Politikgespräch
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Bild von links: MdB Nicole Bauer – Kreisbäuerin Angelika Graf – Ortsobmann Sigmund Huber – FW-Kandidatin Kerstin Haimerl-Kunze – MdB Florian Oßner – stv. Ministerpräsident Huber Aiwanger

Lebhafte Diskussion beim Bauernherbst

Bundestags-Kandidaten stehen Rede und Antwort

23.09.2021 | Wer unser Land ernährt, verdient Respekt! - Politikergespräche zum Bauernherbst

Am vergangenen Sonntag fand das Bauernherbstfest der BBV- Ortsgruppen Neufraunhofen, Vilslern und Hinterskirchen im Biergarten des Bräustüberls Neufraunhofen statt. Ortsobmann Sigmund Huber konnte den Stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger, die beiden Veldener Bundestagsabgeordneten Nicole Bauer und Florian Oßner als Redner begrüßen. Ebenso begrüßte er den Neufraunhofener Bürgermeister Anton Maier und seine Stellvertreter, die Kreisbäuerin Angelika Graf, Freie Wähler-Bundestagskandidatin Kerstin Haimerl-Kunze, Altbürgermeister Gerauer sowie die Bürgermeister der Nachbar-Gemeinden, Ehren-Kreisobmann Franz Kurz sowie alle weiteren Gäste der Veranstaltung.

 

Huber teilte zuerst mit, daß am 25.September der jährliche Tagesausflug geplant sei, im Oktober und November die Neuwahlen der Ortsobmänner und Ortsbäuerinnen anstehen und daß ab November wieder die monatlichen Stammtische mit vielen bereits geplanten Refenten und Themen stattfinden werden. Die jährliche Gebietsversammlung sei für Februar 2022 geplant.

 

Neufraunhofens Bürgermeister Anton Maier begrüßte in seinem Grußwort alle Gäste  und besonders Hubert Aiwanger. Er freute sich daß dieser seine kleine Gemeinde besuche.

 

Die Kreisbäuerin Angelika Graf  berichtete über das Zeitungs-Projekt zur Darstellung der Arbeit der Bäuerinnen und über die Diskussion, wie man Landwirtschaft im erträglichen Maß erhalten könne. Sie ludt auch dazu ein, sich die Präsentation zur Geschichte des Bauernverbandes im Schaufenster Geisenhausen anzusehen.

 

Freie Wähler-Bundestagskandidatin Kerstin Haimerl-Kunze stellte sich den Besuchern vor und berichtete über ihren beruflichen Werdegang als Sozialpädagogin  und plane auch, sich in diesem Bereich bei einem Einzug in den Bundestag zu engagieren. Sie möchte sich dafür einsetzen, daß die Pflegekräfte in den Krankenhäusern und Heimen besser bezahlt werden und die Krankenhäuser besser finanziell aufgestellt werden, damit kleine Häuser nicht in ihrem Bestand bedroht seien.

 

Minister Hubert Aiwanger begrüßte alle Anwesenden. Er verwies gleich auf die bevorstehende Bundestagswahl, diese sei eine Richtungswahl auf Bundesebene. Hier sei auf jeden Fall ein Austausch wichtig, vor allem mit dem Bauernstand. Dieser hat in den letzen Jahrzehnten viele Einschränkungen durch Verordnungen und Vorgaben erdulden müssen. Die Landwirte versuchen alle mit besten Mitteln ihre Tiere und Felder zu versorgen, auch nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern und Feldern werde angestrebt. Viele in den Medien verbreitete Ideologien seien nicht realisierbar. Er sprach auch die Versorgungsengpässe im letzten Jahr an, als viele Importartikel nicht geliefert werden konnten. Er forderte, daß in Deutschland die Nahrungsmiitelversorgung selbst gesichert werden solle und dies nicht von importen abhängig sein solle. „Hier ist Billig lebensgefährlich !“ so sein Resümee. „Ohne Bauern sei das Land erpressbar!“

Die Tier-Skandale der letzten Zeit sollen sich nicht wiederholen, Tierwohl ist für ihn, der auch aus der Landwirtschaft komme, das Wichtigste überhaupt. Hier sei die Politik gefordert. Viele neue Vorschriften lassen sich aber oft auf den Höfen nicht umsetzen.

