Von steigenden Kosten, frustrierten Landwirten und einer drohenden Importabhängigkeit
Pressemitteilung
Das Wetter passte zur Stimmung und zur Frage, die sich die beiden Betriebsleiter stellen: Ist die Erzeugung von heimischen Lebensmitteln in Zukunft noch möglich?
Alles wird teurer – auch für Landwirte. Grund dafür, sind die gestiegenen Preise für Futtermittel, Dünger, Verpackungsmaterial, Gas, Diesel und Strom, aber auch der innerhalb von 12 Monaten dreimal angehobene Mindestlohn. Eichfelder und Link spüren diese massiven Mehrbelastungen in ihren eigenen Betrieben enorm.
Beide Branchen - Gemüsebau und Ferkelerzeugung - sind sehr energieintensiv. „Ich zahle aktuell im Vergleich zum Vorjahr 100% mehr für den Diesel und über 200% mehr für den benötigten Stickstoffdünger“, so Eichfelder. „Die gestiegenen Kosten für die Bewässerung, Verpackung, Kühlung und Lagerung des Gemüses kommen noch hinzu. Diese Erhöhungen auf die Produkte umzulegen, die ich an den Lebensmitteleinzelhandel vermarkte, sind nur schwer umsetzbar.“ Grund dafür ist, dass die Verbraucher ebenfalls mit gestiegenen Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben und daher im Geschäft verstärkt zu günstigeren Produkten greifen, um selbst Kosten einzusparen.
Schweinehaltende Betriebe, wie der von Marion Link, haben neben den immens gestiegenen Futtermittelkosten noch mit den Folgen der Coronakrise und den Exporteinschränkungen durch die Afrikanische Schweinepest zu kämpfen. „Betriebe kompensieren die unzureichenden Marktleistungen mit dem Aufbrauchen eigener privater Finanzrücklagen. Auf Dauer kann das kein Betrieb aushalten.“, schildert Link. Hinzu kommen weitere tierwohlfördernde Auflagen für Viehhalter, die mit oftmals hohen Investitionen einhergehen. Diese sind aber finanziell für viele Betriebe nicht mehr tragbar. Zum einen fehlen auskömmliche Einnahmen, zum anderen reicht die bisherige Unterstützung durch die Politik nicht aus.
Die aktuelle Situation stellt die deutsche Landwirtschaft auf eine harte Probe. In den letzten 12 Jahren gaben über 50% der schweinehaltenden Landwirte in Bayern ihren Betrieb auf. Eine Weiterführung des Betriebes ist für den Nachwuchs perspektivlos und für Neueinsteiger sind die finanziellen Hürden und baulichen Auflagen zu hoch. Doch was passiert, wenn die Zahl der Betriebe immer weiter sinkt und der Nachwuchs fehlt? Importe aus dem Ausland sollen die Versorgungslücke füllen, die aufgrund niedrigerer Standards und geringerer Erzeugungskosten die Waren vorerst zu günstigeren Preisen, als heimische Betriebe, anbieten können.
„Bei einer Abhängigkeit von Importen, haben wir den Qualitätsstandard und die Preisgestaltung für Lebensmittel zukünftig nicht mehr in der Hand.“, betont Eichfelder, der sein Gemüse in Direktvermarktung und an den Lebensmitteleinzelhandel vertreibt.
Die Landwirtschaft will verbraucherorientiert produzieren, nachhaltig wirtschaften und die Versorgungssicherheit im eigenen Land bieten. Doch dafür müssen die Voraussetzungen für die Betriebe erst noch geschaffen werden und der Handel sich noch mehr zu heimischen Produkten bekennen.