Hauptalmbegehung
im Almbezirk Brannenburg
Text u. Fotos Anto Hötzelsperger
Rosenheim/Bayern (hö) – Eindrucksvoll waren bei der heurigen Hauptalmbegehung des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) im Almbezirk Brannenburg die hohe Teilnehmerzahl, die Anzahl und Bedeutung der Ehrengäste und auch die Diskussionen. Der Wolf, der Brenner-Nordzulauf sowie die Kombi- bzw. Anbindehaltung prägten die Beiträge und die zuweilen leidenschaftlichen Antworten.
Die rund eintausend vom AVO gezählten Almbäuerinnen und Almbauern sowie die mit der Land- und Almwirtschaft verbundenen Behörden und Personen machten sich auf den rund 10 Kilometer langen Weg, um gemeinsam Schönheiten der Landschaften zu genießen, aber auch ernste Sorgen mitzuteilen. Die ersten Willkommensgrüße gab es von Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher. In erster Linie sprachen Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir den Frauen und Männern, die mit ihrer Landwirtschaft echte Landschaftspflege leisten einen Dank aus. Bei den Themen „Wolf“, „Brenner Nordzulauf“ und „Anbindehaltung“ verlangte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber mehr als schöne Worte aus Berlin und Brüssel und leidenschaftlich widerlegte sie einige zuvor vom Bundeslandwirtschaftsminister geäußerte Aussagen. Und auch im Laufe des Tages bei den verschiedenen Almbesuchen traten unterschiedliche Positionen, unter anderem von Vertretern vom Bund Naturschutz und vom Wolfsbeauftragten des Landesverbandes für Vogel- und Naturschutz (LBV) zutage. Angesichts der zu sehenden Natur-Gestaltung war es bei der Schweinsteigeralm klar erkennbar, dass ein Schutzzaun gegen den Wolf nicht machbar ist. Almbäuerin und zugleich Kreisbäuerin vom Bauernverband Rosenheim Katharina Kern sagte hierzu: „Es geht nicht darum, dass wir immer wieder wegen unserem Fleiß und ob unserem Herzblut-Einsatz gelobt werden, es geht schlichtweg um unsere Lebensgrundlage“. Die Lebensgrundlage der Tal- und Almbauern in Gefahr sah auch Brannenburgs Bürgermeister Matthias Jockisch aufgrund der aktuellen Brenner-Nordzulauf-Planungen, er sagte: „Allein die vorgesehenen Baustellen-Einrichtungen für die nächsten 15 Jahre nehmen bäuerlichen Betrieben die Existenzgrundlage. Und wenn der Talbauer nicht mehr kann, dann ist seine Almbewirtschaftung auch weg – was ganz dem entsprach, was die Bayerische Landwirtschaftsministerin zuvor sagte mit den Worten: wenn eine Stalltür mal zu ist, dann ist und bleibt sie zu“.
Rosenheims Landrat Otto Lederer fasste in seinem Grußwort seine Eindrücke in drei Teilen zusammen. Erstens – so der Landrat – gilt es in Europa den Wolf-Schutz-Status zu senken, zweitens gilt es, für den Bergwald und dessen Baumbestand den Rotwildbestand anzupassen und drittens muss für den Brenner-Nordzulauf das maximal Mögliche unter den Boden gebaut werden. Josef Glatz und Hans Stöckl, die als Vorsitzender und Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins die Leitung der Begehung hatten, baten mit Blick auf die unterschiedlichen Interessen beziehungsweise großen Herausforderungen im Gespräch zu bleiben. Mehrfach wurden „Runde Tische“ und gemeinsame Termine angeregt und zugesagt. Ehrenlandesbäuerin Annemarie Biechl sagte auf die Frage, wie real sie die in Aussicht gestellten Lösungsbemühungen sehe, diplomatisch und aus eigener Erfahrung: „Sich gemeinsam auf den Weg zu machen ist richtig und wichtig ist es, miteinander zu reden. Letztlich aber zählt, was an echten Lösungen herauskommt“. Ein großes „Vergelt´s Gott galt abschließend im Zelt den vielen Ehrenamtlichen, die den Almbegehungstag vorbereiteten, für die Bewirtung und musikalische Gestaltung sorgten und sich für geregelte Verhältnisse auf Straße, Parkplätzen und Wegen bemühten“.