2021-06-08 Hundekot
© ALFRED THIERET

Hundekot macht unsere Tiere krank

Appelieren an die die Vernunft!

08.06.2021 | Immer wieder finden Landwirte die unschöne Hinterlassenschaften auf ihren Wiesen. Sie appellieren an das Verantwortungsbewusstsein und die Vernunft der Halter.

Mit der zunehmenden Anzahl von Hunden wird auch für die Landwirte das Problem der Verunreinigung ihrer Wiesen und Felder mit Hundekot immer stärker. Deshalb wenden sich die Köstner Landwirtsfamilie Elisabeth und Norbert Hofmann sowie Kreisbäuerin Marion Warmuth aus Tiefenroth, die vornehmlich Milchwirtschaft betreiben, und Jagdpächterin Marion Klemens zum wiederholten Mal an die Öffentlichkeit und appellieren vor allem an die Einsicht und Rücksichtnahme der Hundehalter.
Dazu nahmen sie die Köstner Stadträtin Dr. Andrea Starker mit ins Boot. Treffpunkt war beim modernen, offenen Laufstall der Familie Hofmann außerhalb der Ortschaft. Die Landwirtsfamilie besitzt 150 Rinder, darunter 75 Milchkühe

Hinterlassenschaften mitnehmen und im Abfalleimer entsorgen

„Es ist alle Jahre das Gleiche und wird immer mehr, die Leute gehen mit ihren Hunden spazieren und lassen sie außerhalb der Ortschaft frei laufen, und dann macht der Hund sein Geschäft in der Wiese“, stellte Marion Warmuth fest. Dieses Verhalten können die Landwirte und Milcherzeuger einfach nicht mehr hinnehmen.

„Wir alle gönnen dem Hund natürlich seinen Auslauf“, betonte Warmuth, schließlich habe sie ebenso wie die Familie Hofmann selbst zwei Hunde zuhause. Aber der Hund müsse seinem Besitzer auch gehorchen und auf Ruf wieder bei Fuß sein. Wenn das Tier unterwegs etwas hinterlassen hat, dann sollte sein Herrchen oder Frauchen die Hinterlassenschaft in einen Plastikbeutel geben und in einem Abfallbehälter entsorgen.

Die Kreisbäuerin machte auch auf das Bayerische Naturschutzgesetz aufmerksam, wonach landwirtschaftlich genutzte Flächen während der Nutzzeit nur auf vorhandenen Wegen betreten werden dürfen. Grundsätzlich sollte man den Hund davor abhalten, sein Geschäft auf Gehwegen, Kinderspielplätzen, öffentlichen Grundstücken und Grünanlagen, privaten Grundstücken, Wiesen und Äckern zu erledigen.

Am besten wäre es, wenn der Hundebesitzer seinen Hund dazu erziehen würde, sein Geschäft auf dem eigenen Grundstück zu machen. Hier sei dann auch die Entsorgung der Hinterlassenschaft unproblematischer. Es könne nicht sein, dass Hunde ihr Geschäft auf fremden Grundstücken erledigen, damit der Hundekot nicht auf dem eigenen Grundstück landet. „Wir können die Leute nur darauf aufmerksam machen und an ihren normalen Menschenverstand appellieren“, erklärte Marion Warmuth. Sie habe 60 Milchkühe. Vom Hundekot sind neben Milchvieh haltenden Betrieben auch Mastbetriebe und Aufzuchtbetriebe betroffen.

Krankheiten, Fehl- und Totgeburten sowie Ausbleiben der Milch

Die Stadträtin und Ärztin Dr. Andrea Starker verwies darauf, dass das Gras der Wiesen in Form von Frischfutter oder Silage an die Tiere verfüttert wird. Hundekot inWiesen stelle deshalb eine Gefahr für die Gesundheit der Kühe dar, da der Kot Parasiten enthalten könne. Durch das Mähwerk würden die Ausscheidungen breitflächig verteilt und landeten dann im Futtertrog der Kühe. In der Folge könnten die Tiere erkranken, Fehlund Totgeburten seien ebenfalls mögliche Folgen, sowie das Ausbleiben der Milch über einen längeren Zeitraum.