Die Marktmacht des Lebensmittel-Einzelhandels sorge für einen starken Preisdruck, hier würden viele Importe aus dem Ausland die heimischen Betriebe „in die Ecke drängen.“ Hier müsse ein Mittelweg gefunden werden: Höfe müssen erhalten werden – Vermarktungen auch direkt ab Hof gefördert werden. Auch Einkommensalternativen, wie z.B. „Urlaub auf dem Bauernhof“ werde immer wichtiger. Auch nachwachsende Rohstoffe und -energien sind eine Chance für die Zukunft. Für Windräder würden auch weiterhin Flächen gesucht.

 

Aiwangers Fazit : Bauern sind systemrelevant !

 

Nicole Bauer dankte für die Einladung zum Bauernherbst, für sie sei es nun schon zur Tradition geworden, da sie schon seit einigen Jahren dabei sein dürfe. Als Mitglied im Landwirtschaftsausschuß des Bundestages berichtete sie , daß das Volksbegehren  „Rettet die Bienen“ in der Landwirtschaft zu vielen Eingriffen führte. Sie forderte mehr Respekt für die Landwirtschaft ! Dies sei ein gesellschaftlicher Auftrag. Auch die Landwirte haben bei der Flutkatastrophe viele Einsätze und Hilfslieferungen geleistet.

Sie regte Änderungen in der Agrarpolitik an, hier solle Tierwohl bei Neubauten die Emmissions-Vorgaben überdecken, die Bürokratie bei Anträgen muss reduziert werden und vieles Digital möglich werden. Die Wettbewerbs-Standards in Europa

sind sehr unterschiedlich, hier sollte eine europaweit gleiche Regelung erarbeitet werden. Die FDP will den Wandel in Landwirtschaft und Forsten mit voranbringen, Förderungen für nachhaltige Landwirtschaft solle möglich sein, damit für alle Betriebsformen eine Planungssicherheit gegeben sei. Die Politik solle die Hochwertigkeit der im Land erzeugten Lebensmittel fördern, denn wer unser Land ernährt, verdient Respekt !

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Bayerischer Ministerpräsident Hubert Aiwanger und Initiator des Bauernherbstes Sigmund Huber

Florian Oßner nahm als erstes die Frage „wieviel Landwirtschaft erträgt die Gesellschaft?“ auf und bemerkte, daß es schlecht wäre, von „Ertragen“ zu reden. Viele Bürger wüssten nicht, wo ihre Lebensmittelherkämen und wie sie produziert würden. Hierzu würde er viel mit Bundestags-Kollegen in den Ausschüssen reden. Trotz aller Auflagen würden die Landwirte hierzulande die qualitativ hochwertigsten Lebensmittel produzieren.

Oßner nahm auch Bezug auf die kürzlich ergangene Zusage für das Wasserstoff- Zentrum in Pfeffenhausen, dies werde die Wirtschaftskraft in der Region stärken.  „Die Region hat gute Zukunftschancen.“ 

Ein Anliegen war ihm noch die CO²-Steuer, welche die Landbevölkerung stärker belaste, da es hier keinen engmaschigen öffentlichen Nahverkehr wie in den Städten gebe.

Zum Abschluß bat er alle, zur Wahl zu gehen !

 

In der sich nun anschließenden Diskussion ging es zuerst um die Frage, warum Photovoltaik-Anlagen oft auf wertvollen landwirtschaftlichen Böden und nicht auf Dächern großer Unternehmen und Fabriken aufgestellt werden. Auch sei es unverständlich, warum der Süd-Ost-Link nicht entlang der Autobahn geführt werde, sondern durch ein Vogelschutzgebiet.

Hubert Aiwanger stelle es den Landwirten frei, ob sie ihre Flächen für die Anlagen verpachten würden. Nicole Bauer betonte, daß der Bund die Rahmenbedingungen entsprechend anpassen solle. Die Böden seien unterschiedlich berwertet, sodaß auf einem „schlechten“ Boden PV-Anlagen optimal seien. Folrian Oßner stellte fest, daß es noch Potential auf Dächern für die Anlagen gebe, dies solle auch bei Neubauten berücksichtigt werden.

