in die Tat umzusetzen und die Arbeit der Landwirte gerecht zu entlohnen.