Gemeinsamer Bauern-Frühschoppen in Esselbach
Mitentscheiden können ist das große Ziel
Zum Thema „Green Deal der EU – Zukunftstechnik für Zukunftslandwirte“ referierten Vertreter von Technik und Wissenschaft vor 400 Teilnehmern.
Einen Fendt-Schlepper der neuesten Generation vor der Tür, drinnen zünftige Blasmusik und dazu ein üppiges Weißwurstfrühstück. Genauso hatte der Bauernverband den ersten Bauern-Frühschoppen in der Geschichte organisiert. In der mit 400 Teilnehmern voll besetzten Spessarthalle in Esselbach begrüßte Stefan Köhler (Präsident BBV Unterfranken) alle Teilnehmer*Innen und gab schon mal einen kleinen Blick in die Zukunft, indem er seine Begrüßung von einem digitalen Roboter schreiben ließ. Danach gaben Andreas Loewel (Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft von AGCO Deutschland) sowie Prof. Dr. Peter Breunig (Hochschule Weihenstephan/Triesdorf) ihre Statements zum Hauptthema „Green Deal der EU – Zukunftstechnik für Zukunftslandwirte“ ab.
Die großen Ziele der Klimaneutralität und der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln nimmt die Industrie als Herausforderung an und hat auch Lösungen parat, so Loewel. Schließlich waren die Landwirte auch in der Vergangenheit großen Herausforderungen ausgesetzt und haben dies vorzüglich zum Wohle aller gemeistert. Nachdem sich die große Politik nicht genau festgelegt hat, wie die Vorgaben im Einzelnen zu verstehen sind, wird aktuell in alle Richtungen gearbeitet. Dabei ist die noch gezieltere Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf der Fläche genauso im Fokus wie die punktuelle Anwendung zusammen mit der mechanischen Hacke durch Roboter oder Bestandstechnik. In dieser Hinsicht wurde auch ein Hackroboter zu Beginn der Diskussionsrunde erklärt und in der Halle vorgeführt.
Auch nahm Prof. Breunig den Teilnehmern die Angst vor Veränderung. In einem Rückblick zeigte der den Wandel in der Landwirtschaft und Gesellschaft auf, den die Landwirte immer gut umgesetzt haben.
Wissenschaftliche Erkenntnisse werden weiterhin einen großen Einfluss auf Landwirtschaft und Ernährung haben. Auch wenn in der Europäischen Union genetische Veränderungen noch abgelehnt werden, so haben gerade diese einen großen Einfluss auf die zukünftige Nahrungsmittelproduktion, so Breunig. Am Beispiel der Genom-Analyse zeigt er deren Vorteile auf. Ein Qualitätsmangel entstehe nicht, auch ein Nachweis, dass diese Technik zum Einsatz kam, ist bisher nicht möglich. Hier müsse sich die Europäische Union noch bewegen, sonst erschwere sie die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Landwirte. Allen Landwirten und Landwirtinnen empfiehlt er, sich möglichst breit aufzustellen und in der zukünftigen Ausrichtung beweglich zu bleiben. Nur damit können die Betriebe immer wieder anstehende politische Richtungswechsel wirtschaftlich meistern.
In der Diskussionsrunde nach der Methode „Fish-Bowl“, die von Eugen Köhler (Bezirksgeschäftsführer BBV Unterfranken) moderiert wurde, betonte Prof. Breunig nochmals die knappe Ressource „landwirtschaftliche Fläche“, die weiter an Bedeutung gewinnt. Im Fokus müsse laut Prof. Breunig neben Umweltaspekten weiterhin die Effizienzsteigerung und auch die Ertragssteigerung stehen. Auch Loewel empfahl den „Zukunftsbauern“ auf Diversifizierung zu achten und auch darauf, gekaufte Technik mindestens 10 Jahre intensiv nutzen zu können. Fendt werde eine hocheffiziente Zukunftstechnik auf den Markt bringen.
In dem Diskussionszirkel aus Strohbüscheln, in dem sich zusätzlich die Kreisobmänner Reinhard Wolz (Main-Spessart) und Jochen Herberich (Miltenberg) sowie Bezirksbäuerin Maria Hoßmann (Main-Spessart) und die Kreisbäuerinnen Diana Reinhart (Miltenberg) und Silvia Zieger (Aschaffenburg) befanden, beteiligten sich auch weitere Teilnehmer bei der Diskussion. Dabei wurden Fragen wie „Ist Laborfleisch aus dem Fermenter das Zukunftsmodell?“ sowie „Führt der Bioboom zu mehr Einkommen in der Landwirtschaft?“, „Wann lernt die Politik, dass politische Vorgaben in einem Bestandsschutz gesichert werden?“ und weitere diskutiert. Problematisch sei, dass auch die Politik sich durch viele Themen treiben lasse und damit wissenschaftlich fundierte Lösungen ausblendet, so Prof. Breunig. Den mangelnden Stellenwert der Landwirtschaft werde die Gesellschaft noch teuer bezahlen, so ein Diskussionsteilnehmer.
Ziel ist es in eine Position zu kommen, in der man mitdiskutieren und mitentscheiden könne. Nur damit ist die Zukunft der Landwirte und damit auch die Lebensmittelproduktion durch uns Bauern gesichert, so Stefan Köhler.
Zuletzt bedankte sich Maria Hoßmann bei den Mithelfenden des ersten Bauern-Frühschoppens, bei allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen und beendete die Veranstaltung mit den Worten „Nichts ist beständiger als der Wandel“.