Teilnehmer Stallgespräch
© BBV Josef Wittmann
von links nach rechts: stv. Vors. der EG Südbayern Willi Wittmann; Werner Gollwitzer, AELF Schwandorf-Regensburg; Herbert Sturm; Kreisobmann Johann Mayer; Bezirksbäuerin Rita Blümel; Bezirkspräsident Josef Wutz

Stallgespräch auf dem Betrieb Sturm in Triftlfing

Gespräch zur Situation in der Schweinehaltung

18.02.2022 | Am Donnerstag, den 17.02.2022 informierten Fachleute aus Schweinehaltung, Beratung und Vermarktung anlässlich eines "Stallgesprächs" über die aktuelle Entwicklung in der Schweinezucht und der Schweinemast.

Bezirkspräsident Josef Wutz beschrieb die angespannte Situation der Schweinehalter, die Anforderungen und Wünsche des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) und der Gesellschaft hinsichtlich des Tierwohls.

Dabei kritisierte er besonders die LEH-Werbung. Bezirksbäuerin Rita Blümel fügte an, dass es nur noch wenige Schweinehalter im Landkreis Regensburg und der Oberpfalz gibt und die Bedienung von regionalen Siegeln, auch von Geprüfter Qualität Bayern (GQB) mit der erforderlichen Anzahl an Ferkeln gefährdet ist. Kreisobmann Mayer beschrieb ebenfalls den dramatischen Strukturwandel im Landkreis Regensburg und forderte von der Politik Rahmenbedingungen für die Ferkelerzeuger und Schweinemäster in Region ein, die wieder ein Auskommen und Perspektiven zulassen. "Auf den Betrieben  geht die Zukunftsangst um", sagte Mayer angesichts der Kostenexplosion, des Auflagendrucks und der miserablen Erzeugerpreise im Schweinebereich. Eine Umfrage bei Schweinehaltern in Baden-Würrtenberg habe ergeben, dass in 2030 nur noch ein Drittel der bestehenden Betriebe weiter eine Schweinehaltung betreiben wollen, so Mayer. Schnelle und unbürokratische Hilfen sind gefragt, um aus der Spirale nach unten herauszukommen.

Willi Wittmann, stv. Vorsitzender der EG Südbayern, ging auf die Ursachen der Misere ein und beschrieb die Lage aus Sicht der Schweinehaltung, der Schlachtung und der Vermarktung. Auch die Schlachtbetriebe würden zurzeit keine schwarzen Zahlen schreiben. In 2021 sind die vermarkteten Ferkel um 10 % und die geschlachteten Mastschweine um 8,6 % auf Ebene der EG Südbayern im Vergleich zu 2020 zurückgegangen.  In Bayern habe sich der Sauenbestand in 2021 um 13,4 % reduziert. Der Selbstversorgungsgrad an heimischen Ferkeln betrage in Bayern nur noch 73 % und werde wohl in den nächsten Jahren bis auf 55 % zurückgehen, merkte Wittmann an. Wenn  nach Abflauen von Corona wieder verstärkt Feste abgehalten werden, steige die Nachfrage nach Schweinefleisch wieder an, aber die notwendige heimische Ware werde nach dem erfolgten Bestandsabbau nicht mehr im gewünschten Umfang zur Verfügung stehen. Die Schweinepreise könnten dann wieder sprunghaft nach oben gehen. Bis Ende des Jahres würde der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch in Deutschland auf 100 % absinken.

Edelteile vom Schwein müssen bereits heute im großen Umfang aus EU-Mitgliedsländern bezogen werden. Er prophezeite, dass bei fehlender Unterstützung der Schweinehalter durch die Politik spätestens in fünf Jahren vermehrt Schweinefleisch aus dem Ausland importiert werden müsse. Die Uhr stehe auf zwei nach zwölf. Leider passiere zu wenig und echte Hilfen seien zurzeit nicht in Sicht.  Es gebe zu viele offene Fragen hinsichtlich des geforderten Umbaus der Schweinehaltung, ergänzte Fachberater Werner Gollwitzer vom AELF Regensburg-Schwandorf.      

 

© BBV Josef Wittmann Teilnehmer im Hof bei Sturm in Triftlfing
von links nach rechts: Johann Mayer, Alexander Sturm, Clemens Meßner, Rita Blümel, Willi Wittmann, Herbert Sturm, Werner Gollwitzer, Agnes Sturm, Josef Wutz