Online-Orgsbäuerinnentagung
© Rita Blümel

Online BBV-Ortsbäuerinnentagung

"Wir haben sehr unruhige Zeiten und man verliert schnell den Überblick"

01.04.2021 | Bei der Online-Tagung der BBV-Ortsbäuerinnen im Landkreis Regensburg standen Informationen für die Landfrauenarbeit im Vordergrund.

Kreisbäuerin Rita Blümel gab einen Rückblick auf die Bildungswerkveranstaltungen, die im Winter ausschließlich als Videokonferenzen durchgeführt wurden.
„Wir haben sehr unruhige Zeiten und man verliert schnell den Überblick“, sagte Kreisobmann Mayer. Der letzte Donnerstag mit dem  Hin und Her zu den Corona-Bestimmungen kam einer Katastrophe gleich. Wir müssen lernen, mit Corona umzugehen, dies sei das erste Gebot, betonte Mayer. Zum Punkt Tierwohl befand Mayer, dass die Landwirtschaft nicht wisse, wie es weitergehen soll. Was wünscht sich die Gesellschaft und wie wird es bezahlt? Weidewirtschaft mit Stallungen in beengten Ortslagen sei nicht durchführbar. Außerdem sprach er den Punkt Anbindehaltung und die Abzüge der Molkereien an. Es gebe Lichtblicke auf dem Markt. Die Getreide- und Rapspreise befinden sich zurzeit in einer Hochphase. Auch Schweine- und Ferkelpreise würden wieder anziehen. Dies gelte jedoch auch für die Betriebsmittelpreise. Viele Bäuerinnen und Bauern würden sich auf ihren Betrieben kaputt arbeiten, um diese zu erhalten. Der land- und forstwirtschaftliche Sozialversicherungsträger (SVLFG) registriere zunehmende Burnout- und Depressionsfälle in der Landwirtschaft. Jeder Betriebsleiter müsse jedoch selbst für sich entscheiden, wie weit er gehen könne.
 
Bei dem anschließendem Gespräch mit MdL Sylvia Stierstorfer standen die Fragen und Anliegen der Landfrauen im Vordergrund. „Corona kennt keine Grenzen“, sagte Sylvia Stierstorfer und bedankte sich für das außerordentliche Engagement aller, die sich für die Gesundheit und die Versorgung der Bevölkerung einsetzen. Trotz aller Widrigkeiten müsse man positiv nach vorne schauen, ergänzte Stierstorfer. Sie bezeichnete die Landfrauen als Herzstück, die sich darum bemühen, dass es auf den Betrieben und den Dörfern gut funktioniert. Der Freistaat Bayern leiste ebenfalls seinen Beitrag zur Unterstützung der Landwirtschaft. Vom bayerischen Landtag wurden für den laufenden Agrarhaushalt 1,7 Mrd. € eingestellt, 61 Mio. Euro mehr als im letzten Jahr. Damit werde auch die Arbeit der Landwirte in den Bereichen Klima- und Tierschutz sowie Biodiversität gefördert. Darin enthalten sind die Gelder für Maßnahmen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) in Höhe von 327,8 Mio. Euro. MdL Stierstorfer bezeichnete die Agrarministerkonferenz auf Bundesebene als ein hartes Ringen. Es konnte erreicht werden, dass für die nationale Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 60% der Direktzahlungen einkommenswirksam bleiben. Auch die Erhöhung des Förderzuschlags auf die ersten sechzig Hektar sowie die Förderung von Junglandwirten über die EU-Direktzahlungen sind ihrer Ansicht nach wichtige Punkte zur Stärkung der der kleinen und mittleren Betriebe. Sie bezeichnete die Planungssicherheit als die wichtigste Grundlage für die weitere Arbeit in den landwirtschaftlichen Betrieben. Kreisbäuerin Rita Blümel mahnte eine verlässliche Politik an und betonte, dass sich die Landfrauen mit aller Kraft einbringen. Leider würden die Ausgleichszahlungen an die Landwirte allzu gerne als Subventionen gebrandmarkt und mit zunehmenden Anforderungen und Auflagen überfrachtet.
 
