Gleich mehrere Probleme mit dem Biber
Bauern haben massive Probleme
Bereits bei der Begrüßung der verschiedenen Behörden und Landwirten hat Michael Bienlein, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands darauf hingewiesen, dass es so mit der Ausbreitung des Bibers nicht mehr weitergehen kann: „Wir brauchen eine Art Managementplan wie bei Rehwild, damit wir den Ausgleich zwischen Biber und Tier und Pflanzenwelt wiederherstellen! Dazu zählt nicht nur ein ausreichender Schutz der Tiere, sondern auch eine ausreichende Bejagung. Die Schäden für die Umwelt und für die Grundstückseigentümer nehmen so massiv zu, dass es nicht mehr tragbar ist. Der Biber soll sich dort entwickeln, wo man mit den Einschränkungen leben kann und dort entnommen werden, wo die Einschränkungen zu groß werden. Durch den Wegfall tierischer Räuber sind wir mehr und mehr auf eine gezielte Bejagung angewiesen, vielleicht sogar einen Jäger, der speziell für die Bejagung von Bibern ausgebildet wurde!“.
Michelau/Schwürbitz
Martin Söllner, Ortsobmann von Schwürbitz, ist auf den Bayerischen Bauernverband Lichtenfels zugegangen, da mehrere Landwirte in seinem Ortsverband massive Probleme mit dem Biber haben. „Durch die Aufstauungen des Bibers können die Felder nicht mehr bewirtschaftet werden. Wo man vor zehn Jahren noch normalen Ackerbau betreiben konnte, könnte man jetzt schon fast Reis anbauen. Statt Gras wachsen inzwischen Binsen“, stellte er fest. Er selbst ist mit mehreren Feldstücken betroffen. Er konnte seine Anbaustrategie heuer nicht einhalten. So konnte er keinen Mais anbauen, sondern musste Soja ausprobieren. „Das nächste Problem ist die Ernte! Soja reift er spät ab und so muss ich schauen, dass ich überhaupt noch mit dem Mähdrescher auf die Flächen fahren kann.“
Das Wasser steht bereits fast auf dem Weg. Nur noch ein paar Zentimeter trennen die Straße vor einer Überschwemmung. Die seichte Umgebung veranlasst den Biber hoch aufzustauen, da er den Eingang seiner Höhle gerne mehr als 50 cm unter der Wasseroberfläche hat. Zusätzlich im Abfluss stört das Schilf, das inzwischen am Auslauf des Gebietes gewachsen ist. Durch die seichte Auslaufstelle konnten sich die Pflanzen (Schilf) gut etablieren und überwuchern nun den Auwald, der sich eigentlich entwickeln sollte. Im Winter bricht das Schilf ab und fällt wieder Richtung Boden. Die riesige Pflanzenmasse, die sich nun dem Wasser in die Quere stellt, verhindert zusätzlich ein richtiges Abfließen des Wassers. „Das ganze Problem ist erst entstanden, als der Abfluss wegen dem Hochwasserdamm verlegt werden musste“, so ein Anrainer. Durch den Rückstau muss der Biber noch weiter aufstauen, damit er einen guten Lebensraum haben kann.
Mehrere Lösungsmöglichkeiten wurden diskutiert
Ob man die Flächen im oberen Bereich dem Naturschutz zur Verfügung stellen sollte, wiesen die Besitzer zurück. „Die Ausgleichzahlungen entschädigen zwar den Verlust, aber langfristig werden die Flächen entwertet, da die Nutzung stark eingeschränkt wird. Niemand wird eine solche Fläche mehr zu einem normalen Preis kaufen, wenn die Bewirtschaftung nur noch mit Spezialgerät möglich ist“ darauf wiesen Hans Rebelein, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes, und die Eigentümer das Landratsamt und die Untere Naturschutzbehörde hin. „Ein Abschuss des Bibers kommt hier auch nicht in Frage!“ so Frau Berels, Vertreterin der Unteren Naturschutzbehörde.
Nach mehrmaligem hin und her konnte eine Lösung fürs Erste gefunden werden. Es soll ein tieferer Graben durch das Schilfgebiet gezogen werden, in dem das Schilf nicht wachsen kann. Durch den großen Abflussdurchschnitt soll dann das Wasser geleitet und das Gebiet entwässert werden. So muss der Biber weniger aufstauen und der Auwald kann sich schneller entwickeln. Zusätzlich soll das Schilf gemäht und abgefahren werden, dass es sich nicht im Abfluss staut. Inwieweit dieser Pflegeaufwand durchgeführt werden kann, muss noch von der Gemeinde her geprüft werden. „Grundsätzlich sind wir aber mit dieser Möglichkeit einverstanden“, erklärte der 2. Bürgermeister Jochen Weber.
Burkheim/Pfaffendorf
Ein ähnliches Problem hat auch Ortsobmann Edwin Kraus am Buchgraben und Kapellenbach. Die beiden Bäche sorgen für den Abfluss des Wassers zwischen Spießberg und Pfaffendorf und werden durch den Biber aufgestaut. Er bewirtschaftet mehrere Flächen an den Wasserläufen.
Bereits mehrere Dämme hat das Nagetier schon errichtet. Grund hierfür ist, dass sich der Biber im Wasser leichter fortbewegen kann als an Land. Er nutzt auch die anliegenden Felder als Nahrungsquelle. „Er frisst Maiskolben oder Zuckerrüben und hinterlässt ein Schlachtfeld. Er zieht einen Teil der Pflanzen mit in den Bach“, so Ortsobmann Edwin Kraus. Am Schlimmsten ist eine Wiese betroffen, in die regelrecht das Wasser läuft. „Ich wollte im Sommer mein Heu heimfahren, konnte es aber nicht, weil es zentimetertief im Wasser lag“, so der Eigentümer. „Der Bau des Bibers liegt hier an dieser Stelle, weshalb der Damm nicht entfernt werden kann. Die Biber sind geschützt und ihr Lebensraum darf nicht zerstört werden“, stellte Frau Berels fest, „Die anderen Dämme aber können wieder minimal zurückgebaut werden, dass die Bewirtschaftung wieder möglich ist."
Fürs erste eine Lösung gefunden?!
Ob sich diese Lösung als Praxistauglich herausstellt, bleibt abzuwarten. Fest steht aber: Der Biber darf bleiben, auch wenn er massive Schäden an den Nachbargrundstücken anrichtet und die vorhandene Tier- und Pflanzenwelt beeinträchtigt. Sollte die angestrebte Lösung zu weiteren Problemen führen, werden wir uns das Ganze nochmals anschauen.
Haben auch Sie Probleme mit dem Biber oder etwas anderes in ihrem Ortsverband? Dann kommen Sie gerne auf uns zu und wir versuchen in einem Vororttermin das Problem zu lösen. Wir scheuen uns nicht, die Beteiligten Behörden einzuladen und nach einer verträglichen Lösung zu suchen! Bitte wenden Sie sich hierfür an die Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands Lichtenfels unter 09573/3108090.