Schlachtschüssel mit Politikern
Jürgen Baumgärtner und Landrat Christian Meißner stellen sich den Fragen
Vorgespräch bei Familie Holl
Heuer hat die Schlachtschüssel nicht gleich im Wirtshaus angefangen, sondern um den Politikern die momentare Situation zu verdeutlichen gleich auf den Betrieb der Familie Holl. Nicht nur die ganzen Schutzgebiete machen ihnen Probleme, sondern auch die Roten Gebiete, in denen verschärfte Auflagen herrschen. "WIr haben immer hier geschrien, wenn es um FFH-, Vogelschutz-, Wasserschutz- und Rote Gebiete gegangen ist", merkten die Landwirte an.
Neben den Hühnerställen hat die Familie Holl auch noch Milchkühe, Färsen und Zuchtbullen, die in ihrem Stall gehalten werden. Das nächste Problem ist, dass wir es nicht schaffen unsere Gülle sinnvoll auszubringen. "Laut der Verschärften Düngeverordnung, die aktuell geplant wird und unseren ganzen Schutzgebieten, in denen so gut wie alles nicht erlaubt ist, wird sich der Viehbestand wohl verringern müssen", so Simon Holl, "Keine Gülle mehr im Herbst zu Zwischenfrüchten, zu Raps oder Gerste kann ich überhaupt nicht verstehen. Raps nimmt z.B. im Herbst noch einiges an Stickstoff auf, der in der Pflanze dann fest gebunden ist. Ähnlich ist es bei der Zwischenfrucht. So speichert auch Ölrettich, wenn er nicht bereits frühzeitig abfriert, viele Nährstoffe. Bei diesem lauen Winterwetter nimmt er immernoch Nährstoffe auf."
"Vor ein paar Jahren wollen wir noch einen Stall bauen. Zum Glück haben wir das nicht gemacht", so Holl weiter. Er merkte an, wie unsicher die kommenden Zeiten für die Landwirte sind. "Keiner weiß, ob ich dass was ich heute baue, überhaupt noch in fünf Jahren so stehen darf."
Wildschweinplage
Familie Holl ägert sich zudem über die Bürokratisierung. "Ich darf nichtmal mehr ohne Antrag die Wiesen einebenen, damit ich Sie halbwegs wieder nutzen kann. Brechen mir die Wildschweine die Wiese am 16. März um, kann ich die Grasbüschel nicht mal mehr anwalzen bzw. die Nachsaat anwalzen, damit das Saatgut Bodenkontakt bekommt und so die Wiese wieder wachsen kann". Die gute Fachliche Praxis, die den Schülern einer Landwirtschaftsausbildung gelernt wird, wird durch Gesetze und Verbote so eingeschränkt , dass eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung der Flächen in Zukunft nicht mehr möglich ist.
Normalerweise müsste ein Landwirt selber entscheiden können, wenn der Einsatz notwendig ist, damit er in einem solchen Fall z.b. nur durch einem Foto dokumentieren muss, dass der Arbeitsgang nötig ist. Aber stattdessen müssen erst drei Anträge von mehreren Behörden mit unterschiedlichen Auflagen gestellt werden, damit die Wiese erst wieder mit Genehmigung in den Ursprungszustand zurückversetzt werden kann.
Im Gasthaus ging es mit einer schwarzen Flüssigkeit weiter....
Lothar Teuchgräber bemängelte dass zurzeit verwendete Nitratstellenmessnetz. Dazu brachte er eine schwarze Flüssigkeit mit. "Die Flüssigkeit, die so schlecht riecht und aussieht, stammt nicht aus einer Güllegrube, sodern von der Messstelle in Rattelsdorf, die für das ganze rote Gebiet im Landkreis Lichtenfels verantwortlich ist. ", so der stellvertretende Kreisobmann. In der Nähe der Messstelle liegt ein Bombenplatz, auf dem die Überbleibseln des 2. Weltkrieges verbudelt wurden. Dieser wird jetzt saniert. Die giftigen Materialien die Zurückbleiben werden durch den Einbau von Humus neutralisiert. Aus den mehreren tausend Kubikmetern Humus wird ein künstlicher Nährstoffeintrag in das Wasser eingeschleußt für die die Landwirte wieder schuldig gemacht werden.
Jürgen Baumgärtner bemängelt auch die Messstellen. Diese müssen saniert werden, damit sie verlässliche Werte liefern können. Dazu muss die Anzahl erhöht werden, damit wir die Problemstellen exakter ausweisen und bekämpfen können. Dies alles muss mit der Landwirtschaft geschehen.
Zudem wurde u.a. die Anleinpflicht von Hunden draußen auf den Wiesen und Äckern angesprochen. Es sollen Schilder aufgestellt und kontrolliert werden, ob sich die Besitzer daran halten Die streunenden Hunde verschmutzen nicht nur das Futter, sondern stören auch die Wiesenbrüter erheblich beim Nestbau sowie beim Brüten, wenn täglich mehrmals die Nester durchgestöbert werden. Weiterhin sollte gegenseitig Rücksicht genommen werden, damit z.B. landwirtschaftlichen Maschinen auf den Feldwegen ausgewichen wird.
Angeregt wurde, dass der Landkreis sich darum bemühen soll, dass Kiesgruben etc. durch Auffüllung wieder nutzbargemacht werden können. Das Problem besteht schon länger. Als Lösungsansatz läuft Im Landkreis bereits ein Pilotprojekt, in dem Boden mit der gleichen Belastung auch wieder dort eingefüllt werden darf, wo eine ähnliche Grundbelastung besteht. Langfristig soll so dem Absenken des Grundwasserspiegels entgegen gewirkt und die Bauschuttdeponien entlastet werden.
Zu den JGS-Anlagen sagte Baumgärtner: "Wer Probleme mit dem Bau von JGS-ANlagen hat, der soll sich an ihn wenden. Ich versuche dann im Rahmen meiner Möglichkeite eine Einigung zu erwirken. Es kann ja nicht sein, dass im Landkreis drei Kilometer entfernt vom Landkreis eine Grube genehmigt und gebaut wird und im Landkreis Lichtenfels scheiterts schon an den Anforderungen beim Bauantrag."
Weiterhin findet Jürgen Baumgärtner, dass die Bauernmillarde zwar eine schlechte Bezeichnung ist, dass Geld aber schon gebraucht werden kann. Es soll den Betrieben gegeben werden, die durch die Auflagen einen Nachteil gegenüber anderen Betrieben haben. Zusätzlich fordert er noch, dass weiteres Geld in die Forschung und Entwicklung von Tierschutz und Pflanzen gesteckt wird, damit es hier nicht zu einem Bruch der Strukturen kommt.
Zudem setzt er auf Direktvermarktung, sowie den Verkauf von regionalen Lebensmitteln in der Region. "Wenn eine Kantine gebaut wird, müssen auch regionale Lebensmittel dort verbraucht werden, um nicht nur die Region, sondern auch das Bewusstsein, woher meine Lebensmittel kommen, zu stärken."
Kritische Worte gab es zum Thema Mercusor. Er ist für das Abkommen, was die anwesenden Landwirte nicht verstehen können. Es wird belastende Lebensmittel die Türe geöffnet, die zu schlechteren Standards produziert werden. Von den Heimischen Bauern werden aber immer höhere Standards gefordert. Das passt so nicht zusammen!", so ein entrüsteter Landwirt.