Erntegespräch 2020
Zu Besuch bei Familie Schütz
Die Wetterkapriolen und ihre Auswirkungen auf die Ernte standen im Mittelpunkt eines Pressegesprächs der Bayerischen Bauernverbands Lichtenfels in Mosenberg. Zum Hof von Michael Schütz in Mosenberg gehören 150 Hektar landwirtschaftliche Fläche und über 100 Milchkühe. „Trotz ständiger Optimierung ist es leider so, dass die Dreschleistung alle Jahre abnimmt“, berichtet er. Die Ursache sieht er nicht nur in der zunehmenden Trockenheit, sondern in den Wetterkapriolen, die den Landwirten das Leben immer schwerer machen.
So sorgte der Frost im Frühjahr für große Schäden. Nach dem trockenen April mit überdurchschnittlich vielen Tagen mit weit über 20 Grad kam der endlich erhoffte Regen, doch dann sank in der Nacht zum 12. Mai die Temperatur teils weit unter dem Gefrierpunkt. Eine einzige Frostnacht vernichtete in wenigen Stunden große Teile der Blüten der Wintergerste. Viel zu kleine Körner und leere Ähren bedeuten für Michael Schütz zwischen 60 und 80 Prozent Ertragsausfall. „So etwas gab es noch nie“, betont auch sein Vater Josef Schütz (84 Jahre).
„Die Staubbeutel wurden so geschädigt, dass keine Befruchtung stattfinden konnte, und die Folge ist, dass von 23 Körnern nur eines sich wie gewohnt entwickelt“, erklärt Michael Schütz anhand einer leeren Ähre. Die Wintergerste wird im Herbst gesät, wobei der optimale Saat-Zeitpunkt einen wichtigen Einfluss auf die Höhe des Ertrags hat. Da die Wintergerste hauptsächlich als Futtergetreide genutzt wird, werden sicher einige Landwirte Futterausgleich zu kaufen müssen.
Roter Ring: Diese Ähre trägt kein einziges Korn.
Hellblauer Ring: Der Zwiewuchs, der sich durch die schwächen Bestände und die Frostnacht gebildet hat, bildet zwar Körner, jedoch sind diese zum Zeitpunkt der Ernte noch grün und verursachen so weitere Probleme beim Drusch und bei der Lagerung.
Der Wald ist schon lange nicht mehr die Sparkasse der Bauern
Etwas zufriedener sind die Landwirte mit der Entwicklung der Mais-Felder. Nachdem es lange Zeit zu wenig geregnet hatte, erholen sich die Pflanzen jetzt und es sei eine durchschnittliche bis gute Ernte zu erwarten, erklärt BBV-Kreisgeschäftsführer Hans Rebelein.
Sorgen macht den Landwirten allerdings die Ausbreitung des Borkenkäfers im Wald. „Der Wald war früher die Sparkasse des Bauern, doch nach dem totalem Preisverfall ist das nicht mehr so“, sagt Bienlein. Dem Wald fehle die Feuchtigkeit. „Wir sind in einem Bereich, wo man selbst 30 Liter Regen pro Quadratmeter an einem Tag nicht sieht.“ Weil in den tieferen Bodenschichten die Feuchtigkeit fehlt, vertrockneten Bäume regelrecht. „Während gesunde Bäume so viel Fruchtwasser erzeugen, dass der Bordenkäfer regelrecht ertrinkt, bestehen jetzt Bedingungen, in welchen sich der Käfer sehr wohl fühlt“, warnt Hans Rebelein. Daher hoffen die Landwirte, dass eine weitere Hitzewelle in diesem Sommer ausbleibt. Denn da der Regen weltweit nicht mehr so falle, wie es sein sollte, sei eine natürliche Wasserspeicherung fast nicht mehr möglich.
Quelle: Obermain Tagblatt 15.7.2020 Seite 6