Neujahrpressegespräch
„Wir setzen weiter auf kooperativen Umwelt- und Naturschutz“
ÖDP-Volksbegehren als Hauptthema
„Ich wünsche mir, dass nicht Stimmung gegen die Landwirtschaft gemacht wird, sondern dass das bäuerliche Engagement für den Umwelt- und Naturschutz anerkannt wird.“ Das ÖDP-Volksbegehren war das Hauptthema im gestrigen Neujahrspressegespräch des Bayerischen Bauernverbandes mit Stefan Köhler, dem Präsidenten des Bezirksverbandes Unterfranken und Direktor Dr. Wilhelm Böhmer. Präsident Stefan Köhler machte dabei deutlich, dass nichtsdestotrotz „die Landwirtschaft nicht das alleinige Problem ist“, so Köhler. Gleichzeitig forderte er die ganze Gesellschaft auf freiwillige Maßnahmen durchzuführen, welche immer noch besser seien als verordnete Maßnahmen.
Jeder zweite Bauer in Bayern hat sich vertraglich dazu verpflichtet, freiwillig mehr für den Umwelt- und Naturschutz zu tun. Beinahe 13 Milliarden Quadratmeter oder fast 40 Prozent der Fläche im Freistaat werden so nach den strengen Richtlinien der Agrarumweltprogramme bewirtschaftet. Die nötige Honorierung erhalten Landwirte über die Umweltprogramme der EU-Agrarpolitik und die dafür vom Freistaat Bayern zusätzlich bereitgestellten Gelder. Dass dieses Konzept wirkt, zeigt sich anhand von Zahlen: So sind laut Bayerischem Artenschutzbericht 80.000 der insgesamt 100.000 in Deutschland heimischen Arten in Bayern daheim. Darüber hinaus haben Wissenschaftler die Umsetzung der bayerischen Agrarumweltprogramme evaluiert und in einem Bericht 2016 bestätigt, dass sieben Milliarden Quadratmeter der geförderten Flächen ganz besonders zur Biodiversität beitragen.
Überdenkung des Konzeptes
„Die bayerischen Bauern sind es, die mit ihrer Arbeit auf den Feldern und Wiesen den Naturschutz in der Fläche tragen“, sagt Stefan Köhler, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes in Unterfranken. Doch durch das Volksbegehren zur Artenvielfalt ist dieses Konzept jetzt in Gefahr: „Die Initiatoren betonen zwar oft und gerne, dass die Landwirte unterstützt werden sollen. Doch kommt das Volksbegehren durch, wäre das glatte Gegenteil die Folge: Durch die geplanten Vorgaben und gesetzlichen Regelungen würde die Grundlage für den finanziellen Ausgleich in den bayerischen Agrarumweltprogrammen wegfallen. Und damit das Fundament für vieles, was die bayerischen Bäuerinnen und Bauern bereits heute für die Artenvielfalt und den Umwelt- und Naturschutz in ihrer Heimat leisten.“
„Die Initiatoren des Volksbegehrens setzen das bewährte Konzept aufs Spiel, ohne gleichzeitig eine Antwort darauf zu geben, wie die Bauernhöfe künftig überleben und der Umwelt- und Naturschutz in Bayern funktionieren soll. Das ist verantwortungslos – der Natur, als auch den Bauernfamilien gegenüber“, sagt Köhler und betont, dass Bauern großes Interesse daran haben, die Artenvielfalt zu schützen und die natürlichen Kreisläufe zu erhalten. „Das Volksbegehren zur Artenvielfalt jedoch ist der komplett falsche Weg. Statt das bäuerliche Engagement für den Umwelt- und Naturschutz anzuerkennen und weiter zu stärken, wird Stimmung gemacht und nach neuer Reglementierung gerufen“, sagt Köhler. „Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht!“
Befürwortung von Blühstreifen und -flächen seit 2011
In einem Schreiben hat der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl Anfang der Woche die Initiatoren des Volksbegehrens auf diese Probleme hingewiesen und das Angebot für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit beim Projekt „Bayern blüht auf“ gemacht: „Anstatt Unterschriften für ein Volksbegehren zu sammeln, das den bayerischen Bauern die Grundlagen für ihre nachhaltige Wirtschaftsweise zu nehmen droht, sollten gezielt Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt unterstützt werden“, regt Köhler an.
Gemeinsam mit dem Landesverband der bayerischen Imker ruft der Bauernverband bereits seit 2011 dazu auf, Blühstreifen und -flächen anzulegen. Jahr für Jahr legen bayerische Landwirte im Rahmen dieser Aktion, über das Greening in der EU-Agrarpolitik und die bayerischen Agrarumweltprogramme mehrere Tausend Kilometer Blühstreifen an. In diesem Jahr können sich Landwirte im Rahmen unserer Aktion zudem als Blüh-Botschafter bewerben, 500 engagierte Bauern werden dann mit kostenlosem Saatgut ausgestattet. „Ich fordere die Initiatoren des Volksbegehrens auf: Unterstützen Sie das Engagement der Bäuerinnen und Bauern. Anstatt den Bauern durch Stimmungsmache rund um das Volksbegehren das Leben schwer zu machen, könnten so mehr Landwirte mit insektenfreundlichen Saatgut ausgestattet werden und ein echter Beitrag für die Artenvielfalt in Bayern geleistet werden. Zusammen mit den Bauern und schneller als es jede gesetzliche Regelung aus dem Volksbegehren je könnte“, sagt Köhler.