Bio Bayern Tour 2023 zu Gast in der Oberpfalz
Haflingerhof Doll gewährt Vertreter*innen von Presse, Politik und BBV Ehrenamt Einblicke in aktuelle Herausforderungen
Bio Bayern Tour 2023 macht Station in der Oberpfalz
Auch dieses Jahr lud der BBV Oberpfalz im Rahmen der bayernweiten Bio Bayern Tour zu einem Pressetermin auf einen interessanten und vielfältigen Bio Betrieb ein. Neben dem BBV Ehrenamt, vertreten durch Bezirksbäuerin Rita Götz, Bezirkspräsident Ely Eibisch, Kreisbäuerin Sabine Schindler und Richard Götz, Mitglied im BBV Landesfachausschuss für Ökolandbau, waren Landtagskandidat*innen von CSU, SPD, FW, Bündnis90/die Grünen und FDP eingeladen sich über die aktuelle Situation der Bayerischen Biobetriebe zu informieren. Zehn Kandidat*innen der Parteien nutzen die Gelegenheit. Bei strahlend blauen Himmel, Sonnenschein und angenehmen Temperaturen gaben Florian und Ina Doll beeindruckende Einblicke in ihren Arbeitsalltag und aktuelle Herausforderungen vor denen sie als Biobetrieb stehen.
Machen Sie sich ein Bild von der Veranstaltung über unseren Instagram Beitrag: https://www.instagram.com/reel/Cvg6eV4oGDV/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==
Herausforderung I: Sinkender Absatz von Bioprodukten, bei staatlicher Vorgabe von 30% Öko-Flächenanteil
Nach jahrzehntelanger Steigerung begann im ersten Quartal 2022 der Umsatz im Biobereich erstmals zu schrumpfen. Dieser Trend setzt sich bis heute fort. Gleichzeitig verlagert sich der Hautumsatz von Bioprodukten immer mehr in Lebensmitteleinzelhandel und die Discounter. Gerade Bio-, Hof- und Naturkostläden leiden besonders stark unter dieser Entwicklung.
Mit dem politischen Ziel 30% Bio im Jahr 2023 steht momentan im Widerspruch zum sinkenden Absatzmarkt. Ein Ausbau der ökologischen Landwirtschaft ist notwendig, aber wie? Hinzu kommt, dass die Erzeugungskosten im Biobereich ansteigen, die Erzeugerpreise jedoch nicht mithalten können, auch aufgrund der zurückgehenden Nachfrage. Ein Mehr an Bioerzeugnissen könnte den Preisdruck auf bestehende Bio-Betriebe verschärfen, so die Befürchtung vieler Biobetriebe.
Um die Märkte für Bio aus Bayern auszubauen ist es daher erforderlich auch auf die Herkunft von Lebensmitteln zu achten. Bio-Regionalität als Teil einer Lösungsstrategie, nicht nur im Lebensmitteleinzelhandel sondern auch in der Gemeinschaftsverpflegung. Hier kommt den staatlichen Versorgungseinrichtungen eine tragende Rolle zu: in öffentlichen Kantinen, Schul- und Universitätsmensen etc. braucht es eine verbindliche Zielvorgabe darüber wie hoch der Anteil von bio-regionalen Lebensmitteln sein soll.
Herausforderung II: Extremwetter durch Klimawandel
Bedingt durch den Klimawandel nehmen die Extremwetterereignisse rasant zu: von Starkregenfällen und Hagel bis hin zu Rekordhitze und Dürre beeinflusst der Klimawandel die landwirtschaftliche Produktion massiv. Betroffen davon ist die ökologische Landwirtschaft genauso wie die konventionelle. Gleichzeitig steht die Landwirtschaft im Fadenkreuz. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass der Sektor Landwirtschaft für 7,4% der gesamten Treibausgas Emissionen Deutschlands verantwortlich sind (2021). Ein Großteil der landwirtschaftlichen Emissionen, rund
59%, werden der Tierhaltung zugesprochen. (Quelle: Umwelt Bundesamt).
Gleichzeitig trägt Landwirtschaft CO2 aktiv zum Klimaschutz bei: Land- und Forstwirtschaft haben ein enormes Potential CO2 zu speichern. Darüber hinaus werden nachwachsende Rohstoffe auf landwirtschaftlichen Flächen erzeugt (Quellen: BBV Klimaschutzstrategie, agrarheute.com ) . Gerade die ökologische Landwirtschaft ist hier in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen. Das BBV Kredo ist daher: wir sind Teil der Lösung! Weitere Informationen zur BBV Klimaschutzstrategie unter: https://www.bayerischerbauernverband.de/teil-der-loesung
Neben den direkten Effekten des Klimawandels, wie Niederschläge, Dürren und Dauerfrost, verschärfen auch indirekte Effekte wie die Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten, Bodenerosion und ein gestiegenes Risiko für Ernteausfälle die Situation unserer Landwirt*innen. Auch hier sind mitunter politische Strategien zur Abfederung der Effekte durch den Klimawandel gefragt. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Herausforderung III: Bürokratie
Düngeverordnung, die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und Co.: die Tätigkeiten im Agrarbüro werden nicht nur digitaler sondern auch immer komplexer und arbeitsintensiver. Die Bewältigung der Aufzeichnungspflichten erfordert viel Zeit und Know-How. So müssen z. B. Landwirt*innen in Bayern im Zuge der Mehrfachantragsstellung dieses Jahr erstmals gewisse Dokumentationen über die eigens dafür, vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, bereitgestellte
FAL-BY App digital übermitteln. „Das ist eine Form der Selbstkontrolle,“ beschreibt Florian Doll diese Vorgehensweise und schüttelt dabei den Kopf.
Auch werden von Landwirt*innen, trotz Ausbildung im landwirtschaftlichen Bereich immer mehr separate Sachkundenachweise gefordert, wie z. B. der §11 für Pferdehalter*innen.
Ca. 4,5h pro Woche verbringt Florian Doll mit Dokumentationsarbeiten. Einiges davon könnte er sich sparen, müsste er nicht z. B. Tiere bis zu dreimal in verschiedenen Datenbanken dokumentieren, weil die Datenbanken sich nicht untereinander austauschen (dürfen).