Stallgespräch bei Familie Holl
Vorbericht zur Grünen Woche
"Es ist nicht ganz einfach in unserem Gebiet Landwirt zu sein", stellte Simon Holl klar. Sein Betriebssitz liegt in Stöcken bei Schney. Dort führt eine kleine Straße entlang, auf der aber nur selten Leute unterwegs sind. Nicht nur deshalb hat die Familie ihren Hofladen nicht direkt am Hof sondern in einen alten Eisenbahnwagon in Michelau. Sie bauten ihn um zum Verkaufsstand, der 24 Stunden täglich 365 Tage im Jahr geöffnet ist. Bezahlt wird über einen Automat bzw. einer Vertrauenskasse. Die Leute bedienen sich selbst.
Dort gibt es nicht nur Eier von den mobilen Ställen, sondern auch regionale Produkte aus der Region von anderen Landwirten. So sind z.B. auch Nudeln, Käse, Marmeladen, Müsli, Honig und weitere saisonale Erzeugnisse verfügbar. Auf Vorbestellung können auch Rindfleischpakete geordert werden. Diverse Käseprodukte stellt Familie Schmitt aus Thelitz her und verkauft diesen auch über den Stand.
Die drei mobilen Hühnerställe mit 950 Hühnern stehen aber nicht auf einer Wiese, sondern auf eingesäten Ackerflächen. Aber warum auf dem Acker? Die Wiesen liegen entwedert im FFH-Gebiet, Vogelschutz-oder Wasserschutzgebiet. Dort darf die Nutzungsart nicht geändert werden. D.h., sie dürfen die Ställe nicht darauf abstellen,da der Hühnerkot die Wiesen düngen würde. Es ist zwar erlaubt die Wiesen zu mähen und das Futter abzufahren, aber keine Düngung oder ähnliches. Deshalb wächst auch nicht so viel.
Nicht nur die ganzen Schutzgebiete machen den Holls Probleme, sondern auch die Roten Gebiete, in denen verschärfte Auflagen herrschen. "WIr haben immer hier geschrien, wenn es um FFH-, Vogelschutz-, Wasserschutz- und Rote Gebiete gegangen ist", merkten die Landwirte an.
Neben den Hühnerställen hat die Familie Holl auch noch Milchkühe, Färsen und Zuchtbullen, die in ihrem Stall gehalten werden. Das nächste Problem ist, dass wir es nicht schaffen unsere Gülle sinnvoll auszubringen. "Laut der Verschärften Düngeverordnung, die aktuell geplant wird und unseren ganzen Schutzgebieten, in denen so gut wie alles nicht erlaubt ist, wird sich der Viehbestand wohl verringern müssen", so Simon Holl, "Keine Gülle mehr im Herbst zu Zwischenfrüchten, zu Raps oder Gerste kann ich überhaupt nicht verstehen. Raps nimmt z.B. im Herbst noch einiges an Stickstoff auf, der in der Pflanze dann fest gebunden ist. Ähnlich ist es bei der Zwischenfrucht. So speichert auch Ölrettich, wenn er nicht bereits frühzeitig abfriert, viele Nährstoffe. Bei diesem lauen Winterwetter nimmt er immernoch Nährstoffe auf."
Gleiche Standards für alle ???
Was auch anderen Landwirten zurzeit aufstößt, ist das Mercosur-Abkommen. Es dürfen 99.000 Tonnen Rindfleisch aus den südamerikanischen Staaten importiert werden. Viele denken da an weite Steppenfelder, in denen wenige Rinder in einem großen Gebiet grasen. Der Schein trügt. Die Südamerikaner haben sich zu rießigen Betrieben zusammengeschlossen, in denen oft mehr als 100.000 RInder pro gehalten werden. Die Tiere werden eingepfercht und stehen das ganze Jahr im eigenen Kot und Urin. Zu Fressen gibt es in den letzten Monaten nur noch Kraftfutter, das angereichert mit Hormonen und Wachstumsreglern ist, sodass die Tiere möglichst schnell schlachtreif sind. Das Fleisch wird dann per Kühlcontainer über den Ozean geschifft, mehrere 1000 Kilometer, bis es dann bei uns auf den Teller landet.
Der Verbraucher isst dabei eine Mischung aus Hormonen und Wachstumsreglern, die die Rinder zuvor in Argentien bekommen haben. In der EU sind solche Mittel verboten, wie auch der pauschale Einsatz von Antibotika oder anderen Arzneimitteln. "Wir behandeln nur die Kühe, die auch eine Behandlung brauchen.", sagte Simon Holl. Er ist der Meinung, dass es eine gewisse Wettbewerbsgleichheit geben muss. "Wir können nicht Rindfleisch zum gleichen Preis produzieren, wie andere Länder, die weder Tierschutz, Auflagen, Verordnungen oder ähnliches einhalten müssen. Wir haben Auflagen, Verordnungen, Umweltschutzziele, Tierschutzziele einzuhalten, die aber nicht durch den Markt durch höhere Preise gewürdigt werden. Wir müssen die Standards für alle anpassen, sodass wir die gleiche Wettbewerbsgrundlage haben."