Von Beate Stadler-Weikl wurde die Petition der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bezüglich des Siegels Geprüfte Qualität Bayern (GQB) angesprochen. Sylvia Stierstorfer teilte mit, dass die Angelegenheit aufgrund der zeitlichen Nähe zur Einreichung der Petition noch nicht im Agrarausschuss behandelt wurde. Es sei ein großes Anliegen, GQB nicht zu gefährden. Die Herkunft von Futtermitteln sei ein Thema, dürfe jedoch nicht dazu führen, dass die Kosten für die Landwirte weiter steigen. Bezüglich der Frage von Renate Knipfer nach einer Tierwohl-Prämie wies sie darauf hin, dass die Ergebnisse der Borchert-Kommission unterstützt werden.
 
Beate Stadler-Weikl erinnerte an die ausstehende vertiefte Untersuchung zu den geplanten Flutpoldern Eltheim und Wörthhof. MdL Stierstorfer bezeichnete das Verfahren als Endlosschleife. Die Ergebnisse der vertieften Untersuchungen sollten laut dem zuständigen Umweltministerium bereits Ende letzten Jahres vorliegen. „Seither habe ich beim Umweltminister mehrfach nachgehakt, um zumindest ein Zwischenergebnis zu erhalten, das mir leider bis dato noch nicht vorliegt. Ich werde mich natürlich weiterhin vehement dafür einsetzen, die Flutpolder zu verhindern. Die Projekte, die dem östlichen Landkreis mit Polder, Stromtrasse und Steinbruch zugemutet werden, sind einfach zu viel,“ so Stierstorfer.
 
Luzia Gröschl kritisierte die Verschwendung von Lebensmitteln. Der Lebensmitteleinzelhandel reklamiere immer wieder ohne Grund verpackte Lebensmittel und weise diese zurück. Diese müssten dann samt Verpackungsmaterial entsorgt werden. Damit werde die Umwelt zusätzlich belastet. Auch der Punkt Klimaschutz wurde von ihr angesprochen. Deutschland hätte 2020 die vorgegebenen Klimaziele erreicht, obwohl die Landwirtschaft nicht durch das Corona-Geschehen eingeschränkt war. MdL Stierstorfer erwiderte darauf, dass das letzte Jahr gezeigt habe, dass nicht die Landwirtschaft maßgeblich sei. Laut Umweltbundesamt sei der Anteil der Landwirtschaft an den CO2-Emmissionen nur mit 7,4% zu beziffern. Abschließend betonte die Stimmkreisabgeordnete, wie wichtig ihr die neu ins Leben gerufenen Projektwochen an den Schulen sind. Sie bat die Landfrauen hier weiterhin um ihre Unterstützung bei der Umsetzung. Der Freistaat hat hierfür die notwendigen Mittel bereitgestellt.
 
Wir haben im Haushalt derzeit rund 5 Mio jährlich, das bedeutet rein rechnerisch 500 Euro für 10.000 Klassen. Nachdem im Corona-jahr ohnehin wenig läuft, kann auch mehr je Klasse ausgegeben werden für gute Angebote.
 
Bettina Kammermeier von der SVLFG stellte die Gesundheits- und Präventionsangebote vor. Sie informierte über junge Angebote für LAK-Versicherte und rückte dabei das Präventionsprogramm „Stark gegen Stress“ in den Vordergrund. Selbst mit einem Betriebsaufgabe-Seminar könne die SVLFG aufwarten. Grundsätzlich sei die SVLFG mit ihren Angeboten präventiv unterwegs, betonte Kammermeier. Zum Schluss ihres Vortrags wies sie auf die Krisen-Hotline 0561 78 51 01 01 hin, die täglich rund um die Uhr erreichbar ist.
 
GF Josef Wittmann informierte über verschiedene Projekte und Kampagnen des BBV. Coronabedingt könne das Projekt „Schule fürs Leben“ zurzeit nicht anlaufen. VLF-Vorsitzende Michaela Tschuschner sprach zum Angebot von Online-Kochkursen. Den erstmalig durchgeführten Männerkochkurs-online bezeichnete sie als vollen Erfolg. Gesucht werden weiterhin Ernährungsfachfrauen für die Betreuung verschiedener Projekte, merkte Rita Blümel an. Erforderlich sei eine hauswirtschaftliche Ausbildung mit Ausbilder-Eignung. Der Kurs Agrarbürofachfrauen werde nach wie vor gut nachgefragt und zwischenzeitlich auch von Männern genutzt.