Landfrauentag 2022 in Ottensoos
"Blick durchs Schlüsselloch in Richtung Zukunft", so das Thema des diesjährigen Landfrauentages.
"Das Band zwischen Bauern und Verbrauchern ist zerrissen"
sagte Marion Fischer und bedauerte es, „dass die Menschen zwar den Preis der Lebensmittel, aber nicht ihren Wert kennen“. Darum lande vieles in der Mülltonne, „weil es nichts kostet und nichts mehr wert ist“. Möglicherweise könne sich diese Einstellung wieder ändern, „denn auch in schwierigen Zeiten sind wir Bauern zuverlässige Lebensmittelproduzenten. Wir können zu großen Teilen dieses Land ernähren, aber nur, wenn man uns lässt und nicht gegen uns arbeitet.“ Sie sehe zwar viele Probleme aber auch viel Positives, Hoffnung, Nächstenliebe zwischen den Menschen und Toleranz.
Daran knüpfte Bundestagsabgeordneter a.D. Wolfgang Bosbach an, der auf unterhaltsame Art seine Sicht durchs Schlüsselloch vermittelte. Er fand es schade, dass nur große Katastrophen wie die Flut im Ahrtal oder der Krieg in der Ukraine „ein enormes Maß an Solidarität und Hilfe in der Gesellschaft zeigen, wenn die Not am größten ist“. Der Staat wäre überfordert, wenn er nicht auf dieses enorme ehrenamtliche Engagement zählen könne. Er sei der festen Überzeugung, dass man nur auf Dauer in Frieden leben könne, wenn man den Feinden von Demokratie und Freiheit entschlossen Paroli biete. Als die großen Herausforderungen der Zukunft sieht er neben einer geschlossenen Gesellschaft („Wir wissen oft nicht zu schätzen, wie gut es uns geht.“) die Bereiche Pflege („Wir bezahlen Arbeit an Maschinen besser wie Arbeit an Menschen.“) und Rente, die für ihn „keine staatliche Sozialleistung, sondern der Gegenwert für die Lebensleistung ist, die sie sich selbst erarbeitet haben“. Er plädierte für eine „flexible Gestaltung des Eintrittsalters“, denn mit einem weiteren Absenken des Niveaus und des Eintrittsalters löse man die Probleme nicht.
Wissen bezeichnete er als den wichtigsten Schatz der Gesellschaft und die Schulen als die besten öffentlichen Einrichtungen. Er plädierte für „enorme Anstrengungen, damit der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Leistung und sozialer Anforderung nicht verloren geht“.
Erfrischende Talkrunde
In einer erfrischenden Talkrunde, moderiert von Marlene Ramstöck, boten stellvertretend für die zahlreichen Ehrengäste aus Gesellschaft, Ämtern, Behörden, Wirtschaft, Politik und Kirche Marlene Mortler, Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer, Ralph Edelhäußer, Norbert Dünkel, Landrat und Bezirkstagspräsident Armin Kroder, Bürgermeister Klaus Falk, Sparkassenvorstandsmitglied Mathias Benk und Pfarrer Albrecht Kessel Einblicke in ihre Zukunftsgedanken, wobei der Tenor überwog, dass Zusammenhalt in der Gesellschaft der wichtigste Aspekt ist.
Dass ihm „seine Bäuerinnen und Bauern in der Heimat wichtiger waren als ein Posten im Ministerium in München“ betonte Kreisbäuerin Marion Fischer in ihrer Laudatio auf Werner Wolf, der 27 Jahre lang als Chef des Landwirtschaftsamtes kompetenter Ansprechpartner und Fürsprecher war. Auch im Namen des erkrankten Kreisobmanns Günther Felßner überreichte sie mit BBV-Kreisgeschäftsführer Jochen Loy eine Ehrenurkunde des bayerischen Bauernverbandes. Wolf selbst beschwor die Werte des ländlichen Raumes, die lebenslang begleitend sind. Dank und Blumen gab es auch für Irene Renner, die nach 47 Jahren in der BBVGeschäftsstelle in den verdienten Ruhestand geht.
Saalspende
Da die Saalspende in diesem Jahr an die Tafel im Nürnberger Land geht, nutzte deren Vorsitzender Wolfram Bauer die Gelegenheit, deren Notwendigkeit zu unterstreichen und zu betonen, dass man sehr dankbar für die Erzeugnisse von den Bauernmärkten sei.
Den unterhaltsamen Schlusspunkt setzten die Thalheimer Schuhplattler, die Kreisbäuerin Marion Fischer und Bürgermeister Klaus Falk an der Säge arbeiten ließen. Stellvertretende Kreisbäuerin Gerdi Maußner sprach abschließend von einer Veranstaltung, aus der man „gestärkt, motiviert und mit neuem Elan in den Alltag zurückgeht“.
Bilder (c) Lorenz Märtl und BBV
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