Dr. Starker möchte, dass das Problem der Verunreinigung von Wiesen durch Hundekot mehr in das öffentliche Bewusstsein getragen wird, damit sich die Hundebesitzer verantwortlich für ihr Tier verhalten und darauf achten, die Hinterlassenschaften ihrer Hunde zu
entsorgen, gerade auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Dadurch könne jeder Hundebesitzer einen Beitrag zur Sicherheit vor Erkrankungen der Milchkühe und somit auch der eigenen Nahrungskette leisten. Dabei sollten die Hundebesitzer nicht generell diffamiert werden, sondern im Sinne eines guten Miteinanders auf die Wichtigkeit der Einhaltung von gewissen Regeln hingewiesen werden.

Jagdpächterin: zu Brut- und Setzzeit Hunde an die Leine nehmen

Marion Warmuth sprach auch das Problem an, dass viele Hundebesitzer beim Gassigehen ihre aggressiven Hunde auch dann nicht an die Leine nehmen, wenn Leute mit oder ohne Hunde entgegenkommen. Diese werden dann oft von den kläffenden Tieren attackiert. Wenn man dann darum bittet, die Hunde an die Leine zu nehmen, werde der Hundebesitzer auch noch pampig. Marion Klemens, die für das Gebiet Kösten-Schönsreuth zuständige Jagdpächterin, berichtete über teilweise unvernünftige und uneinsichtige Hundebesitzer, die ihre Hunde im Wald und auf Wiesen frei herumlaufen lassen. Dies sei besonders in der Brut- und Setzzeit von Vögeln und Wildtieren schlimm. Die Vögel brüten ihre Eier aus und die Wildtiere wie Rehe und Hasen bringen ihre Jungen zur Welt. Die Jungtiere wie Rehkitze, Junghasen oder Fasanküken sitzen oft in hohen Wiesen. Sie müssten dringend vor stöbernden Hunden geschützt werden.

Sie sprach auch ein grundsätzliches Problem der heutigen Zeit an. Es gebe einfach heutzutage zu wenig Rücksichtnahme und zu wenig Respekt vor anderen Meinungen, jeder wolle nur seineeigenen Interessen durchsetzen.

Hundetourismus sorgt für Kothaufen und Reifenspuren am Hotspot

Es kam auch zur Sprache, dass sich in manchen Gegenden des Landkreises mit großen Wiesenflächen, vor allem im Bereich
der Mainwiesen, ein regelrechter Hundetourismus entwickelt habe. Hier könne man Leute aus den umliegenden Landkreisen wie Coburg, Kronach oder Bamberg beobachten, die diese Orte anfahren, um dann ihren Hunden Auslauf zu ermöglichen.

Norbert Hofmann führte dann die Teilnehmer zu einem dieser Hotspots, nämlich zu den weiträumigen Mainwiesen bei Kösten. Hier stellen die Hundebesitzer ihre Fahrzeuge ab, um dann mit ihren frei laufenden Hunden zu einer Runde bis zum Weingartener Weg, weiter Richtung Reundorf und zurück zum Ausgangspunkt, zu starten. Leider freuten sich die Hunde aber nicht nur über ihren Auslauf, sondern nutzten die Wiesen auch als Hundetoilette.

Gleich neben einem leeren Abfalleimer am Wegrand fand Hofmann in der Wiese einen Hundekothaufen. Auch Autospuren kann man am Rand der Wiese entdecken.

Abschließend betonten die Landwirte und die Jagdpächterin, dass sie nicht auf Konfrontation mit den Hundebesitzern gehen wollen. Vielmehr möchten sie an sie appellieren, ihrer Verantwortung als Hundehalter gerecht zu werden, indem sie ihre Vierbeiner nicht frei über landwirtschaftlich genutzte Flächen laufen lassen. Ganz besonders in der Vegetations- und Nutzzeit vonApril bis Oktober, damit diese nicht durch die Verschmutzung des Grünfutters mit Kot die Gesundheit der Kühe gefährden.

Quelle: Obermaintagblatt, 19.05.2021 Seite 3, "Hundekot kann Kühe krank machen" & ALFRED THIERET