Schweinehaltende Betriebe in der Krise
BBV ruft zu mehr Patriotismus beim Fleischkauf auf
Bei klirrender Kälte erklärt Landwirt Christian Endres auf seinem 2013 übernommenen schweinehaltenden Betrieb im Außenbereich Rohrbachs die Misere. Bei einem Verkaufspreis von 1,20€/kg Schlachtgewicht sei die Haltung von Schweinen ein Minusgeschäft. Besonders hart trifft es auch die Betriebe mit Zuchtschweinehaltung, deren Erlös auch deutlich unterhalb der Kostendeckung liege, so Endres. Vor allem die Corona-Pandemie sowie gestiegene Futter- und Energiekosten und permanent hochgeschraubte Auflagen sorgen dafür, dass er bei jedem Verkauf einer Schweinepartie bis zu 5000 € verliere. Würde er seine Schweinehaltung aufgeben, könne er die Futtervorräte zu einem hohen Preis verkaufen, könnte aber künftig nie mehr Schweine halten. Dieses hoch einzuschätzende Durchhaltevermögen haben andere Schweine haltende Betriebe nicht, so Karl Köhler (Stellvertretender Kreisobmann). Er zeigt auf, dass innerhalb der letzten 6 Monaten alleine in einem Umkreis von 30 Kilometern um Rohrbach deutlich mehr als 3000 Mastplätze für immer aufgelöst wurden.
Kurzfristig verschärfte Auflagen setzen den Betrieben enorm zu
Ein Beispiel: Bis 08.12.2021 galt, dass 1 Wassernippel für 10 Tiere ausreicht, seit 10.12.2021 sind 2 schon ab 01.01.2022 nötig. Auch die kurzfristige Vorgabe seinen Schweinen organisches faserreiches Beschäftigungsmaterial vorlegen zu müssen, führte zu Versorgungsengpässen und hohen Kosten bei Weichholz. Andere im Gesetz genannte Möglichkeiten waren für Endres noch ungünstiger, weil diese nur mit hohem Aufwand einzuhalten sind. Und so gibt es zahlreiche Beispiele für überhastete behördliche Auflagen, die zu hastigen, meist überteuerten kurzfristigen Umstellungen zwingen.
Wie kann Schweine haltenden Betrieben geholfen werden?
Damit die hohe Qualität des deutschen Schweinefleisches künftig noch auf den Tellern landet, ist es wichtig, dass dies beim Einkauf auch sichtbar werden kann und von den Verbrauchern gesucht wird, so Stefan Köhler (Präsident Bauernverband Unterfranken). Vom Bauernverband wurde im Rahmen der Kampagne 5 x D (geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland) erste Erfolge erzielt. So hat sich Lidl bereit erklärt, schon im ersten Quartal 2022 und Aldi im vierten Quartal 2022 sein Frischfleisch auf 5 x D umzustellen. Zusätzlich fordert der Bauernverband für alle Verbraucherinnen und Verbraucher das Recht ein, auch bei verarbeitetem Fleisch die etwas hochpreisigere deutsche Qualität auf den Teller zu bekommen.
In dieser Hinsicht appelliert Elmar Konrad (BBV-Geschäftsführer) an den Patriotismus der Deutschen beim Fleischkauf und daran, dass die deutsche Tierhaltung entsprechend den Verbraucherwünschen stets angepasst wurde. Dabei ist wichtig, dass auch der Handel fair mit den Landwirten umgeht und der Landwirt von seiner Arbeit leben kann.
Viele Landwirte hegen eine große Hoffnung in die neue Bundesregierung. Dort werde die Landwirtschaft natürlich mit einem anderen Hintergrund beachtet, so Köhler. Jedoch werden die Ergebnisse der Borchert-Kommission als wichtige Leitlinie beachtet und die Arbeit der Landwirte im Sinne von Emissions- und Klimaschutz neu bewertet. Wichtig ist den Landwirten die Erkenntnis, dass eine Landwirtschaft vor Ort die hochgesteckten Klimaziele am besten berücksichtigt.