2200 Unterschriften gesammelt
Änderung der Düngeverordnung
Landwirtschaftsministerin Kaniber betonte eingangs, dass sie sich bereits mit Nachdruck für weitere Erleichterungen, insbesondere die schnellstmögliche Wiedereinführung der Derogationsregelung einsetze.
Wie die neue Düngeverordnung umgesetzt werden kann, beschäftigt Bayerns Bauern stark. Besonders die viehstarken Bauernfamilien rund um Rosenheim sind ratlos, wie die europäischen Vorschriften, welche wie eine Schablone über das ganze Land gelegt wurden, in der Region umsetzbar sind.
Da die neue Düngeverordnung Grünlandgebiete wie im Voralpenland massiv belastet, schlossen sich Experten aus landwirtschaftlichen Institutionen in Rosenheim zusammen, um Lösungsansätze zu erarbeiten. Neben dem Bauernverband, wirkten auch der Maschinenring, die AGL sowie das Landwirtschaftsamt mit. Für das lange geplante Gespräch mit der Ministerin wurden im Vorfeld Fakten gesammelt, Betriebe analysiert und Lösungsansätze gesucht.
"Es kann nicht sein, dass die Bauern, welche mit Gras nachhaltig und ökonomisch sinnvoll ihre Tiere füttern oder in einer Biogasanlage zu Strom umwandeln, derart benachteiligt werden", so Kreisobmann Bodmaier einleitend.
Die aktuelle Situation im Landkreis beschrieb Michael Höhensteiger vom Maschinenring. Aktuell müssen viele Rosenheimer Bauern den so dringend benötigten Dünger über 100 km weit weg transportieren und die fehlenden Nährstoffe durch Mineraldüngerzukauf kompensieren. Folglich ist klar, dass das Grünland eine Ausnahme bei der Gülledüngung braucht. Mit den momentanen Grenzwerten ist keine sinnvolle Kreislaufwirtschaft möglich. Die hervorragende Grundwasserqualität in und um Rosenheim zeigt, dass die Bauern auch in der Vergangenheit vernünftig gewirtschaftet haben. "Die finanzielle Belastung für das Verbringen der Gülle ist für unsere Familienbetriebe existenzbedrohend", so Höhensteiger. Zudem wurde deutlich, welch ein ökologischer Wahnsinn hinter dem Gülletransport steckt, da hier fast 90 % Wasser transportiert wird.
Josef Steingraber, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes in Rosenheim, stellte anhand eines reellen Rosenheimer Betriebes die Probleme der Verordnung dar. Zusammen diskutierte man auch mit dem extra mitgereisten Ministerialrat Ludwig Wanner die vorgeschlagenen Lösungsansätze. Allen Beteiligten ist klar, dass akuter Handlungsbedarf besteht und auch sinnvoll ist. „Die Situation in Rosenheim und in der Region ist in München selbstverständlich bekannt", so Ministerin Kaniber. Der Rosenheimer Beispielbetrieb mitsamt seinen Zahlen und Daten wird auf Landesebene schon länger diskutiert. Diese und ähnliche Beispiele werden auch den Weg nach Berlin finden, versprach Michaela Kaniber, welche den Druck - auch nach Brüssel - erhöhen möchte.
Die Beteiligten waren sich durch die Bank einig: es gibt eine für den Landkreis besonders schnelle und sinnvolle Lösung und die heißt Derogation. Diese Regelung, welche von Brüssel genehmigt werden muss, ermöglicht es, auf Grünland mit einem nachgewiesenen, starken Nährstoffentzug mehr als 170 kg Stickstoff je Hektar auszubringen. Zudem müssen intensivere Forschungen für Aufbereitung und Ausbringung von Gülle auf den Weg gebracht werden.
Da der Ministerin die ernste Situation der Rosenheimer Bauern erkennbar bewusst ist, war die Übergabe von rund 2200 Unterschriften von Kreisobmann Bodmaier nur noch Formsache. Bei der vom Bauernverband angestoßenen Unterschriftenaktion setzten sich die Bauern neben der schnellstmöglichen Einführung der Derogation auch für eine praxistaugliche Ausbringungstechnik ein.