Kößlarn
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Bürgermeister Willi Lindner, stv. Ortsbäuerin Marianne Steiner, Ortsbäuerin Karin Leitl, stv. Kreisobmann und Referent Josef Hopper, stv. Ortsobmann Franz Bimesmeier und Ortsobmann Andreas Hofmann

Hat konventionelle Landwirtschaft und Tierhaltung bei uns noch Zukunft?

Veranstaltung in Kößlarn

27.02.2020 | Infoveranstaltung des BBV Kößlarn zu brandaktuellen Themen mit stellvertretendem Kreisobmann Josef Hopper in neuem Format

Dem BBV Kreisverband Passau ist der Kontakt zu den Mitgliedern enorm wichtig. Darum werden in diesem Frühjahr in den Ortsverbänden Versammlungen und Diskussionsrunden veranstaltet um ins Gespräch zu kommen.
So hat Ortsobmann Andreas Hofmann in das Gasthaus Bimesmeier geladen und konnte neben dem Referenten Josef Hopper 5 Bäuerinnen und 17 Bauern begrüßen, darunter Bürgermeister Willi Lindner, Ortsbäuerin Karin Leitl sowie die gesamte Ortsvorstandschaft. In seinen einleitenden Worten gab er einige Schlagworte des Abends vor: Düngeverordnung, gemeinsame Agrarpolitik, Bienenvolksbegehren, Land schafft Verbindung sowie Nutztierhaltungsverordnung, Diskussion um  Anbindehaltung und Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration.
Josef Hopper stieg gleich in das erste Fachthema Düngeverordnung ein. Ob die Ausweitung des Messstellennetzes hier Entspannung bringt bleibt abzuwarten. Das geplante Verbot der Düngung von Zwischenfrüchten ist für den Erosionsschutz in der Region eine Katastrophe. Das Verhältnis zu Land schafft Verbindung bezeichnete er als sehr gut und die Aktionen bringen viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, was auch der Landwirtschaftspolitik nützt. Öffentlichkeitsarbeit und Werbung macht auch „Unsere Bayerischen Bauern e.V.“, wobei hier die Mittel nicht so weit reichen wie früher bei der CMA. Warum es in Deutschland so schwierig ist eine praktikable Lösung bei der Ferkelkastration zu finden erläuterte er eben so ausführlich wie die Probleme bei der Umsetzung der Regelungen des Bienenvolksbegehrens. Hart ging er mit den Molkereien ins Gericht, die den Lieferanten zusätzliche Auflagen aufbürden oder mittlerweile Preisabschläge für Milch aus Anbindehaltung machen. Wie eine Veränderung der Tierhaltungsregeln wirkt zeigte Hopper am Beispiel Schwedens auf: Nach Einführung der der EU-weit höchsten Haltungsstandards hat sich die Zahl der Schweinehalter um 80 % reduziert, es gibt nur noch wenige Großbetriebe und der Selbstversorgungsgrad liegt nur noch bei 67 %! Wollen wir das auch bei  uns? In 20 Jahren wird die Tierhaltung bei uns sicher anders aussehen als jetzt, doch die Veränderungen müssen im Dialog geschehen und sich die Umsetzung an der Nutzungsdauer der Stallungen orientieren, sonst ist es vorbei mit der kleinstrukturierten Tierhaltung! Abschließend hatte er noch Zahlen über die Entwicklung der Landwirtschaft in der Gemeinde Kößlarn vom Jahr 2000 bis 2019 im Gepäck: So sank die Anzahl der Betriebe um 26 % und die Fläche pro Betrieb stieg um 25 % auf durchschnittlich 22,74 ha. In der Tierhaltung sank die Anzahl der Milchkühe um 15 % während die Zahl der Zuchtsauen um 34 % reduzierte. Die Mastschweinehaltung war mit einem Rückgang von 13 % noch am Stabilsten. Letztendlich liegt es an der Politik ob kleinstrukturierte Landwirtschaft und Tierhaltung wie wir sie kennen Zukunft hat oder zu Gunsten der Klima- und Umweltverbände geopfert wird! In der regen Diskussion wurde Hopper dann der Leitspruch „agieren statt reagieren“ für die Zukunft mit auf den Weg gegeben.