Bäume unter Druck
© BBV Hubert Hofmann
Machen sich für die Naturverjüngung im Wald stark (v.l.): ehem. Regierungsjagdberater Hans Parhofer, BBV Waldpräsident Siegfried Jäger, die beiden Bezirks-ARGE Sprecher Stefan Graf und Wolfgang Fisch, der neue Regierungsjagdberater Manfred Hofmeister, Regina Härtl vom AELF Schwandorf, Hubert Hofmann, BBV und Peter Stieglbauer vom AELF Landau

Bäume unter Druck: Klima, Käfer und Verbiss

Jagdvorsteher aus Niederbayern und der Oberpfalz auf der Spur des Zukunftswaldes

25.02.2025 | Wie der Wald von morgen aussehen kann, damit beschäftigten sich Jagdvorsteher der ARGE Jagdgenossenschaften aus Niederbayern und der Oberpfalz intensiv im Rahmen einer gemeinsamen Tagung in Bad Kötzting.

Die beiden Bezirks-ARGE-Sprecher Stefan Graf und Wolfgang Fisch haben sich hierzu einige Experten geholt, die zu aktuellen Themen in Sachen Wald und Jagd informieren. Waldpräsident Siegfried Jäger machte in seinem Grußwort deutlich, welche Gefahren aktuell die Landwirtschaft und auch die Jagdgenossenschaften bedrohen. „Ob Maul- und Klauenseuche, die Afrikanische Schweinepest oder die Blauzungenkrankheit – wir müssen durch konsequentes Handeln diese Krankheiten, die unsere Wild- und Haustierbestände bedrohen, in den Griff bekommen. Genauso gilt es unseren Wald durch konsequente Abschussplanerfüllung die Möglichkeit zu geben, fit für den Klimawandel zu werden.

Dr. Joachim Hamberger, Leiter des Amtes für bayerische Waldgenetik, kennt diese Herausforderungen an die zukünftigen Wälder in Bayern sehr gut. In seinem Vortrag macht er deutlich, dass sich unsere heimischen Fichten- und Kieferbestände zwar sehr wohl an den Klimawandel anpassen könnten, dass dies aber mindestens 1000 Jahre dauern würde. „So viel Zeit haben wir nicht! Die errechneten Prognosen für die Regionen in Ostbayern sind für unsere jetzigen Waldbestände extrem herausfordernd und führen schon jetzt zu einem flächigen Verlust von Wald durch Borkenkäfer, Stürme und Trockenheit. Für die Entscheidung, welche Forstkulturen wir heute bei uns etablieren wollen, müssen wir wissen, welche Temperaturen bei uns in 50, 100 oder 200 Jahren in der Oberpfalz und Niederbayern vorherrschen werden.“, so Hamberger. Dazu gäbe es valide Prognosen, die besorgniserregend seien. „Wir schauen uns deshalb schon jetzt in Regionen um, in denen die Verhältnisse ähnlich unserem Klima in 100 Jahren sind. Da sind wir im Augenblick so im Mittelmeerraum, beispielsweise in Korsika unterwegs.“ so Hamberger. Ob beispielsweise der Baumhasel oder die Atlaszeder bei uns gut wachsen, würde im Augenblick in Praxisanbauversuchen getestet. „Ich halte es für sinnvoll, dass wir passende Baumarten aus anderen Regionen bei uns etablieren. Nur so können wir unsere Wälder bei der Bewältigung des Klimawandels und den daraus resultierenden Kalamitäten helfen. Die Ablehnung neuer Baumarten in unserer Region durch manche Organisationen kann Hamberger nicht nachvollziehen. „Mit der Anpflanzung nichtheimischer aber dafür klimatoleranter Baumarten verkürzen wir die sowieso stattfindende Wanderung in Richtung Norden und haben dafür die Möglichkeit, unseren Wald zu ergänzen und auf Dauer zu erhalten. „Wegen der ökologischen und ökonomischen Bedeutung ist dies das Gebot der Stunde!“, so der Experte

Die Jagdvorsteher aus Niederbayern und der Oberpfalz informierten sich auch über die geplante Novelle des Bayerischen Jagdgesetzes, das Wirtschaftsminister Aiwanger zeitnah verabschieden möchte. BBV Bezirksgeschäftsführer Hubert Hofmann stellte die geplante Novellierung vor. „Grundsätzlich begrüßt der Bayerische Bauernverband gemeinsam mit einem breiten Verbändebündnis aus Bayerischem Waldbesitzerverband sowie der Familienbetriebe Land und Forst die beabsichtigte Novelle. Allerdings gibt es ein paar Kernpunkte die wir einfordern“, so Hofmann. Dazu zähle die Flexibilisierung der Jagdzeiten, was konkret die Vorverlegung der Schusszeit für wiederkäuendes Schalenwild ab dem 1. April sowie eine Verlängerung bis zum 31. Januar bedeutet. Die immer länger werdenden Vegetationsperioden würden dies notwendig machen. „Kritisch sehen wir die vollständige Aufhebung von verbindlichen Abschussplänen in roten Hegegemeinschaften und auch das Forstliche Gutachten muss als Grundlage für die Abschussplanung vollständig erhalten bleiben.“, so Hofmann. „Was unsere Jagdgenossenschaften ausdrücklich begrüßen, wäre die in der Novelle enthaltene Regelung, womit Flächen mit Photovoltaikanlagen als bejagbar erhalten bleiben.“ Das würde verhindern, dass im Rahmen des Solarbooms Jagdbögen oder ganze Gemeinschaftsjagdreviere die Mindestgröße unterschreiten und damit untergehen würden. 

Im Rahmen einer sich anschließenden Exkursion informierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der in Eigenregie geführten Jagdgenossenschaft Sackenried, wo dank der konsequenten Rehwildbejagung eine flächige Naturverjüngung aller relevanten Baumarten sichtbar war. „Ich bin beeindruckt was die Jagdgenossenschaft hier aus eigener Kraft realisiert hat. So eine Verjüngung der Tanne auf fast der gesamten Fläche ohne Schutz täte uns in der Fläche gut“, stellt Waldpräsident Jäger fest.

 

© BBV Hubert Hofmann Stefan Graf bedankte sich für das Referat
Bedankten sich für das Referat (v.l.) Stefan Graf, ARGE Sprecher Oberpfalz, Dr. Joachim Hamberger, Leiter des Amtes für Waldgenetik und Wolfgang Fisch, ARGE Sprecher Niederbayern
© BBV Hubert Hofmann Stefan Graf im Wald
Zeigt mit Freude die Naturverjüngung in seiner Jagdgenossenschaft Sackenried Stefan Graf, ARGE Sprecher und Jagdvorsteher