„Strom aus Sonnenenergie sei absolut wichtig !“

 

Ein Zuhörer sprach die Probleme bei der bodennahen Gülle-Ausbringung an, hier käme es oft zu Rückständen und der schlechteren Verrottung auf den Wiesen. Auch wollte er wissen, ob es nicht eine Vereinfachung bei der schwierigen Beantragung der Bundes-Waldprämie gebe.

Oßner berichtete, daß es ein Gesetzgebungsverfahren gäbe, welches die Beantragung vereinfachen solle. Die Milchbauern hätten sehr hohe Auflagen, welche kleinere Familienbetriebe schwierig schultern könnten. Bauer führte dazu an, daß die klassische Anbindehaltung gesellschaftlich nicht mehr gewünscht sei, in vielen Betrieben aber noch notwendig sei. Hier sollten diese durch Förderungen investieren können. Die Rahmenbedingungen sollten generell verbessert werden, vor allen um auch Bio-Betriebe zu stützen, da diese hochwertiger, aber auch teurer produzieren. Aiwanger forderte, daß auch bei größeren Flächen weiterhin die Gülle-Ausbringung bei passendem Wetter möglich sein solle. Die Politik würde keine Probleme bei der Schleppausbringung sehen.

 

Eine weitere Frage betraf die Schweinehaltung. Hier gebe es laufend neue Vorgaben zu den Ställen und die Preise gingen in den Keller. Auch würden inzwischen zu viele Flächen zu Baugebieten, obwohl gerade Wiesen sehr viel CO² speichern würden.

Bauer betonte, daß die Gesellschaft „zu weit weg“ von der Landwirtschaft sei, hier sollten die schulischen Lehrpläne verbessert werden. Zum Flächenfraß stellte sie fest, daß das Bauen in die Fläche günstiger sei als in die Höhe, eine nachverdichtung in den Kommunen wäre sinnvoller, da müssten Bund – Land – Kommunen zusammenhalten.

„Die Landwirte sind nicht daran schuld, was in den Städten passiert“ sagte sie zu den

Problemen mit Hitzestau und fehlendem Grün in den Städten.

Aiwanger bemerkte, daß viele Ställe mit Tierwohl-Geldern gefördert wurden, kurz danach wurden neue Auflagen erlassen , welche Kontrollen und Strafen nach sich zogen. Trotzdem sei er froh, daß es noch eine Privilegierung der Landwirtschaft gebe.

Zum Thema Neubaugebiete bemerkte er, daß Bayern einen jährlichen Bevölkerungszuwachs von 100.000 Personen hätte, auch würden die durchschnittlichen Wohnflächen-Größen pro Familie steigen. Hier würden laufend neue Baugebiete und ergänzende Flächen benötigt. Alte Gebäude in den Ortskernen würden leer stehen, da die Sanierungs- oder auch Entsorgungskosten zu teuer seien.

Oßner stellte fest, daß es nicht DIE Politik / Landwirtschaftspolitik gebe, es gebe sehr viele unterschiedliche Anforderungen. Er berichtete, daß in den 8 Jahren seiner Bundestags-Zugehörigkeit der Bundeshaushalt für Landwirtschaft verdoppelt worden sei, es wurden viele Positionen aufgestockt. Man solle allerdings den Wettbewerb mit ausländischen Produkten durch Subventionen oder Steuern auf die Importe kompensieren.

Die Landwirtschaft wird seit Jahren an den Pranger gestellt, dies müsse verändert werden !!!

 

Ortsobmann Sigmund Huber bedankte sich bei den Rednern für Ihre Ausführungen und ihre Stellungnahmen zu den Fragen aus der Runde und überreichte allen ein kleines regionales Geschenk. Ebenso dankte er allen Besuchern für Ihr Interesse und wünschte noch einen schönen Nachmittag.

Copyright: Gerlinde Hauer, Vilsbiburger Zeitung